Künstler setzen sich mit bereits bestehender großer Kunst auseinander
eine Weltkarte mit brennenden Kontinenten entstand (Bild oben). Der menschheitsverbrüdernde Appell „One world“wandelt sich in einen Untergang der gesamten Welt. Wollen wir hoffen, dass nicht jede Künstler-Vision Wirklichkeit wird (18000 Euro, Schlichtenmaier/ Stuttgart).
Was fällt noch auf? Zum einen diverse Spielarten sogenannter „appropriation art“, also Kunst in mehr oder weniger strategischer Auseinandersetzung mit bereits existierender großer Kunst. Glenn Brown etwa tritt absichtsvoll und unverkennbar in die Fußstapfen von Rembrandt und fertigt vergrößert variierte Radierungen von dessen berühmten Porträtköpfen an (5400 Euro bei Paragon/London). Elaine Sturtevant kopiert im Kleinformat die Blumen Andy Warhols (285 000 Euro bei Mayer/Düsseldorf). Und Vik Muniz, der Brasilianer, der 2016 im Mauritshuis/Den Haag die nachgebauten Rahmen-Rückseiten berühmter Ölgemälde zeigte, Mona Lisa etwa, dieser Vik Muniz beschäftigte sich auch mit gemahlenen Pigmenten der Farben bedeutender Maler: Schiele, Mondrian, Klein, Richter (zwischen 36000 und 155000 US-Dollar bei Brown/London). Originell.
Zum Zweiten fällt die starke Präsenz von Stephan Balkenhols Holzplastiken in nicht weniger als zehn Galerien auf. Dazu die starke Präsenz auch von Gotthard Graubner und von Georg Baselitz, insbesondere dessen Motiv von marschierenden Beinen/Füßen in (Haken-)Kreuz-Form. White Cube/ London verpasst einem entsprechenden Bild sogar einen schweren Goldrahmen (220 000 Euro).
2017 ist wieder ein Super-Kunstjahr in Europa: Documenta, Bienalbild“ nale Venedig, Skulptur-Projekte Münster. Da ist immer interessant, wie der Markt auf die annoncierten Künstler reagiert. David Schutter aus den USA (*1974), Documenta14-Teilnehmer und ebenfalls ein appropriation-artist, ist bei Scheibler/ Berlin mit kleinen abstrakten Zeichnungen für 4500 US-Dollar vertreten. Die Deutsche Anne Imhof (*1978), die heuer den deutschen Pavillon in Venedig mit einer 15-Personen-Performance bespielt, hat schon am ersten Messetag zwei Großformate bei Buchholz/Köln verkauft: Aluminiumplatten, schwarz spiegelnd, in die mit grober Gewalt gleichsam Blitzstrahlen eingekratzt sind (38000/48000 Euro).
Auch aus dem Schwäbischen sind Künstler vertreten. Etwa Philipp Fürhofer (*Augsburg 1982), der Maler und Bühnenbildner, der in Installationen und (Leucht-)Kästen Acryl auf Acrylglas setzt (15000 bis 19 000 Euro bei Knust/München), dazu Martin Eder (*Augsburg 1968), dessen Öl- und Aquarellmalerei häufig recht schwül wirkt. Neuerdings malt er in Wasserfarben auch Knaben (6000 Euro bei Eigen & Art/Leipzig).