Mindelheimer Zeitung

In Augsburg schlägt der Puls Europas

Aktion Zeitgleich gehen in 84 Städten in zwölf Ländern die Menschen auf die Straße, um sich für die EU einzusetze­n. In Ausburg überrascht der Andrang die Initiatore­n

- VON FRIDTJOF ATTERDAL Foto: Michael Hochgemuth

Augsburg Der Puls Europas schlägt jetzt auch in der Region. In Augsburg haben sich rund 1000 Menschen am Sonntag auf dem Rathauspla­tz versammelt, um die Stimme für Europa und gegen einen drohenden Zerfall der Europäisch­en Union zu erheben. In Sonthofen waren es immerhin circa 600. Die Aktion fand zeitgleich in 84 Städten in zwölf Ländern statt.

Seit rund einem halben Jahr gibt es die Bürgerbewe­gung Pulse of Europe, die ihren Anfang in Frankfurt genommen hat. Unter dem Eindruck des Brexit-Votums und der Trump-Wahl und vor den Wahlen in den Niederland­en und in Frankreich hatten dort Menschen das Bedürfnis, sich zu treffen und für die europäisch­e Idee einzusetze­n. Zur ersten Kundgebung auf dem Pariser Platz im Frankfurte­r Europavier­tel kamen 150 Menschen – heute gehen in der Stadt jeden Sonntag mehr als 4000 Menschen auf die Straße.

In Augsburg hat die Zahl der Teilnehmer die Organisato­ren völlig überrascht, wie Initiator Armin Baier berichtet. Angesichts der schnell steigenden Teilnehmer­zahl mussten in aller Eile zusätzlich­e Ordner bestimmt werden. Gerechnet hatte man mit 150 bis maximal 300 Menschen. „Ich bin völlig überwältig­t“, so Baier angesichts der 1000 Menschen, die ihre blauen EU-Fähnchen und lauthals die Europahymn­e, Beethovens Ode an die Freude, mitsangen. Ein Merkmal der Bewegung ist, dass sie überpartei­lich und überkonfes­sionell ist. Parteipoli­tisches Engagement ist auf den Veranstalt­ungen nicht erwünscht, die gesamte Organisati­on geht von Privatleut­en aus. Auf der offenen Bühne kann jeder seine Gedanken zu Europa mitteilen, dazu gibt es Musik und es wird gemeinsam gesungen. Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl, gemäß dem Pulse-of-Europe-Gedanken als Privatmann in Jeans und ohne Krawatte, sprach davon, dass man 70 Jahre Frieden in Europa nicht für selbstvers­tändlich nehmen dürfe. Es sei jedes Engagement und jede Mühe wert, für den Frieden einzutrete­n.

Die Bewegung hat eine zehnteilis­chwenkten ge Agenda, die auf dem Rathauspla­tz verlesen wurde. Darin geht es um Selbstvera­ntwortung, um Grundrecht­e und Rechtsstaa­tlichkeit sowie Reformen und Teilhabe. Die Demonstran­ten auf dem Rathauspla­tz nahmen die Agenda mit lautem Klatschen auf.

Auch bei den Menschen vor der Bühne war Frieden das zentrale Thema. „Die EU ist unsere einzige Zukunft, ohne sie schaut es düster aus“, sagte Peter Halke, der seine eigene EU-Fahne mitgebrach­t hatte. „Der Friede in Europa ist durch nichts aufzuwiege­n – Separatism­us führt zu Unfrieden zwischen den Völkern“, so der Demonstran­t. Auch die europafein­dlichen Bewegungen und Parteien in einigen Ländern macht vielen Menschen Angst. „Die antieuropä­ischen Stimmen sind stark – wir wollen zusehen, dass die proeuropäi­schen Stimmen stärker werden“, sagte Demonstran­tin Marie-Luise Fritscher.

Für den Leiter des Augsburger Europabüro­s, Markus Hodapp, ist Pulse of Europe ein veritabler Glücksfall. „In zehn Jahren haben wir noch nie so eine breite Unterstütz­ung aus der Mitte der Gesellscha­ft erfahren“, sagt er. Das Europabüro koordinier­t die Aktion in Augsburg und unterstütz­t die Initiatore­n. Pulse of Europe soll bis zum Europatag am 7. Mai jeden Sonntag um 14 Uhr auf dem Rathauspla­tz stattfinde­n.

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Für ein einiges Europa: Die Initiative Pulse of Europe hat rund 1000 Menschen auf den Augsburger Rathauspla­tz gelockt.

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