Mindelheimer Zeitung

Mehr als nur Hase und Eier

Feiertage Was hinter der Ostergesch­ichte steckt, wissen angehende Kommunionk­inder ganz genau, zum Beispiel in Kirchheim. Es geht um Jesus, ein blaues Auge und 10000 Euro

- VON JENS REITLINGER

Was es genau mit der Ostergesch­ichte auf sich hat, erfahren Kinder in der Kommunions­vorbereitu­ng. Wir haben Sie eine Stunde lang besucht.

Kirchheim Der große Termin für die Kommunionk­inder in Kirchheim steht eigentlich erst am Weißen Sonntag am kommenden Wochenende an. Doch auch an diesem Wochenende gibt es bereits einen wichtigen Grund zu feiern: Es ist Ostern. Was das bedeutet, wissen die Grundschül­er dank ihrer Kommunions­gruppe nun ganz genau.

In einem Heft mit vielen Illustrati­onen lesen sie gemeinsam die Ostergesch­ichte. Dazu stellen die 17 Mädchen und Buben im Alter von acht und neun Jahren viele Fragen – und liefern sich gegenseiti­g auch einige Antworten darauf. „Warum ist der Jesus nicht einfach wieder aus der Stadt weggegange­n, wenn dort die Römer waren?“, will der neunjährig­e Elias direkt im Anschluss an das erste Kapitel wissen, in dem Jesus und seine Jünger über mit Palmwedeln bedeckte Straßen laufen. Dabei blickt er von seinem Heft auf, in dem er gerade die Schwarz-Weiß-Zeichnung vom Einzug Jesu in Jerusalem am Palmsonnta­g mit Buntstifte­n ausmalt. „Er hat aber doch gewusst, dass Gott ihm bestimmt hilft“, ruft ihm die gleichaltr­ige Malina über den Tisch zu, auf dem zwischen vielen Stiften auch ein paar Gläser mit Saft stehen. Aus der Schule wissen die meisten bereits, was es mit Ostern auf sich hat und warum es jedes Jahr gefeiert wird.

So zentral die Auferstehu­ngsgeschic­hte Jesu für das Christentu­m ist, so wenig greifbar ist sie doch, besonders in den Augen von Kindern, die im täglichen Lernen meist mit handfesten Tatsachen konfrontie­rt werden. „Es ist natürlich ein Thema, das man mit Kindern zunächst nur entlang der Eckpfeiler besprechen kann“, sagt Marion Schroll, die die Kommunions­gruppe betreut. Die Geschichte von Ostern zu kennen und zu wissen, was sich an den jeweiligen Osterfeier­tagen ereignet hat, sei der Zweck der heutigen Stunde.

Doch auch die Bedeutung der christlich­en Symbole zum Osterfest will sie den Kindern nahebringe­n. „Das Kreuz, an dem Jesus gestorben ist, ist für uns sowohl ein Zeichen für sein Leiden, aber auch der Hoffnung“, erklärt Schroll der Gruppe.

Mittlerwei­le sind sie mit der Lektüre bei Jesu Verrat am Karfreitag angelangt. Reihum dürfen die Grundschül­er ein paar Zeilen der Geschichte vorlesen. Elias, der inzwischen mit der Zeichnung des Garten Getsemani beschäftig­t ist, kann sich noch grob erinnern, was als Nächstes passiert. „Einer von seinen Freunden, den Namen hab ich gerade vergessen, der hat Geld dafür bekommen“, sagt er. „Ich glaube, es waren 10 000 Euro oder so, auf jeden Fall ganz viel.“Die Bäume, Sträucher und Palmen des Gartens hat Elias mit grünen Holzstifte­n ausgemalt, die Gewänder von Jesus und Judas in einem hellen Blau. Die Kinder sind sich einig: Auch für viel Geld hätten sie Jesus nicht an die Römer verraten.

Viel Zeit verbringt die Gruppe mit der Verurteilu­ng durch Pontius Pilatus und damit, wie Jesus das Kreuz zum Berg Golgota tragen musste. „Was hättet ihr denn getan, wenn ihr dort zwischen den vielen anderen Menschen am Wegrand gestanden hättet?“, fragt Marion Schroll in die Runde. „Ich hätte ihm geholfen so wie Simon“, sagt Luisa, die soeben den Abschnitt über den Bauern Simon vorgelesen hat, der zusammen mit Jesus das Kreuz auf den Berggipfel schleppte. „Ich hätte auch geholfen“, sagt David. „Ich hätte den Soldaten einfach ein blaues Auge verpasst!“

Mit dem Wunder der Auferstehu­ng endet die Stunde. Marion Schroll erklärt den Kindern zum Abschluss, warum dieses Ereignis Ostern zum wichtigste­n christlich­en Fest macht und dass Jesus, der für die Sünden der Menschen gestorben ist, den Tod überwunden hat. Und dass Ostern ein Fest der Freude ist, wird allen spätestens dann klar, als sie ihre Sachen zusammenpa­cken und überlegen, was der Osterhase in diesem Jahr wohl für sie versteckt.

 ?? Foto: bounlow pic/Fotolia ?? Wer Hase und Eier sieht, denkt unweigerli­ch an Ostern. Dass dahinter aber mehr steckt als ein kuschelige­s Tier und ein wahlweise herzhafter oder schokoladi­ger Snack, ist den meisten klar. Was genau hinter der Oster geschichte steckt, war in vielen...
Foto: bounlow pic/Fotolia Wer Hase und Eier sieht, denkt unweigerli­ch an Ostern. Dass dahinter aber mehr steckt als ein kuschelige­s Tier und ein wahlweise herzhafter oder schokoladi­ger Snack, ist den meisten klar. Was genau hinter der Oster geschichte steckt, war in vielen...
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Fotos: Reitlinger Zur Vorbereitu­ng auf ihre Kommunion lernen die Kinder aus der Gemeinde Kirchheim alles über Ostern. Sie malen die Zeichnunge­n zu den entspreche­nden Kapiteln in der Ostergesch­ichte bunt aus (linkes Bild) und fragen sich wie David und Elias (rechtes...
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