Ängstliche Eislöwen gebändigt
Eishockey Der ESV Kaufbeuren stößt mit dem 6:3-Heimsieg gegen Dresden das Tor zum Halbfinale der Play-offs weit auf
Kaufbeuren „Oh, wie ist das schön“schallte es am Dienstagabend bereits Mitte des zweiten Drittel durch das weite Rund der altehrwürdigen Sparkassen-Arena. So mancher rotgelbe Fan schaute da bereits ungläubig auf die Anzeigetafel: Ein 5:0 prangte dort. Oft genug hatte Andreas Brockmann, Trainer des ESV Kaufbeuren, im Vorfeld des Playoff-Viertelfinales vor den Qualitäten der Sachsen sowohl in der Defensive als auch im Angriff gewarnt und den Gegner sogar zum „Geheimfavoriten auf die Meisterschaft“auserkoren. Doch von all diesen Qualitäten der Eislöwen war im vierten Spiel der Best-of-Seven-Serie nahezu nichts zu sehen – ansatzweise nur im letzten Abschnitt. So fegten die Buron Joker die Gäste mit 6:3 vom Eis.
„Wir waren sehr fokussiert von der ersten Sekunde an“, lobte Coach Brockmann. Seine Mannschaft habe Willen und Leidenschaft gezeigt: „Das erste Drittel war vom Tempo und von den Forechecks her hervorragend.“Seine Schützlinge führten bereits nach drei Minuten mit 1:0, Dresden schien überrumpelt. Vor allem der Torwart der Gäste, Kevin Nastiuk, dessen Fangquote in der Hauptrunde ligaweit zu den besten zählte, war an diesem Abend alles andere als ein sicherer Rückhalt für die Sachsen: In der siebten Minute pfef- ferte Joona Karevaara den Puck aufs Dresdner Gehäuse, Nastiuk rutschte die Scheibe durch die Schoner, Sami Blomqvist schob zum 2:0 ein. Der Schock für die Mannschaft von Bill Stewart war offenbar so groß, dass sie sich bis ins zweite Drittel nicht davon erholte. Nach den Treffern drei durch Jere Laaksonen (25.) in Überzahl und vier von Daniel Haase (27.) nahm Stewart Goalie Nastiuk vom Eis, dafür hütete nun Torwart Hannibal Weitzmann das Gehäuse. Um Zugriff aufs Spiel zu bekommen, hatte der Dresdner Coach seinem Team in der ersten Pause offenbar mit auf den Weg gegeben, nun eine härtere Gangart an den Tag zu legen. Folglich sprach Schiedsrichter Marc Naust eine Vielzahl an Strafminuten aus, allerdings gegen beide Teams. In dieser hektischen Phase nutzte Sami Blomqvist eine 5:3-Überzahlsituation und versenkte den Puck aus dem Getümmel heraus hinter Hannibal Weitzmann. Der Unparteiische hatte zwar zunächst Zweifel, ob die Scheibe tatsächlich regelkonform hinter der Linie war – der Videobeweis bestätigte aber das 5:0. Dresden glückte zwar aus dem Nichts der 1:5-Anschlusstreffer, als aber Michael Fröhlich nur kurz darauf das 6:1 schoss, war klar: Es muss im Schlussdrittel schon viel schief gehen, dass der ESVK sich diesen Sieg noch nehmen lässt. In den letzten 20 Minuten ließen die Kaufbeurer dann etwas nach. „Das war Kopfsache. Wenn du so hoch führst, denkst du, es geht schon, und machst kleine Fehler“, erklärte Simon Schütz, der nach seiner Pause am Sonntag wieder mit an Bord war, nach Spielende. Sein Abwehrkollege Denis Pfaffengut stimmte ihm zu: „Wir sind im dritten Drittel nicht mehr konsequent genug gewesen.“Doch ihr Trainer beruhigte sie: „In den Play-offs ist es am Ende egal, wie du gewinnst.“Sein Gegenüber Bill Stewart war nach dem Spiel gehörig angefressen. „Wir können ein Spiel knapp verlieren, wenn wir zuvor Willen und Leidenschaft gezeigt haben. Das haben wir aber nicht“, kritisierte der Italo-Kanadier.