Irrsinn am Samstag
Ess gibt stressige Zeiten, und zwar häufig am Wochenende. Da kommt mit der Samstagspost um 13 Uhr ein Brief, den man sofort beantworten muss und den der Absender am besten am Montag vorfinden sollte. Also: Antwort geschrieben, doch leider keine entsprechende Briefmarke mehr zu Hause, und die Fensterkuverts sind auch aus. Also wirft sich der Mensch, der auf dem Dorf lebt, ins Auto und steuert in fünf Kilometer Entfernung die Tankstelle mit Post an, denn die ist ja am Samstagnachmittag noch offen. Aber was erklärt mir das freundliche Wesen mit Bedauern in der Stimme? „Leider können wir am Samstagnachmittag weder Kuverts noch Briefmarken verkaufen.“Wieso? Die Kuverts kann ich mit der Hand erreichen, die Briefmarken hat sie unter Verschluss und würde sie bestimmt nicht rausrücken. Was tun? Ich fahre ins nächste Dorf mit einer Poststelle in einem großen Laden. Das Ganze noch mal von vorne: „Ich möchte 70er Briefmarken und Fensterkuverts.“Das mit den Briefmarken klappt, aber – wieder das bedauernde Lächeln: „Fensterkuverts haben wir gerade nicht da.“Ich erinnere mich dumpf, zuhause noch ein paar Kuverts zu haben, auf die man die Adresse mit der Hand pinseln muss. Also wieder zurück, den Brief ins Kuvert gesteckt, die Adresse mit der Hand geschrieben, die Marke drauf und nach Mindelheim gefahren, denn am Sonntag um 8 Uhr früh wird dort geleert ... 58 Kilometer, um an einem Wochenende einen Brief zur Post zu bringen – eine reife Leistung!