Statement in Schwarz
Sind Sie Motorradfahrer, Rockerbraut, Freeclimber oder Holzhacker? Dann dürfen Sie sich sehr gemeint fühlen als Zielgruppe eines exklusiven Produktes, das aus der Not von „coolen Typen und taffen Mädels“eine Art Tugend zu machen gedenkt. Es geht hier weder um eine Unfallversicherung noch um ein neues hochprozentiges Mixgetränk und auch nicht um chice Schutzkleidung für Draufgänger. Es ist banaler: Papiertaschentücher. Für den Trekkingabenteurerschnupfen. Die Bikergrippe. Für Rockerbrauttränen. So was. „Jetzt sind auch die härtesten Zinken bestens ausgerüstet.“Hüstel, hüstel, aber so steht’s geschrieben in der Botschaft, dass aus einem Aprilscherz vom vergangenen Jahr „nun beinharte Realität“werde.
Tempo bewirbt seine „Black Edition“, als wäre es ein Ding, das direkt aus dem Nachlass von Andy Warhol kommt. „Ganz cool das Taschentuch zücken? Mit dieser Edition kein Problem mehr, Statement inbegriffen!“Über das Statement des schwarzen Papiertuchs lässt sich wunderbar philosophieren. Das Marketing schnäuzt die Einfälle nur so raus. „Statements setzt man immerhin nicht durch Bescheidenheit: Das tiefschwarze Tempo sticht durch seine Einzigartigkeit hervor und garantiert einen coolen Auftritt beim nächsten Männerabend…?
Es ist wichtig, dass Deutschland vorbereitet ist auf das kleine Schwarze. Nicht, dass jemand sich ekelt, weil das Taschentuch, das ein cooler Typ da zückt, so total dreckig ist. Erst den Auspuff von innen geputzt und dann die Nase! Ist das eingetrocknetes Blut von Fußblasen nach dem Abenteuerwandern? Gibt’s ein frisches Madonnenwunder mit schwarzen Tränen, von dem man noch nichts weiß? Am besten, der distinguierte Rocker faltet seine black Rotzfahne zum Einstecktuch für die weiße Dinnerjacketkutte. Beinhart!