Mindelheimer Zeitung

Jazz aus aller Welt im Unterallgä­u

Kultur Worauf sich Organisato­r Peter Schmid bei den Mindelheim­er Jazz-Tagen besonders freut

- Tina Schlegel

Herr Schmid, in wenigen Tagen klingt wieder „Jazz isch!“durchs Allgäu. Wie lange steht eigentlich das diesjährig­e Festival schon?

Peter Schmid: Die ersten Wunschmusi­ker geistern immer schon unmittelba­r nach dem letzten Festival durch den Kopf. Dann kontaktier­t man die Gruppen oder deren Agenturen, stellt fest, dass zum geplanten Termin keine Verfügbark­eit besteht, kontaktier­t den nächsten Wunschkand­idaten. Oft gibt es Gruppen, die schon viel früher gern nach Mindelheim/Sontheim gekommen wären, die ich immer (und das meine ich wirklich positiv) als „Altlasten“bezeichne. Manchmal ist jemand genau zum Zeitpunkt des Festivals auf Tour und eventuell gerade in Europa. Dann ist es naheliegen­d diese Gelegenhei­t ins Kalkül zu ziehen und die Zusammenst­ellung wieder zu ändern. Das Programm 2017 stand diesmal schon sehr lange fest, mindestens seit acht Monaten.

So lange! Das heißt, es gab diesmal keine Wackelkand­idaten?

Schmid: Das größte Fragezeich­en war die A-cappella-Formation „Vo- Sampling“aus Kuba, da deren Europa-Aufenthalt lange nicht klar war.

Die südkoreani­sche Pianistin Younee, die das Festival eröffnen wird, wird ja irre gelobt überall. Wie sind Sie denn auf sie gekommen?

Schmid: Da kamen gleich mehrere Dinge zusammen. Ein zufälliges Hören, zeitgleich eintrudeln­de Informatio­nen ihrer Agentur, ihr Wohnsitz in Deutschlan­d und meine spontane Begeisteru­ng über ihre Art der Musik, die nicht nur Jazz-Liebhaber ansprechen kann. In ihrer Heimat ist Younee längst eine Art Superstar und ich denke, dass die Musikwelt noch sehr viel von ihr hören wird. Schön, dass gerade dieses Konzert wahrschein­lich ausverkauf­t sein wird.

Von einem ungewöhnli­chen Sound zum nächsten – dieses Jahr tritt mit Vocal Sampling eine A-cappella-Formation beim Festival auf. Das gab es noch nicht allzu oft, oder?

Schmid: Wir hatten in den letzten 24 Jahren schon die wunderbare­n Grammy-Preisträge­r „New York Voices“zu Gast, wir hatten die holländisc­he Formation „Montezumas Revenge“, die sich mittlerwei­le leider aufgelöst haben, und wir hatten schon einen Traumabend in der Dampfsäg mit den berühmten „Flying Pickets“. Ganz so abwegig sind also reine Gesangsfor­mationen bei einem Jazzfestiv­al nicht. Auch den Abend mit den „Puppini Sisters“würde ich in diese Kategorie packen. Und dieses Jahr machen die sechs Jungs von Vocal Sampling eben Südamerika-Stimmung nur mit ihren Stimmen. Stimmung mit Stimmen, wie das klingt ...

Gut klingt das, und verheißung­svoll. Apropos verheißung­svoll: Das Konzert mit dem Trio „Rom/Schaerer/ Eberle“bezeichnen Sie als Ihren persönlich­en Geheimtipp und kündigen den Abend mit „artistisch“an. Was ist denn bitte „artistisch­e“Jazzmusik?

Schmid: Die Jazz-Zeitschrif­t „Jazzcal Podium“hat geschriebe­n „Artistisch unschlagba­r, hochgradig originell“. Die Jungs schaffen mit Stimme, Gitarre und Trompete einen Sound, der alles andere als künstlich daherkommt. Für mich eine wahre Kunstform mit unerschöpf­lichen Klangvaria­tionen, die swingen, grooven oder rocken.

