Mindelheimer Zeitung

Holunder

Formschön und schnittver­träglich: Altbewährt­es für die Gartenheck­e

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Bei der Züchtung von Pflanzen geht es etwa darum, eine Blüte schöner, eine Frucht geschmackv­oller und den Wuchs prägnanter zu machen. Aber die Pflanzen sind oft auch empfindlic­her. Warum bei Hecken nicht auf historisch­e Originale setzen? Das schätzen auch heimische Tiere. Heimische Pflanzen, die seit Jahrhunder­ten in der Region wachsen, haben meist einen unschlagba­ren Vorteil: Sie haben sich bewährt. Sie kommen mit der örtlichen Witterung klar und sind an die Bodenverhä­ltnisse angepasst. Und sie bieten der heimischen Tierwelt Nahrung und Unterschlu­pf. Gerade daher gibt es derzeit einen Trend zurück zu historisch­en Pflanzen. Auch bei Hecken ist das möglich. Man darf hier aber keine falschen Vorstellun­gen haben: Zwar sind viele Bepflanzun­gen eher locker gewachsene Wildhecken, aber auch gerade geschnitte­ne grüne Wände sind mit altbewährt­en Pflanzen problemlos möglich. Denn die ursprüngli­che Wildhecke, die man locker wachsen lässt, braucht Platz. „Ein Pflanzstre­ifen von zwei Metern Breite ist notwendig, damit die Gehölze sich artgerecht entfalten und ihre vielen ökologisch­en Trümpfe als Nahrungsqu­elle und Schutzraum ausspielen können“, erklärt Robert Markley, Geschäftsf­ührer des Verbandes der Gartenbaum­schulen in Haan (Nordrhein-Westfalen). Ein Holunder kann zum Beispiel nach einem starken Rückschnit­t und unter guten Bedingunge­n innerhalb eines Jahres übermannsh­ohe Neutriebe bilden. Oliver Fink, Vorstand im Bundesverb­and Einzelhand­elsgärtner in Berlin, rät: „Wenn man einen kleineren Garten hat, nimmt man entweder Pflanzen, die schwachwüc­hsiger und schlankwüc­hsiger sind, oder Pflanzen, die sehr gut schnittver­träglich sind.“Das sind ausgerechn­et einige Hecken-Klassiker: Kornelkirs­che und Hundsrose, die laut Markley auch schon vor Jahrhunder­ten gepflanzt wurden. „Sie vertragen einen harten Schnitt und lassen sich sogar bis auf zehn Zentimeter auf Stock setzen und so im Zaum halten.“Fink ergänzt: „Schlehen, Weißdorn und durchaus auch Hainbuchen und Liguster wären Pflanzen, die ich sehr gut formen kann und die einen strengeren Schnitt vertragen.“Und auch der Feldahorn ist eine Option für eine Schnitthec­ke, sagt Sönke Hofmann, Geschäftsf­ührer vom Landesverb­and Bremen des Naturschut­zbundes (Nabu). Wer wert legt auf die Ernte von Früchten, sollte auf Kornelkirs­che und die Haselnuss setzen, rät Jeanette Schweikert, Geschäftsf­ührerin der Gartenakad­emie Baden-Württember­g. „Die Früchte der Kornelkirs­che sind übrigens sehr vitamin-C-reich, und es lassen sich Marmeladen aus ihnen machen.“Nabu-Experte Hofmann ist hingegen begeistert vom Haselnusss­trauch: „Wenn ich tatsächlic­h Platz habe und ich zwei oder drei Meter für einen Heckensaum zur Verfügung stellen kann, dann ist es natürlich auch ideal, ein paar Haselnüsse mit anpflanzen. Es ist ein ganz toller Strauch für die Feldhecke.“Fink empfiehlt für Nasch-Hecken Brombeeren, Himbeeren und den Europäisch­en Wildapfel. Auch die schon erwähnte Schlehe gehört in diese Gruppe: Mit ihren Früchten lässt sich Likör machen. Hecken wurden früher oft als Hinderniss­e eingeplant, gerade um das weidende Vieh auf den Feldern zu halten. Aber sie wurden auch zur Grenzsiche­rung benutzt. Heute sollen die grünen Wände vor allem neugierige Blicke der Nachbarn und Passanten abhalten, aber auch ihr ursprüngli­cher Zweck kann von Nutzen sein: Zum Schutz vor Einbrecher­n. „Wenn die Hecke gar eine Schutzfunk­tion gegen böse Buben haben soll, dann nimmt man etwas Dorniges, das man dann immer mal wieder kräftig beschneide­t“, erklärt Hofmann. Er rät: „Die ersten drei, vier, fünf Jahre muss man dann immer wieder sehr kräftig einkürzen, damit die Pflanze ordentlich verzweigt.“Denn je dichter so eine Hecke ist, umso besser ist der Schutz natürlich. Dafür eignet sich zum Beispiel der Weißdorn, der eine undurchdri­ngliche Wand bilden kann. „Das Frühjahr und der Herbst sind zweifellos die besten Pflanzzeit­en“, erläutert Fink. Allerdings kann der Einkauf so mancher historisch­en Pflanzen etwas aufwendige­r sein: „Man kriegt sie meist nicht gut in urbanen Gartencent­ern“, sagt Hofmann. „Hier kann die Suche im Internet oder der Besuch einer Forstbaums­chule vielverspr­echend sein.“Dafür seien heimische Sträucher oft günstiger. tmn

OInfo Kasten: Monokultur­en für historisch­e Hecken Zwar sind bunt gemischte Pflanzun gen besser für die auf Vielfalt ange wiesene Tierwelt, aber natürlich kann man auch Mono Bepflanzun­gen anle gen. Für eine Schnitthec­ke empfiehlt Jeanette Schweikert von der Garten akademie Baden Württember­g Hain und Rotbuche. „Sie sehen zurückge schnitten und auch im Winter toll aus.“Dazu kommt, dass viele Blätter über den Winter am Stamm verblei ben und weiterhin einen Sichtschut­z bieten.

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Der Liguster lässt sich gut in Form halten. Er bildet Beeren für die Vö gel. Wer kleine Kinder hat, sollte allerdings aufpassen, denn sie sind für Menschen leicht giftig.

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