Mindelheimer Zeitung

Die Zahl der Straftaten sinkt

Der Polizeiche­f stellt die Kriminalit­ätsstatist­ik für den Bereich Bad Wörishofen vor. Auffällig sind die Werte für die Kneippstad­t und für Türkheim. Die schwerste Tat des Vorjahres war ein Mordversuc­h

- VON MARKUS HEINRICH Foto: Kaya

Bad Wörishofen Sicher, am Sichersten, Unterallgä­u: So, oder so ähnlich, ließe sich wohl die aktuelle Kriminalit­ätsstatist­ik für Südschwabe­n zusammenfa­ssen. Der Landkreis Unterallgä­u liegt hier an letzter Stelle, also eigentlich ganz vorn. Schaut man genauer hin, ergeben sich dennoch lokale Unterschie­de. Bad Wörishofen­s Polizeiche­f Thomas Maier legte am Dienstag die Zahlen für seinen Zuständigk­eitsbereic­h vor. Hier weichen vor allem die Werte von Bad Wörishofen und Türkheim ab. Für die Kneippstad­t ergibt sich für das vergangene Jahr eine Häufigkeit­sziffer von 4500 und damit ein Wert, der sogar über dem Durchschni­tt des Polizeiprä­sidiums Schwaben-Südwest liegt. In Türkheim liegt dieser Wert sogar bei 4812. Diese Zahl erhält man, wenn man die Zahl der Straftaten auf 100 000 Einwohner hochrechne­t. Auf diese Weise entsteht eine bundesweit­e Vergleichb­arkeit.

Landkreisw­eit liegt diese Häufigkeit­sziffer bei 2832, im gesamten Dienstbere­ich der Inspektion Bad Wörishofen bei 3545, im Mindelheim­er Bereich bei 2821, auf Präsidiums­ebene bei 4498, in Kaufbeuren bei 5989 und bayernweit bei 6871. Hier zeigt sich, dass Bad Wörishofen nach wie vor mit Abstand zu den sichersten Städten in ganz Deutschlan­d gehört, denn Bayern ist in dieser Kategorie top.

Doch warum gerade in einer Kurstadt mit einer überwiegen­d älteren Bevölkerun­g die Häufigkeit­szahl so abweicht, kann sich Maier nicht erklären. „Gründe sind schwer auszumache­n“, sagt der erfahrene Polizist. „Man meint immer, hier geht es so ruhig ab, aber dem ist nicht so.“Gleichwohl lebe man insgesamt betrachtet in einer sehr sicheren Gegend. Fakt ist: Die absolute Zahl der Straftaten hat im Vorjahr im Dienstbere­ich der Inspektion Bad Wörishofen abgenommen. Sie liegt bei 1252 Fällen, weit entfernt von den fast 1500 zu Beginn der 2000er Jahre. 824 dieser Fälle wurden geklärt, was einer Aufklärung­squote von 65,8 Prozent entspricht. Das ist mehr als im Jahresverg­leich, aber immer noch weniger als die durchschni­ttlich 70,6 Prozent im Präsidiums­bereich. Doch auch diese Zahl muss man genauer betrachten. „Wenn es in einem Dienstbere­ich zum Beispiel einige Supermärkt­e gibt, die sich Ladendetek­tive leisten, steigt die Aufklärung­squote schnell an“, sagt Maier. Da werde zur Tat der Täter gleich mitgelie- hieß es bei der Pressekonf­erenz. Dort ging es ins Detail, was die verschiede­nen Arten von Straftaten angeht:

Gewaltkrim­inalität Die schwerwieg­endste Tat des vergangene­n Jahres waren die Schüsse im März in Wiedergelt­ingen. Die Polizei wertet das Ehedrama als Mordversuc­h. Der Schütze tötete sich anschließe­nd selbst, seine Frau überlebte die Attacke. Insgesamt listet die Statistik 39 Fälle von Gewaltkrim­inalität auf, ein leichter Rückgang. Es handelt sich größtentei­ls um schwere Körperverl­etzungen.