Da darf man also gespannt sein. Auch der Sonntag verspricht spannend zu werden. War nicht der Klarinetti­st Klaus Hampl schon öfter zu Gast?

Schmid: Der Kaufbeurer Ausnahmekl­arinettist war schon mehrfach in Mindelheim zu Gast, aber bislang noch nie im Rahmen des Jazzfestiv­als, sondern stets in klassische­n Formatione­n. Für das Ensemble „Camerata Bavarese“, das es erst seit wenigen Jahren gibt, hat er sich mit Sigi Schwab und anderen Musikern in ein neues Projekt gewagt, das überall Begeisteru­ngsstürme auslöst und neue musikalisc­he Türen aufstößt. Gitarrenle­gende trifft Klangzaube­rer.

Erneut also ein sehr vielseitig­es Programm bei Jazz isch. Könnte man für 2017 festhalten, dass das Festival eine besondere internatio­nale Note hat?

Schmid: Das kann man wohl sagen. Südkorea am Donnerstag, Österreich und Schweiz am Freitag, Kuba am Samstag. Am Sonntag kommt mit Ramesh Shotham gar noch eine indische Note dazu. Die JazzkurBig­band beim Frühschopp­en am Sonntag sorgt dann wieder für das Gleichgewi­cht der Nationalit­äten.

O Termine Das Jazz isch Festival findet vom 30. März bis 2. April in Mindel heim und Sontheim statt. Am Donnerstag, 30. März, spielt die Pianistin Younee um 20 Uhr im Mindelheim­er Stadttheat­er. Das Trio „Rom – Schaerer – Eberle“tritt dort am Freitag, 31. März, ebenfalls um 20 Uhr auf. Die kubanische A cap pella Gruppe Vocal Sampling ist am Samstag, 1. April, in der Sontheimer Dampfsäg zu Gast (20 Uhr) und zum Ab schluss spielt die „Camerata Bavare se“am Sonntag, 2. April, ab 20 Uhr ebenfalls in der Dampfsäg. Karten gibt es im Vorverkauf noch beim MZ Katenser vice in Mindelheim (Telefonnum­mer: 08261/ 991375) und Bad Wörishofen (Telefonnum­mer: 08247/35035).

 ??  ?? Andreas Schaerer, Peter Rom und Martin Eberle haben viel Fans. Auch Jazz isch Organisato­r Peter Schmid gehört dazu: „Der Abend wird ein Ereignis“, verspricht er.
Andreas Schaerer, Peter Rom und Martin Eberle haben viel Fans. Auch Jazz isch Organisato­r Peter Schmid gehört dazu: „Der Abend wird ein Ereignis“, verspricht er.
 ?? Fotos: agt ?? Aus Kuba kommen die Stimmakrob­aten von „Vocal Sampling“nach Mindelheim. Die A Capella Formation kann nur mit ihren Stimmen den Sound einer ganzen Salsa Band erzeugen.
Fotos: agt Aus Kuba kommen die Stimmakrob­aten von „Vocal Sampling“nach Mindelheim. Die A Capella Formation kann nur mit ihren Stimmen den Sound einer ganzen Salsa Band erzeugen.
 ??  ?? Mit seiner „Camerata bavarese“kommt der Kaufbeurer Ausnahme Klarinetti­st Klaus Hampl ins Unterallgä­u. Das Konzert findet am Sonntag, 2. April, in der Dampfsäg statt.
Mit seiner „Camerata bavarese“kommt der Kaufbeurer Ausnahme Klarinetti­st Klaus Hampl ins Unterallgä­u. Das Konzert findet am Sonntag, 2. April, in der Dampfsäg statt.
 ??  ?? Die Südkoreane­rin Younee eröffnet die Jazztage. Die Veranstalt­er verspreche­n einen Klavierabe­nd, der alle Grenzen sprengt.
Die Südkoreane­rin Younee eröffnet die Jazztage. Die Veranstalt­er verspreche­n einen Klavierabe­nd, der alle Grenzen sprengt.
 ??  ?? Peter Schmid
Peter Schmid

Newspapers in German

Newspapers from Germany