Die „Rechtsaußen“werden wieder mehr
Fußball Der Berliner Journalist Ronny Blaschke stellt in der Kulturwerkstatt Memmingen das Ergebnis seiner Recherchen in der Fanszene vor. Dabei geht es nicht mehr um Einzelfälle
Memmingen Ultras sind fanatische Fußballanhänger und eigentlich geht es ihnen nur um Fußball und ihre Liebe zum Verein. Doch die Zeiten, in denen man sich unpolitisch gab, sind längst vorbei. Die Szene ist dabei, sich ideologisch auszudifferenzieren. Hooligans und Rechtsextreme unterwandern die Fankurven der Stadien: Das zumindest berichtete der aus Rostock stammende Berliner Journalist Ronny Blaschke über seine Recherchen in der Fußballszene. Er war in Memmingen im Rahmen einer Veranstaltung der SPD-Jugendorganisation (Jusos) in der Kulturwerkstatt Memmingen zu Gast.
Mit Unterstützung des Bayerischen Fußballverbandes ist der Buchautor, Referent und Moderator in der politischen Bildung aktiv. Sein Schwerpunktthema ist Gewalt und Diskriminierung im Sport.
Blaschke zeigte anhand einiger Beispiele auf, was sich in der Szene tut: Medien würden sich auf bengalische Fackeln in den Fankurven konzentrieren, weil sie sich an martialischen Fernsehbildern festhalten können. Doch diejenigen unter den Ultra-Fußballfans, die sich gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung aussprechen, würden im Verborgenen attackiert.
In Aachen, Essen und Dortmund, aber auch in bayerischen Städten sei zu beobachten, dass die wachsende Jugendkultur der Ultras, der besonders leidenschaftlichen Fußballfans, einen Wandel durchlebe. Rechte Hooligans, die sich in den 1990er Jahren zurückgezogen hätten, würden ihren Platz wieder beanspruchen. Im Zentrum steht laut Blaschke die Frage: Wie politisch dürfen, wie politisch müssen Fans im Stadion sein? Leider, so das Fazit des Journalisten, zeige sich ganz unverhohlen immer mehr eine Rechtsaußen-Einstellung in der Fan-Szene der großen wie auch der kleinen Vereine, quer durch alle Ligen.
Leider würden rechtsextreme Entgleisungen in der Öffentlichkeit „als lose Kette von Einzelverfehlungen“dargestellt, sagte Blaschke. Dass es sich aber vielmehr meist um typische, oft verabredete Verhaltensweisen handele, werde übersehen. Öffentlich durchaus bekannte Personen, Mitglieder der NPD und anderer extremer Gruppen würden offen in Fußballstadien auftreten.
Auch Beispiele wie das eines Kreisliga-Schiedsrichters, der vor etlichen Jahren in Nordrhein-Westfalen als NPD-Funktionär Sätze öffentlich machte wie „An erster Stelle steht für mich der Erhalt des deutschen Volkes, wie es geschichtlich gewachsen ist, diesem Ziel würde ich alles unterordnen“, hätten im Fußball bisher selten Konsequenzen nach sich gezogen. Denn der Schiedsrichter habe sich ja als Fußballer nichts zuschulden kommen lassen, erklärte Blaschke.