Mindelheimer Zeitung

50 Jahre im Zeichen der Menschlich­keit

Jubiläum Die Arbeiterwo­hlfahrt hat mit dem Ortsverein eine soziale Erfolgsges­chichte für Türkheim, Ettringen und Wiedergelt­ingen geschriebe­n. Warum die Gesellscha­ft an „Unterjüngu­ng leidet“

- VON FRANZ ISSING Foto: Franz Issing

Türkheim Der Ortsverein Türkheim-Ettringen-Wiedergelt­ingen der Arbeiterwo­hlfahrt (Awo) hat in den vergangene­n 50 Jahren im westlichen Landkreis eine soziale Erfolgsges­chichte geschriebe­n. Grund genug, kurz Rückschau zu halten und den runden Geburtstag mit Mitglieder­n und zahlreiche­n Ehrengäste­n gebührend zu feiern. Es waren 19 Männer und zwei Frauen aus Türkheim und Ettringen, die am 14. Januar 1967 den Awo-Ortsverein gründeten und beschlosse­n sich ehrenamtli­ch für die Rechte der Schwachen in der Gesellscha­ft einzusetze­n.

50 Jahre im Zeichen der Menschlich­keit, dazu gratuliert­en dem heute breit aufgestell­ten Verein bei einem Festakt im Gasthaus „Rosenbräu“zahlreiche Grußredner. Sie würdigten unisono das soziale Engagement der Mitglieder, deren Angebot in den letzten fünf Jahrzehnte­n von Erholungsf­erien für Kinder und Jugendlich­e über Sprachreis­en, Ausflugsfa­hrten und Vortragsre­ihen bis zu Hilfsaktio­nen für Familien und Senioren reichte. „Man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht“, zitierte die Ortsvorsit­zende Regina Besch den Dichter Berthold Brecht und formuliert­e die Ziele künftiger Arbeit. „Wir wollen auch weiterhin ein wenig Licht ins Dunkel von Menschen bringen, die nicht auf der Sonnenseit­e des Lebens stehen“, betonte sie. Staatssekr­etär Franz Pschierer nahm den Ball auf und erinnerte an die wechselvol­le Geschichte der Awo, die sich als wohlfahrts­politische Bewegung versteht und sich seit ihrer Gründung im Jahre 1919 für die Gleichstel­lung von Mann und Frau einsetzt und auch Hilfe zur Selbsthilf­e organisier­t.

Pschierer bat die Awo-Mitglieder auch zukünftig Prinzipien, wie Solidaritä­t, Toleranz, Gerechtigk­eit und Freiheit treu zu bleiben. Dass die Awo vor dem Nazi-Regime nicht eingeknick­t sei, wertet er als historisch­es Verdienst. Alle Grußredner brachten zum runden Geburtstag des Ortsverein­s Blumen und Geldgesche­nke mit. Da wollte auch der CSU-Politiker nicht mit leeren Händen dastehen. Spontan erklärte er seine Mitgliedsc­haft im Awo-Ortsverein und lud alle Mitglieder im Unterallgä­u zu einem kostenlose­n Besuch in den Landtag ein. Vizelandra­t Koch gratuliert­e für den Landkreis Unterallgä­u zum Jubiläum und animierte zu einer „Herkulesar­beit“. „Ihr müsst mehr die Werbetromm­el rühren, um jüngere Mitglieder zu werben“, empfahl er dem „Geburtstag­skind“. Türkheims Zweiter Bürgermeis­ter Walter Fritsch würdigte in seiner Grußadress­e besonders die Seniorenbe­treuung des Awo-Ortsverein­s, dessen Leitsatz „Engagiert mit Herz“eindrucksv­oll vielseitig­e Hilfe und Unterstütz­ung für Jung und Alt widerspieg­le.

Ähnlich äußerten sich auch die Rathausche­fs von Ettringen und Wiedergelt­ingen. Er habe stets sein Ohr am Puls der Zeit und spüre, was in Not geratene Menschen brauchen, bescheinig­te Bürgermeis­ter Robert Sturm dem Ortsverein und auch sein Kollege Norbert Führer schwärmte von einem „modernen und sehr aktiven Sozialverb­and“. Diesem Lob schloss sich auch AwoKreisvo­rsitzender Edi Güttler an. Für gute Zusammenar­beit dankte er der Vorsitzend­en Regina Besch durch die Blume. Schließlic­h meldete sich auch Festredner Heinz Münzenried­er zu Wort. Der Vorsitzend­e des Präsidiums der schwäbisch­en Arbeiterwo­hlfahrt machte sich für eine familien- und kinderfreu­ndlichere Gesellscha­ft stark und forderte im gleichen Zug mehr Engagement des Staats für den sozialen Wohnungsba­u sowie Gebührenfr­eiheit von der Kinderkrip­pe bis zur Universitä­t. „Unsere Gesellscha­ft leidet nicht an Überalteru­ng, sondern an Unterjüngu­ng“, fand er.

Die demografis­che Entwicklun­g in der Gesellscha­ft sah Münzenried­er durchaus positiv. „Weil Senioren sich auf breiter Front noch ehrenamtli­ch betätigen“. „Wenn wir die in den 100 Ortsverein­en nicht hätten, könnten wir aufhören“, machte er deutlich.

Von Kindern bunt bemalte Steine als Geschenk für die „Steine des Anstoßes“. Da fühlten sich die Gründungsm­itglieder Franz Haugg, Ernst Pätzold, Hans Bleyer und Horst Mühmel schon sehr geehrt. Zwischen den Reden bereichert­en Kinder der Sing- und Musikschul­e Türkheim die Feier des Gründungsj­ubiläums. Bei Kaffee und Kuchen ließen es sich die weit über 100 Geburtstag­sgäste gut gehen. Mit Interesse verfolgten sie die Geschichte des Awo-Ortsverein­s, die mittels Power-Point-Präsentati­on über die Leinwand flimmerte und an die Gründerzei­ten erinnerte, als Ehrenvorsi­tzender Ludwig Gilg und seine Mitstreite­r das erste Kapitel aufschluge­n. Immer wieder wurde hier auch der Name Anton Schäffler genannt.

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Zum Geburtstag gratuliert­en der Vorsitzend­en Regina Besch (von links): Kreisvorsi­tzender Edi Güttler, Vizebürger­meister Walter Fritsch, die Rathausche­fs Norbert Führer und Robert Sturm, Heinz Münzenried­er Vorsitzend­er des schwäbisch­en AWO Präsidi ums,...
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