Stein auf Stein
Serie Der Rohbau der jungen Familie in Wideregg steht. Über kurzfristige Planänderungen, eine verzweifelte Suche mit einem glücklichen Ende und eine gar nicht begeisterte kleine Tochter
Alles beginnt mit einer Wiese im Kammlacher Ortsteil Wideregg. In diesem Jahr soll hier ein Haus entstehen. Das Haus von Lisette Lutzenberger, Christian Zettler und ihrer Tochter Antonia. Wir begleiten die junge Familie bei den wichtigsten Schritten auf ihrem Weg ins eigene Zuhause.
Wideregg „Oh mei, oh mei, oh mei, oh mei“, gibt die kleine Antonia im typischen Allgäuer Singsang von sich und schüttelt dazu noch ihr süßes kleines Köpfchen. „Das hat sie von der Uroma gelernt“, meint ihre Mutter Lisette Lutzenberger und lacht. Denn zu jammern gibt es auf der Baustelle derzeit nichts: Alles gehe gut voran. Auf der ehemals grünen Wiese steht inzwischen ein fast fertig gemauertes Haus. Nur im ersten Stock wird noch an Innenwänden gearbeitet. Alle Außenwände stehen und damit sind die Ausmaße des Baus endlich sichtbar.
„Wir hatte drei Leute von der Baufirma da, die jetzt ungefähr 17 Tage hier gearbeitet haben“, schätzt Lisette Lutzenberger – natürlich gemeinsam mit Christian Zettler, seinem Vater Florian und Freunden und Bekannten. Das kalte Wetter hatte glücklicherweise keine negativen Auswirkungen auf den Hausbau, alle Betonarbeiten konnten problemlos erledigt werden. Im Gegenteil, fast hatte das schlechte Wetter sogar noch etwas Gutes: „Wegen dem Frost und dem Schnee gab es auf dem Hof nicht viel zu tun, deshalb konnte mein Vater uns sehr viel hier beim Haus helfen“, berichtet Christian Zettler. Steine zusägen, Mörtel anmischen, für Nachschub sorgen: Wenn diese Arbeiten von freiwilligen Helfern erledigt werden, können sich die Profis ganz auf ihre Hauptarbeit konzentrieren, das Mauern. Deshalb ging es wahrscheinlich auch so schnell mit dem Rohbau, vermutet die junge Mutter. „Mörtel anmischen kann ja sogar ich, das ist wirklich kein großes Hexenwerk, wenn man es einmal gezeigt bekommt.“
Bei so einer großen Baustelle werden natürlich alle helfenden Hände gebraucht. Man sei um jeden froh, den man kenne und der mit anpacken könne, ist sich das Paar einig. Und manchmal muss man auch einfach Glück haben – was in diesem Fall besonders wichtig war: Eigentlich geplant für das Haus waren Fertigtreppen. „Die hatten jetzt aber sechs Wochen Lieferzeit.“Auf ein Exemplar aus Holz oder Metall wollte das Paar nicht umschwenken. Und so begann die verzweifelte Suche nach einer Alternative. Sie kamen auf den Bruder eines Freundes, der die Einschalungen für die Treppen bauen konnte, und so konnten doch noch die drei Betontreppen vor Ort gegossen werden. Den Zeitrahmen hätte das Warten auf die Fertigteile sonst absolut gesprengt.
Es fühle sich schon gut an, endlich durch die Räume laufen zu können, meint Christian Zettler. Die einzelnen Bereiche wie Garage, Küche und Schlafzimmer sind bereits gut erkennbar und Christian und Lisette sind sehr zufrieden. Nur das Wohnzimmer wirkt in ihren Augen noch ein wenig klein. Das kann aber auch daran liegen, dass momentan noch die zahlreichen Stützen für die Stockwerksdecke darin verteilt sind. „Das wird schon noch ganz anders, wenn wirklich mal Farbe an den Wänden ist und Möbel drin stehen“, ist Lisette optimistisch.
Eine weitere kleine Änderung hat sich während des Baus ergeben: Das kleine Fenster im Garderobenzimmer haben die beiden wieder verworfen. Um den Raum optimal nutzen zu können, ist ein Einbauschrank geplant, der mit einer Fensternische leider zu wenig Platz gehabt hätte.
Während die Maurerarbeiten dem Ende zugehen, wird mit Hochdruck schon am nächsten Schritt gewerkelt: Das Streichen des Dachstuhls ist in vollem Gange. In den Hallen der Zimmerei werden schon fleißig die benötigten Balken und Bretter – hauptsächlich von den Frauen der Familie – vorbereitet. Wann genau die Zimmermänner anrücken können, steht noch nicht fest. Erstens muss noch FarbenNachschub kommen. Zweitens braucht es trockenes Wetter. Und das scheint im Moment schwieriger als alles andere. Findet auch die kleine Antonia, die von so viel Schnee, Regen und Matsch überhaupt nicht begeistert ist: „Oh mei, oh mei!“