50 Jahre im Zeichen der Menschlichkeit
Jubiläum Die Arbeiterwohlfahrt hat mit dem Ortsverein eine soziale Erfolgsgeschichte für Türkheim, Ettringen und Wiedergeltingen geschrieben. Warum die Gesellschaft an „Unterjüngung leidet“
Türkheim Der Ortsverein Türkheim-Ettringen-Wiedergeltingen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat in den vergangenen 50 Jahren im westlichen Landkreis eine soziale Erfolgsgeschichte geschrieben. Grund genug, kurz Rückschau zu halten und den runden Geburtstag mit Mitgliedern und zahlreichen Ehrengästen gebührend zu feiern. Es waren 19 Männer und zwei Frauen aus Türkheim und Ettringen, die am 14. Januar 1967 den Awo-Ortsverein gründeten und beschlossen sich ehrenamtlich für die Rechte der Schwachen in der Gesellschaft einzusetzen.
50 Jahre im Zeichen der Menschlichkeit, dazu gratulierten dem heute breit aufgestellten Verein bei einem Festakt im Gasthaus „Rosenbräu“zahlreiche Grußredner. Sie würdigten unisono das soziale Engagement der Mitglieder, deren Angebot in den letzten fünf Jahrzehnten von Erholungsferien für Kinder und Jugendliche über Sprachreisen, Ausflugsfahrten und Vortragsreihen bis zu Hilfsaktionen für Familien und Senioren reichte. „Man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht“, zitierte die Ortsvorsitzende Regina Besch den Dichter Berthold Brecht und formulierte die Ziele künftiger Arbeit. „Wir wollen auch weiterhin ein wenig Licht ins Dunkel von Menschen bringen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“, betonte sie. Staatssekretär Franz Pschierer nahm den Ball auf und erinnerte an die wechselvolle Geschichte der Awo, die sich als wohlfahrtspolitische Bewegung versteht und sich seit ihrer Gründung im Jahre 1919 für die Gleichstellung von Mann und Frau einsetzt und auch Hilfe zur Selbsthilfe organisiert.
Pschierer bat die Awo-Mitglieder auch zukünftig Prinzipien, wie Solidarität, Toleranz, Gerechtigkeit und Freiheit treu zu bleiben. Dass die Awo vor dem Nazi-Regime nicht eingeknickt sei, wertet er als historisches Verdienst. Alle Grußredner brachten zum runden Geburtstag des Ortsvereins Blumen und Geldgeschenke mit. Da wollte auch der CSU-Politiker nicht mit leeren Händen dastehen. Spontan erklärte er seine Mitgliedschaft im Awo-Ortsverein und lud alle Mitglieder im Unterallgäu zu einem kostenlosen Besuch in den Landtag ein. Vizelandrat Koch gratulierte für den Landkreis Unterallgäu zum Jubiläum und animierte zu einer „Herkulesarbeit“. „Ihr müsst mehr die Werbetrommel rühren, um jüngere Mitglieder zu werben“, empfahl er dem „Geburtstagskind“. Türkheims Zweiter Bürgermeister Walter Fritsch würdigte in seiner Grußadresse besonders die Seniorenbetreuung des Awo-Ortsvereins, dessen Leitsatz „Engagiert mit Herz“eindrucksvoll vielseitige Hilfe und Unterstützung für Jung und Alt widerspiegle.
Ähnlich äußerten sich auch die Rathauschefs von Ettringen und Wiedergeltingen. Er habe stets sein Ohr am Puls der Zeit und spüre, was in Not geratene Menschen brauchen, bescheinigte Bürgermeister Robert Sturm dem Ortsverein und auch sein Kollege Norbert Führer schwärmte von einem „modernen und sehr aktiven Sozialverband“. Diesem Lob schloss sich auch AwoKreisvorsitzender Edi Güttler an. Für gute Zusammenarbeit dankte er der Vorsitzenden Regina Besch durch die Blume. Schließlich meldete sich auch Festredner Heinz Münzenrieder zu Wort. Der Vorsitzende des Präsidiums der schwäbischen Arbeiterwohlfahrt machte sich für eine familien- und kinderfreundlichere Gesellschaft stark und forderte im gleichen Zug mehr Engagement des Staats für den sozialen Wohnungsbau sowie Gebührenfreiheit von der Kinderkrippe bis zur Universität. „Unsere Gesellschaft leidet nicht an Überalterung, sondern an Unterjüngung“, fand er.
Die demografische Entwicklung in der Gesellschaft sah Münzenrieder durchaus positiv. „Weil Senioren sich auf breiter Front noch ehrenamtlich betätigen“. „Wenn wir die in den 100 Ortsvereinen nicht hätten, könnten wir aufhören“, machte er deutlich.
Von Kindern bunt bemalte Steine als Geschenk für die „Steine des Anstoßes“. Da fühlten sich die Gründungsmitglieder Franz Haugg, Ernst Pätzold, Hans Bleyer und Horst Mühmel schon sehr geehrt. Zwischen den Reden bereicherten Kinder der Sing- und Musikschule Türkheim die Feier des Gründungsjubiläums. Bei Kaffee und Kuchen ließen es sich die weit über 100 Geburtstagsgäste gut gehen. Mit Interesse verfolgten sie die Geschichte des Awo-Ortsvereins, die mittels Power-Point-Präsentation über die Leinwand flimmerte und an die Gründerzeiten erinnerte, als Ehrenvorsitzender Ludwig Gilg und seine Mitstreiter das erste Kapitel aufschlugen. Immer wieder wurde hier auch der Name Anton Schäffler genannt.