Mindelheimer Zeitung

Der Täter war der Polizei bekannt

Ermittlung­en 39-jähriger Franzose hatte schon früher versucht, Beamte zu töten

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Paris Kurz vor der Präsidents­chaftswahl ist Frankreich erneut von einem Anschlag erschütter­t worden. Ein mehrfach vorbestraf­ter Franzose tötet auf dem Pariser Boulevard Champs-Élysées einen Polizisten, bevor er selbst erschossen wird. Ein Überblick über den Stand der Ermittlung­en:

Was ist passiert?

Auf dem berühmten Pariser Boulevard Champs-Élysées eröffnet der Täter am Donnerstag­abend gegen 21 Uhr mit einer Automatikw­affe das Feuer auf ein Polizeiaut­o. Er tötet einen Polizisten und verletzt zwei weitere Beamte sowie eine deutsche Passantin, bevor er erschossen wird. Auf den Champs-Élysées bricht Panik aus, die Polizei rückt mit einem Großaufgeb­ot an. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Angreifer allein handelte. Die Frau aus Deutschlan­d wird durch eine Kugel am Fuß verletzt. Sie sei „nicht in einer lebensbedr­ohlichen Situation, hat aber eine ernste Verletzung davongetra­gen“, heißt es in Berlin.

Wer war der Täter?

Bei dem erschossen­en Angreifer handelt es sich um einen mehrfach vorbestraf­ten Franzosen namens Karim Cheurfi, 39. Er war erst vor zwei Monaten, am 23. Februar, wegen des Verdachts festgenomm­en worden, Polizisten töten zu wollen. Er wurde aber mangels Beweisen schnell wieder freigelass­en. Dabei hat Cheurfi, der im östlich von Paris gelegenen Chelles bei seiner Mutter wohnte, ein langes Vorstrafen­register: Er wurde 2005 in einem Berufungsp­rozess wegen mehrfachen versuchten Mordes zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Cheurfi hatte 2001 bei einer Verfolgung­sjagd auf einen Polizeisch­üler und dessen Bruder geschossen. Zwei Tage später entwendete er im Polizeigew­ahrsam einem Polizisten die Dienstwaff­e und versuchte ihn zu töten. Seine Haftstrafe saß er nicht vollständi­g ab und kam 2013 auf freien Fuß. Nur drei Monate später verübte er einen Raub und wurde erneut zu einer Gefängniss­trafe verurteilt. Er wurde dann 2015 aus der Haft entlassen. Im März wurden zwar vorläufige Terrorermi­ttlungen gegen ihn eingeleite­t. In einer Datenbank mit radikalisi­erten Islamisten wurde er nach Ermittlera­ngaben aber nicht geführt. Nachbarn beschreibe­n einen Mann mit psychische­n Problemen, der aber nicht als radikalisi­ert aufgefalle­n war.

War es ein Anschlag des IS?

Die Dschihadis­ten-Miliz Islamische­r Staat (IS) beanspruch­te die Tat schnell für sich. „Der Angreifer von den Champs-Élysées im Zentrum von Paris ist Abu Yussef der Belgier, und er ist einer der Kämpfer des Islamische­n Staates“, erklärte das ISPropagan­da-Sprachrohr Amaq. Allerdings passt die Bezeichnun­g nicht zu Cheurfi. Gleichwohl wurde nahe der Leiche des Angreifers ein Schreiben mit Bezug auf den IS gefunden.

Führt eine Spur nach Belgien?

Die belgischen Behörden warnten ihre französisc­hen Kollegen am Donnerstag vor einem „sehr gefährlich­en“Mann, der den vom IS genannten Vornamen trägt und sich womöglich nach Frankreich begeben wollte. Bei einer Wohnungsdu­rchsuchung waren Waffen,

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Foto: afp Für den toten Polizisten werden in Paris Blumen abgelegt.

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