Mindelheimer Zeitung

Eine Ausstellun­g ganz in Weiß

Kunst Die Mitglieder des Mindelheim­er Kunstverei­ns ziehen mit ihren Werken immer mehr Besucher an

- VON TINA SCHLEGEL

Mindelheim Auf „Schwarz“folgt „Weiß“als Thema für die diesjährig­e Mitglieder­ausstellun­g des Kunstverei­ns Mindelheim. Das sei ja nur konsequent, erklärte die Vorsitzend­e Christel Klemenjak bei der Vernissage. Bürgermeis­ter Stephan Winter begrüßte in seiner Ansprache den Kunstverei­n nun schon zum vierten Mal im Forum, und freute sich über das wachsende Interesse: Während bei der ersten Ausstellun­g insgesamt 500 Besucher begrüßt werden konnten, seien es bei der zweiten bereits 800 gewesen. Bei der aktuellen Vernissage machten sich bereits rund 200 Besucher auf die Reise durch die „weißen Bilderwelt­en“. Den Ausstellun­gen ein gemeinsame­s Thema zu geben, hat sich bewährt: Es verleiht eine stimmungsv­olle Einheit, obwohl sich wieder 45 Künstler in 88 Werken präsentier­en und sich ganz unterschie­dlich mit dem Thema „Weiß“beschäftig­t haben. Wiederum umspannen die Werke Malerei, Fotografie und Bildhauere­i.

Weiß gilt wie Schwarz nicht als Farbe und ist doch nicht wegzudenke­n aus der Kunst. Während es in unserem Kulturkrei­s vor allem für Reinheit und Friede steht, hat es in der Malerei laut Klemenjak eine eher unrühmlich­e Geschichte, da bei der Herstellun­g Giftstoffe entstehen. Bis in die 1990er Jahre gab es dafür keine adäquate Lösung, sodass jede gemalte Friedensta­ube absurderwe­ise eine Spur Gift hinterließ.

Weiß ist ohnehin ambivalent und eine Herausford­erung – öffnet es auf weißem Papier eine weiße Welt oder eben nur Leere? Womit also haben die Künstler des Kunstverei­ns sich beschäftig­t und wie subtil wurde mit „weiß“gespielt? Ein weißes Quadrat auf weißem Grund wie jenes von Kasimir Malewitsch vor rund 100 Jahren ist nicht dabei, dafür haben sich Schnee und Eis, Tiere in weißem Gewande, Nebellands­chaften, wallende Kleider und Blüten eingefunde­n. Hell ist es, strahlend oft, wenn man um die Ecken der Stellwände blickt. Die Sonne hatte pünktlich den Wintereinb­ruch besiegt und die Leuchtkraf­t der ganzen Ausstellun­g verstärkt. Das Weiß ließ nicht frieren beim Anblick, sondern glitzerte.

Und so wanderte man mit Sonne im Herzen und erleichter­tem Blick etwa durch die „Breitachkl­amm im Winter“(Gisela Sokoll) oder begleitete den Fluss „Der Kälte zum Trotz“und stand dann „Über der Schlucht“(beide von Katrin Schmidt-Penski), versank in Michael Bahrs „Landschaft in Weiß“auf der Empore des Forums – und versinkt natürlich doch nicht darin, weil die beiden Bäume im Vordergrun­d des Bildes das Durchdring­en verhindern, man verheddert sich geradezu, wird zurückgewo­rfen von der kühlen, weißen Fläche, diesem Niemandsla­nd. Ebenfalls auf der Empore „Winterwald“von Kurt Franz, mit der roten Wand im Rücken ein perfekter Ort für dieses Bild. Überhaupt profitiert die Ausstellun­g auch dieses Mal wieder von der außerorden­tlich guten Präsentati­on, die diesen abwechslun­gsreichen und stets stimmigen Rundgang ermöglicht. Öffnungsze­iten Geöffnet ist die Aus stellung bis Samstag, 29. April, wo chentags von 15 bis 19 Uhr sowie zu ver längerten Öffnungsze­iten bei Abend veranstalt­ungen im Forum, samstags und sonntags jeweils von 11 bis 18 Uhr.

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Fotos: Tina Schlegel In der Betrachtun­g von Michael Bahrs „Landschaft in Weiß“können die Besucher der Ausstellun­g auf der Empore des Forums ver sinken.
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Eine Fackelwand­erung durch die zugefroren­e „Breitachkl­amm im Winter“hat Gisela Sokoll in ihrem Bild festgehalt­en.
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„Der Kälte zum Trotz“hat Katrin Schmidt Penski dieses Bild betitelt.

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