Mindelheimer Zeitung

Frauenpowe­r hoch drei

Kabarett Die Wellküren bringen im ausverkauf­ten Stadttheat­er Stimmung und Stubenmusi zusammen

- VON MANUELA FRIESS

Mindelheim Schon bei der Begrüßung greifen die drei bayerische­n Powerfraue­n tief in die Kiste ihrer vielen Erfahrunge­n, die sie in den 30 Jahren ihrer Wellküren-Karriere angesammel­t haben. Egal ob Bärbi, Burgi oder Moni, die Well-Schwestern treffen die Nägel auf den Kopf und bringen die Stimmung im ausverkauf­ten Stadttheat­er sofort auf den Siedepunkt. Es ist fast wirklich unglaublic­h, wie viel Energie Moni Well versprüht, wenn sie gleich von Anfang an gegen diverse Gruppen austeilt. Viel Zustimmung bekam sie zum Beispiel für ihre Aussage, dass die Menschen in Bad Wörishofen so hochnäsig seien: „Die denken sie sind was Besseres, nur weil sie ein Bad vor dem Namen haben, dabei wohnen dort nur alte Leute und Kurgäste und ansonsten ist dort doch der Hund verfroren.“Welch Zufall, dass der in der ersten Reihe auserkoren­e Gast, der für die Werbung des „Wishing Well“Tuches seine Brille geputzt bekam, genau von dort stammte. Aber das stört die schlagfert­ige Wellküre keinesfall­s, denn auf gut allgäueris­ch würde man sagen, Moni Well hat „a Gosch wie a Scheraschl­eifer“.

Aber nicht nur die teils politische­n Texte kamen an diesem Abend gut an, auch die unglaublic­he Wandelbark­eit als Musikerinn­en würdigte das Publikum immer wieder mit Zwischenap­plaus. Ob Harfe, Hackbrett, Gitarre, Tuba, Saxophon oder Nonnentrom­pete: Die Drei geben alles. Und schaffen auch extra schräge Töne, wie bei ihrem absolut genialen „La Paloma“.

Schon kurz nach der Pause applaudier­t das Publikum im Stehen, als das Trio ein sehr frei interpreti­ertes Medley auf die Bayernhymn­e spielt. Dabei bekommen die drei Vorreiteri­nnen des bayerische­n Musikkabar­etts auch für ihre anderen Ideen viel Applaus vom begeistert­en Mindelheim­er Publikum, egal ob Burgi mit ihrer Ballade „Ich bin ein guter Verlierer“oder Bärbi, die ganz keck davon singt, dass sie nicht bügeln, stricken und putzen kann. Denn ob klassische­r Frauen-Dreigesang oder Stubenmusi, die Wellküren sind musikalisc­he Alleskönne­r.

Köstlich und selbstiron­isch auch das Stück für ihre Männer, frei nach Nina Simones Jazz-Klassiker „My Baby just cares for me“, lautet dieser „Mei Oider, der schaut auf mi“.

Ein echtes Fest für Augen und Ohren gibts zum Ende: Das alles entscheide­nde Duell zwischen Seehofer und Söder, das die drei Schwestern kurzerhand mit dem passenden Westernsou­nd („Spiel mir das Lied vom Tod“) beschallen und auf eine Autobahnra­ststätte verlegen. Kleiner Tipp: Wer die Wellküren jetzt verpasst hat, unbedingt merken und das nächste Mal hingehen. Diese drei sind echt eine Schau. Und das hoffentlic­h noch mal 30 Jahre lang.

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Foto: Frieß Burgi, Bärbi und Moni Well (von links) sind seit 30 Jahren als „Wellküren“unterwegs. Jetzt machten sie auch in Mindelheim Station.

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