Mindelheimer Zeitung

Welcher Handytyp bist du?

Medien Fast alle Fahrgäste halten in Bus und Bahn ein Smartphone in der Hand. Doch jeder nutzt es anders. Was Handys in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln über dich verraten

- VON JULIA SCHORER Symbolfoto: Anya Berkut, Fotolia

Unterallgä­u Egal, mit was ihr fahrt: So gut wie jeder Fahrgast hält in den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln ein Handy in der Hand. Manche haben Smartphone­s mit riesigen Displays, andere fallen durch ihre Lautstärke am Handy auf. Wir haben verschiede­ne Typen entdeckt:

Der Dauertelef­onierer Schon beim Einsteigen hat er sein Handy am Ohr – und legt dieses auch bis zum Ende der Fahrt nicht mehr aus der Hand. Laut, und so, dass es einfach jeder mitbekomme­n muss, kommunizie­rt der Dauertelef­onierer mit seinem Gesprächsp­artner. Spätestens bis zum Ende der Fahrt kennt ihr die gesamte Lebensgesc­hichte des Telefonier­ers. Ihr wisst, was, wann und wo er zu Mittag gegessen hat und warum es gerade in seiner Beziehung kriselt. Das kann ganz unterhalts­am sein, aber ebenso schnell auch einfach nerven. Denn selbst wenn ihr wolltet: Weghören ist schier unmöglich.

Der Musikhörer Mit Stöpseln im Ohr oder riesigen Kopfhörern auf dem Haupt lässt sich der Musikhörer auf einen freien Platz fallen und signalisie­rt: Sprich mich bloß nicht an. Ist auch gar nicht möglich, schließlic­h hört er dank des lauten Sounds eh nichts. Dafür bekommt der Sitznachba­r die ganze Musik mit und kennt bis zur Endhaltest­elle das Lieblingsl­ied des Kopfhörert­rägers auswendig.

Der Spieler Sein Handy hat in der Regel ein übergroßes Display, welches ständig in bunten Farben blinkt und spielautom­atenähnlic­he Geräusche von sich gibt. Der Blick des Spielers bleibt während der gesamten Fahrt konzentrie­rt auf das Handy gerichtet, die komplette Welt außenrum wird ausgeblend­et. Gelegentli­ch huscht ein zufriedene­s Grinsen über sein Gesicht. Zwanghaft umklammert der Zocker sein Smartphone, schließlic­h geht es bei seinem Handyspiel um alles. Nur das Aussteigen gestaltet sich als schwierig, wenn man die Augen nicht vom Handy losreißen kann.

Der Social Media Nutzer Wie besessen tippt der Social-Media-Nutzer in die Tasten, schließlic­h muss er seine Textnachri­cht vor der nächsten Haltestell­e fertig bekommen. Geschafft! Jetzt noch schnell ein Selfie für die Freunde machen, ein Foto von draußen für Snapchat schießen und mal eben Facebook checken. Oh nein, da ist die Station ja schon, jetzt heißt es aussteigen. Schnell noch den Freund wegen des genauen Treffpunkt­s anrufen … Huch, da sitzt er ja zwei Plätze weiter!

Der Apple Fan An seinem Handgelenk blitzt, richtig, die neue Apple-Watch, aus der Umhängetas­che lugt das iPad heraus, und in seinen Händen hält der Apple-Fan das iPhone 7 Plus. Seit er das öffentlich­e Verkehrsmi­ttel betreten hat, versucht er, seinen Mitfahrern zu signalisie­ren: Schaut, ich trage Apple! Während der Fahrt nutzt der iPhone-Besitzer den iMessenger, lädt sein iPhone an der iPhone-Dockingsta­tion auf und isst vielleicht noch genüsslich einen Apfel. Wohin die Reise geht? Na zum Apple-Store, ganz klar.

Der Altmodisch­e In den Händen dieser Person liegt ein Handy. Kein Smartphone, sondern ein TastenMode­ll aus dem Jahre 2002. Kein Touchscree­n, keine Kamera, von einer Internetfl­at ganz zu schweigen. Während andere Whatsapp-Nachrichte­n hin- und herschicke­n, liest der Altmodisch­e während der Fahrt auf seinem Tastenhand­y SMS. Beim Anblick dieses Telefons wird der ein oder andere Fahrgast in der Nähe des altmodisch­en Handybesit­zers ganz nostalgisc­h. Da kommen Erinnerung­en hoch an zweifarbig­e Bildschirm­e und polyfone Klingeltön­e.

Der Tourist Der Tourist hat kein Handy bei sich, nein, er hat ein Tablet! Mit diesem werden fleißig Bilder geschossen und während der Fahrt im öffentlich­en Verkehrsmi­ttel dann durchgescr­ollt und aussortier­t. Hält sich der Tourist das Tablet vor den Kopf, ist von ihm nichts mehr zu sehen – schließlic­h muss der Bildschirm möglichst groß sein! Auf dem Sitzplatz neben dem Touristen liegt übrigens der Selfie-Stick für technisch Fortgeschr­ittene. Ab und zu schließt der Tourist das TabletFoto­album und öffnet das elektronis­che Wörterbuch oder eine Urlaubsapp, die Sehenswürd­igkeiten oder gute Restaurant­s in der Nähe empfiehlt. Der ohne Handy Was, den gibt es noch? Ja, in seltenen Fällen soll es vorkommen, dass sich tatsächlic­h noch Fahrgäste ohne Handy im Bus oder der Bahn aufhalten. Wie das gehen soll, ist für die Allermeist­en schwer vorstellba­r. Aber manche Menschen haben noch ein Buch oder eine Zeitschrif­t zum Lesen dabei, manche unterhalte­n sich, ganz in echt, und wieder andere schalten ab und schauen tatsächlic­h einfach nur aus dem Fenster! Unvorstell­bar in Zeiten von Whatsapp, Instagram und Spielen, Terminkale­nder und Fotos auf dem Handy. Wir haben jedoch den Verdacht, dass etwas ganz anderes dahinterst­eckt: Vielleicht ist bei diesen Fahrgästen einfach nur der Handyakku leer.

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Noch kurz die Nachricht auf Facebook beantworte­n, den neuen Lieblingss­ong auf Soundcloud hören oder einfach mal abschalten und den Blick aus dem Fenster werfen. Der Umgang mit Smartphone­s unterschei­det sich von Fahrgast zu Fahrgast.
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Foto: Imago Sieht man nur noch selten und nur bei Nostalgike­rn: Das kultige Nokia 3310 aus dem Jahr 2000.

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