Anschlag auf Fußball Profis aus Gier
Kriminalität Der Mann, der die Sprengsätze am Bus von Borussia Dortmund zündete, wollte damit offenbar reich werden. Wie die Polizei dem mutmaßlichen Täter auf die Spur kam
Dortmund Zehn Tage nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund wurde der mutmaßliche Täter gestern in Untersuchungshaft genommen. Anders als eines der Bekennerschreiben am Tatort nahelegte, ist der 28-Jährige kein religiöser Fanatiker. Sein Motiv war Geldgier. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, er habe Fußball-Profis töten und verletzen wollen, um mit Börsengeschäften reich zu werden. Sergej W. kam 2003 mit seiner Familie aus Russland nach Deutschland. Er hat sowohl einen deutschen als auch einen russischen Pass, arbeitete zuletzt im baden-württembergischen Tübingen als Elektriker.
Die Ermittler waren dem mutmaßlichen Bombenleger nach Hinweisen aus der Finanzbranche auf die Spur gekommen. Borussia Dortmund ist an der Börse notiert. Dort waren verdächtige Transaktionen aufgefallen. Der Täter soll größere Summen auf einen Absturz des Aktienkurses gewettet haben. Dafür hatte er eigens einen Kredit über 000 Euro aufgenommen. Sergej W. hatte schon zwei Tage vor dem Angriff auf den Bus ein Zimmer im Dortmunder Mannschaftshotel bezogen. Erst dort soll er per OnlineBanking einen Großteil der Aktiengeschäfte getätigt haben – am Tag des Anschlags.
Beim Einchecken ins Hotel achtete er explizit darauf, dass er von seinem Zimmerfenster aus die Hecke sehen konnte, in der im Abstand von einigen Metern drei Sprengsätze deponiert waren. Es ist durchaus mög- lich, dass er die Bomben von dort aus per Fernsteuerung zündete, als der Mannschaftsbus die Stelle passierte. Das Fahrzeug wurde von einem der Sprengsätze getroffen. Der Spieler Marc Bartra erlitt schwere Verletzungen. Metallsplitter flogen hunderte Meter weit und schlugen auch in Fensterscheiben umliegender Häuser ein. In der Nähe des Tatorts fanden die Ermittler mehrere Bekennerschreiben. Möglicherweise versuchte Sergej W., damit falsche Spuren zu legen. Wie alle an40 deren Hotelgäste wurde er später von der Polizei befragt. Nach der Tat bestellte er sich ein Steak und gönnte sich eine Massage.
Gestern, in den frühen Morgenstunden, nahm ihn die Polizei vor seiner Wohnung im baden-württembergischen Rottenburg am Neckar fest, nachdem sie ihn schon tagelang observiert hatte. Entgegen anderslautender Medienberichte hat sich der Mann nach seiner Festnahme laut Bundeskriminalamt nicht zu der Tat geäußert. Ob Sergej W. die Bomben selbst baute und woher er das nötige Wissen haben könnte, war gestern noch unklar. Der Spiegel berichtet, er habe bis Ende 2008 seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr in Dornstadt bei Ulm absolviert. (mit dpa)
»Kommentar
Stefan Stahl schreibt über die bizarre und amoralische Logik der Finanzwelt. »Panorama
Ein Kriminalpsychologe spricht im Interview über die möglichen Gedankengänge des Täters. Michael Kerler analysiert, wie sich die Aktie von Borussia Dortmund nach dem Anschlag entwickelte.