Eine sommerlich karibische Kreuzfahrt
Jazz isch I „Vocal Sampling“aus Kuba bringt die Stimmung in der Dampfsäg zum Kochen
Sontheim International ist es bei Jazz isch ja eigentlich schon immer zugegangen, doch in diesem Jahr schienen die Wege besonders weit gestreut: von Südkorea mit der Pianistin Younee über die Mitte Europas mit dem Trio „Rom-SchaererEberle“aus der Schweiz und Österreich bis nach Lateinamerika mit der sechsköpfigen A-cappella-Gruppe „Vocal Sampling“aus Kuba. Sie machte auf ihrer Europa-Tournee Halt in der Dampfsäg.
Schon vor mehr als zehn Jahren hatte Festival-Organisator Peter Schmid die Gruppe, die 1989 in Havanna zueinandergefunden hat, einmal gehört und immer im Hinterkopf behalten. Vor allem die Songs „La negra Tomasa“sowie die „Vocal Sampling“-Version von „Every Breath you take“sei ihm in Erinnerung geblieben. Viele Jahre jedoch hatten sie nicht mehr in Europa gespielt. Als sie nun aber für März und April eine European Release Tour planten, hat Schmid die Gelegenheit ergriffen und die vielfach ausgezeichneten Kubaner (unter anderem mit dem „Latin Grammy Award“) zu Jazz isch eingeladen. Die Dampfsäg lag damit gut eingebettet zwischen Konzerten in Frankreich und Italien und wurde am Samstagabend in sommerlich-leichtes Urlaubsfeeling eingehüllt. Fehlte nur die Sicht auf das Meer, der Sand unter den Füßen und der Cocktail in der Hand. Gut, es durften Wein und Bier sein, denn das gehört natürlich zur lockeren Atmosphäre in der Dampfsäg.
Die sechs Sänger interpretieren vorwiegend lateinamerikanische Musik so, dass sie alle Instrumente – von den Streichern über die Blechbläser hin zu den Percussionisten – mit ihren Stimmen imitieren können. Sie präsentierten Stücke von ihrer neuen CD „Asi di Sampling“, aber auch ältere Songs, vor allem Salsa- und Rumba-Nummern und Son Cubano, ein typischer kubanischer Musikstil, dazu Cover-Versionen der legendären „Buena Vista Social Club“-Formation sowie von Bob Dylan („Blowing in the wind“) und eben auch von The Police („Every Breath you take“).
Ein Highlight des Abends war die Bass-Imitation von Oscar Porro Jimenez und tatsächlich war das „La negra Tomasa“, das „Vocal Sampling“vor der Pause anstimmte und das Schmid so nachhaltig im Gedächtnis geblieben war, das vielleicht beste Stück des Abends.
Es war ein bisschen wie Urlaub und für Fans lateinamerikanischer Musik auch pures Vergnügen. Die gefühlt bis unters Dach gefüllte Dampfsäg kochte, als habe sie kurz zu lang in der Sonne gebadet, es wurde getanzt und gesungen und natürlich auch mitgeklatscht, tut ja auch nicht weh, wenn man so quirlig aufgefordert wird wie von Rene Banos Pascual, dem Kopf der Gruppe.
Dass man sich dabei mitten im Jazz-isch-Festival befand – nun ja, Grenzen gibt es ja bekanntlich gerade im Jazz nicht wirklich, da kann man sich getrost auch auf die SalsaWelle schwingen, gechillt zurücklehnen und von Sommer träumen. Das Publikum war begeistert und wäre augenscheinlich gern noch viel länger auf der sommerlich-karibischen Kreuzfahrt mit „Vocal Sampling“unterwegs gewesen.