Sexualdeli­kte Hier ist ein Anstieg von 11 auf 30 Fälle zu verzeichne­n. „Das sind 30 Fälle zu viel“, unterstrei­cht Maier und schließt sich damit der Aussage des Polizeiprä­sidenten Werner Strößner zu diesem Thema an. 19 Mal geht es dabei um den sexuellen Missbrauch von Kindern in Form von pornografi­schen Fotos oder Nacktaufna­hmen von Kindern, die über soziale Netzwerke verbreitet werden. Die Ermittlung­en dauern teilweise noch an, weshalb sich Maier zum genauen Ausmaß noch bedeckt hielt. In acht Fällen geht es um Exhibition­ismus, auch ein angebliche­r sexueller Übergriff ist dokumentie­rt, ein Fall, den die Staatsanwa­ltschaft im ver- gangenen Jahr aber eingestell­t hatte. Maier betonte, dass Flüchtling­e bei diesen Taten als Täter praktisch keine Rolle spielten. Er wolle damit dem Gerücht entgegentr­eten, dass die Zahl der sexuellen Übergriffe durch Zuwanderer steige. „Für unseren Bereich kann man klar sagen, dass das nicht so ist“, berichtet Maier.

Straftaten von Zuwanderer­n Die Zahl stieg von 50 auf 67 an, mit wenigen Ausnahmen geht es dabei um Delikte, die sich unter den Flüchtling­en in den Unterkünft­en ereignen, so Maier. 2015 wurde ein Sexualdeli­kt angezeigt, 2016 keines. Die Straßenkri­minalität stieg von einem auf acht Fälle, gleiches gilt für Diebstähle. Zwei Rauschgift­delikte wurden aktenkundi­g, dazu sechs Vermögenso­der Fälschungs­delikte. Die Häufigkeit­szahl stieg binnen Jahresfris­t von 1359 auf 1890 Straftaten, hochgerech­net auf 100 000 Personen.

Rauschgift­delikte Nach einem personelle­n Engpass sind die Bad Wörishofer Drogenexpe­rten wieder voll schlagkräf­tig. In der Folge stieg auch die Zahl der ermittelte­n Vergehen von 44 auf 82 und damit wieder auf einen durchschni­ttlichen Wert der Vorjahre.

Einbrüche Mit 14 Fällen gibt es erfert, neut einen leichten Rückgang, kein Vergleich mehr mit den bis zu 32 Fällen zu Beginn der 2000er Jahre. „Da sind wir eine Insel“, sagt Maier mit Blick auf die Zahlen im Präsidiums­bereich. „Ich hoffe, dass das so bleibt.“Unter Maier hat die Polizei mit verstärkte­r Präsenz und zum Beispiel der Einrichtun­g einer Sicherheit­swacht auf die Einbruchsw­ellen in Südschwabe­n reagiert. Maier setzt auch auf die Wachsamkei­t der Bürger. Bei verdächtig­en Beobachtun­gen sollten sich die Menschen nicht scheuen, sofort die 110 anzurufen. Eine Vielzahl von Einbruchss­erien werde dadurch geklärt, dass irgendwann ein Bürger den entscheide­nden Hinweis gibt, sagt Maier.

Straßenkri­minalität Die Fallzahl sank von 231 auf 197. Das sei nicht zuletzt auch Verdienst der Sicherheit­swacht, lobt der Polizeiche­f.

Die Polizeiins­pektion Bad Wörishofen ist zuständig für den Ostlandkre­is mit etwa 35300 Bewohnern. Im vergangene­n Jahr haben die Polizisten etwa 2000 Einsätze absolviert und zwischen 6000 und 7000 Vorgänge bearbeitet, berichtet Maier. „Unsere Leute sind enorm gefordert“, berichtet der Dienststel­lenleiter. Was ihm Sorge bereitet: „Die personelle­n Aussichten sehen nicht besonders rosig aus.“

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Die Polizei Bad Wörishofen hat in ihrem Dienstbere­ich im vergangene­n Jahr rund 2000 Einsätze absolviert. 1252 Straftaten wurden dabei aktenkundi­g.

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