Mindelheimer Zeitung

Die Jazz Artisten

Jazz isch II Das Trio „Rom-Schaerer-Eberle“begeistert mit seinem Spiel mit den Tönen

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Mindelheim Viele hatten sich im Vorfeld wahrschein­lich gefragt, was „artistisch­er“Jazz sein könnte. Denn just so wurde die Musik des Trios mit dem sperrigen Namen „Rom-Schaerer-Eberle“bei den Mindelheim­er Jazztagen angekündig­t. Doch schon nach wenigen Minuten konnten sich alle Zuschauer die Antwort selbst geben. Denn was dort auf der Bühne geboten wurde, findet in „artistisch“eine absolut geeignete Entsprechu­ng.

Peter Rom, der Mitbegründ­er der Jazzwerkst­att Wien spielt Gitarre und zeichnet auch verantwort­lich für einen Großteil der Kompositio­nen. Er steht in der Mitte des Trios, beim Auftritt, aber wohl auch symbolisch für seine Rolle, scheint er doch der ruhende Pol zu sein, das verbindend­e, erdende Element mit seinem Elektrogit­arrensound, der die Brücke schlägt von Martin Eberle, der Trompete und Flügelhorn spielt, zur einen und Andreas Schaerer, dem Stimmakrob­aten, zur anderen Seite.

Seit 2009 gibt es das Trio nun schon, das im Umfeld der JazzWerkst­ätten Wien und Bern entstanden ist. Unterwegs sind sie in ganz Europa, überall werden sie gefeiert, und das, weil sie eine absolut eigene Nummer auf die Bühne bringen. Jedes Stück sprüht vor Erfindungs­geist, vor Lust auf Neues, vor Spaß am Spiel mit den Tönen.

Schaerer, auch der führende Kopf der Formation „Hildegard lernt fliegen“, ist die Stimme des Trios, ein grandioser Geräusch-Improvisat­or und Beatboxer. Seit 2009 ist er Professor für Jazzgesang, Ensemble und Improvisat­ion an der Hochschule der Künste in Bern. Er beherrscht seine Stimme so perfekt, dass er das Publikum immer wieder in Erstaunen ver- setzte. Im Duett mit Eberle wird seine Stimme etwa zu einer Trompete, während Eberle mit seiner Trompete das Hi-Hat eines Schlagzeug­s imitierte. Doch nicht nur das war beeindruck­end am österreich­ischen Trompeter. Eberle spielte hauchzarte Töne, die waren durchschei­nend wie Luft und doch zum Greifen präsent.

Schaerer führte auch durch den Abend, erzählte von den Liedern und ihrer gemeinsame­n Arbeit, war witzig und wortgewand­t und eigentlich immer in Bewegung. Einmal seien sie als „transalpin­es Trio“bezeichnet worden, weil er aus der Schweiz und seine beiden Kollegen aus Österreich stammen, das habe ihnen gefallen, gewiss, doch dann hätten sie verzweifel­t gesucht, wie sie sich als „transalpin­es Trio“auch mit wirklichen Inhalten füllen könnten.

Entstanden ist ein irrwitzige­r Song über Banker (das passe ja zur Schweiz) nach dem Motto: Wie fühlt sich wohl der Kopf eines Börsenmakl­ers an? Man darf sagen: schräg, wunderbar schräg. Schaerer spielte aber nicht nur mit Geräuschen, mit seiner weichen, mal klaren, dann wieder leicht vibrierend­en Stimme trifft er von einem Ton auf den anderen mitten ins Herz – gerade noch Beatboxer, dann einfühlsam­er Sänger. Sehr schön und nachhaltig in die Nacht hinaus trug gewiss das Stück aus ihrer „afrikanisc­hen Trilogie“, wenn aus Musik plötzlich die Geräusche einer Nacht in Afrika werden, Flügelschl­äge durch das Theater hallen, Winde sacht rauschen, Vögel einander zärtlich grüßen … Um dann wieder in einen einzigen großen Klang zu münden – ein Klang aus Gitarre, Trompete und Stimme.

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Foto: Tina Schlegel Andreas Schaerer, Peter Rom und Martin Eberle (von links) zeigten in Mindelheim, was „artistisch­er Jazz“ist.

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