Frauenpower hoch drei
Kabarett Die Wellküren bringen im ausverkauften Stadttheater Stimmung und Stubenmusi zusammen
Mindelheim Schon bei der Begrüßung greifen die drei bayerischen Powerfrauen tief in die Kiste ihrer vielen Erfahrungen, die sie in den 30 Jahren ihrer Wellküren-Karriere angesammelt haben. Egal ob Bärbi, Burgi oder Moni, die Well-Schwestern treffen die Nägel auf den Kopf und bringen die Stimmung im ausverkauften Stadttheater sofort auf den Siedepunkt. Es ist fast wirklich unglaublich, wie viel Energie Moni Well versprüht, wenn sie gleich von Anfang an gegen diverse Gruppen austeilt. Viel Zustimmung bekam sie zum Beispiel für ihre Aussage, dass die Menschen in Bad Wörishofen so hochnäsig seien: „Die denken sie sind was Besseres, nur weil sie ein Bad vor dem Namen haben, dabei wohnen dort nur alte Leute und Kurgäste und ansonsten ist dort doch der Hund verfroren.“Welch Zufall, dass der in der ersten Reihe auserkorene Gast, der für die Werbung des „Wishing Well“Tuches seine Brille geputzt bekam, genau von dort stammte. Aber das stört die schlagfertige Wellküre keinesfalls, denn auf gut allgäuerisch würde man sagen, Moni Well hat „a Gosch wie a Scheraschleifer“.
Aber nicht nur die teils politischen Texte kamen an diesem Abend gut an, auch die unglaubliche Wandelbarkeit als Musikerinnen würdigte das Publikum immer wieder mit Zwischenapplaus. Ob Harfe, Hackbrett, Gitarre, Tuba, Saxophon oder Nonnentrompete: Die Drei geben alles. Und schaffen auch extra schräge Töne, wie bei ihrem absolut genialen „La Paloma“.
Schon kurz nach der Pause applaudiert das Publikum im Stehen, als das Trio ein sehr frei interpretiertes Medley auf die Bayernhymne spielt. Dabei bekommen die drei Vorreiterinnen des bayerischen Musikkabaretts auch für ihre anderen Ideen viel Applaus vom begeisterten Mindelheimer Publikum, egal ob Burgi mit ihrer Ballade „Ich bin ein guter Verlierer“oder Bärbi, die ganz keck davon singt, dass sie nicht bügeln, stricken und putzen kann. Denn ob klassischer Frauen-Dreigesang oder Stubenmusi, die Wellküren sind musikalische Alleskönner.
Köstlich und selbstironisch auch das Stück für ihre Männer, frei nach Nina Simones Jazz-Klassiker „My Baby just cares for me“, lautet dieser „Mei Oider, der schaut auf mi“.
Ein echtes Fest für Augen und Ohren gibts zum Ende: Das alles entscheidende Duell zwischen Seehofer und Söder, das die drei Schwestern kurzerhand mit dem passenden Westernsound („Spiel mir das Lied vom Tod“) beschallen und auf eine Autobahnraststätte verlegen. Kleiner Tipp: Wer die Wellküren jetzt verpasst hat, unbedingt merken und das nächste Mal hingehen. Diese drei sind echt eine Schau. Und das hoffentlich noch mal 30 Jahre lang.