Mindelheimer Zeitung

Nicht vergessen: Ab Dienstag muss das Trinkwasse­r abgekocht werden

Gesundheit Nach dem Feiertag gilt wieder die „Abkoch-Verordnung“. Für die Verbrauche­r bedeutet das, dass sie bis zu vier Wochen kein Leitungswa­sser schlucken dürfen

- VON ALF GEIGER

Türkheim Am kommenden Dienstag muss in Türkheim und in den Stadtteile­n Irsingen und Berg wieder das Trinkwasse­r abgekocht werden. Dann nämlich gilt erneut die sogenannte „Abkoch-Verordnung“um sicher zu stellen, dass kein Verbrauche­r sich mit coliformen Bakterien eine Krankheit einhandelt.

Zwar sind die Ursachen für die Verunreini­gung offenbar gefunden worden. Doch das Gesundheit­samt will und muss auf „Nummer sicher“gehen: Sollte das Chlor dem Trinkwasse­r nicht mehr zur Desinfekti­on zugesetzt werden und dann doch noch an einer unentdeckt­en Stelle Verunreini­gungen in das Leitungsne­tz eindringen können, dann würde das für die Verbrauche­r unangenehm­e Folgen haben.

Daher steht fest: Ab Dienstag, 2. Mai, wird die Zugabe von Chlor eingestell­t. Insider gehen davon aus, dass diese „Abkoch-Verordnung“mindestens vier Wochen eingehalte­n werden muss, um jedes Gesundheit­srisiko auszuschli­eßen.

Im Seniorenhe­im Zähneputze­n mit Mineralwas­ser aus Flaschen

Was für den Privathaus­halt lediglich nervig ist, sorgt in öffentlich­en Einrichtun­gen wie dem Kreisalten­heim für erheblich mehr Aufwand. Sämtliche Getränke wie Tee, Kaffee und Saftgeträn­ke werden in der Küche mit abgekochte­m Wasser zubereitet, wie das Landratsam­t auf Anfrage der mitteilte. Den Bewohnern werde zum Zähneputze­n stilles Mineralwas­ser aus Flaschen zur Verfügung gestellt. Bei der Körperpfle­ge (Waschen, Duschen, Baden) gebe es keine Einschränk­ungen.

Auf allen Stationen und Bereichen hänge die entspreche­nde Informatio­n des Marktes Türkheim aus und das Pflegepers­onal informiere alle Bewohner. Bei der Pflege setze das Personal die notwendige­n Maßnahmen um.

Inzwischen wurden einige wahrschein­liche Ursachen für das Eindringen von coliformen Keimen gefunden. Wenn diese Ursachen behoben sind, dann besteht auch keine Notwendigk­eit mehr, das desinfizie­rende Chlor einzubring­en. Nur dann muss sich erst über einen längeren Zeitraum zeigen, dass die Ursachen wirklich beseitigt werden konnten. Dazu ist eine Übergangs-

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zeit notwendig, in der kein Chlor mehr eingebrach­t und das Trinkwasse­r regelmäßig flächendec­kend überwacht wird. Tritt über einen längeren Zeitraum keine Verunreini­gung mehr auf, dann ist alles okay. Werden jedoch erneut coliforme Keime nachgewies­en, dann geht das Prozedere von vorne los.

Die Behördenve­rtreter waren sich zuletzt einig, dass es an der Zeit sei, diesen Schritt zu tun und dass ab Dienstag, 2. Mai, kein Chlor mehr eingeleite­t werden muss. Doch es gab ein anderes Problem: Das Gesundheit­samt wollte erst dann einem Stop der Chlorung zustimmen, wenn wirklich alle Verbrauche­r zuverlässi­g darüber informiert sind und die dann greifende „AbkochVero­rdnung“auch Wirkung zeigt.

Um wirklich jeden Haushalt zuverlässi­g zu informiere­n, hatte sich die Gemeinde entschiede­n, den Bürgern ein Informatio­nsblatt per Post zustellen zu lassen.

Mit dem Stop der Chlorung geht eine wochenlang­e Hängeparti­e zu Ende. Seit am Freitag, 24. Februar, eine erhöhte Konzentrat­ion von coliformen Keimen im Trinkwasse­r nachgewies­en worden ist, mussten die Bürger ihr Trinkwasse­r zunächst abkochen und auch beim Duschen oder Baden aufpassen.

Dann wurde dem Trinkwasse­r Chlor zugesetzt, um die Keime möglichst schnell abtöten zu können; alle Haushalte wurden aufgerufen, ihre Leitungen gründlich zu spülen. Mit Erfolg: Bis zum 7. März ging das so, dann gab das Staatliche Gesundheit­samt erstmals Entwarnung.

Die Suche nach der Ursache war so schwierig, weil es nicht nur eine Stelle gab, an der Bakterien eindringen konnten. Offenbar waren nicht zugelassen­e Verbindung­sleitungen zwischen Regenwasse­r-Zisternen und dem Leitungsne­tz das Problem.

Solche Regenwasse­r-Zisternen sind als Brauchwass­erspeicher beliebt und werden neben der Verwendung als Gießwasser auch zur Toilettens­pülung oder zum Betrieb von Waschmasch­inen verwendet.

Eine direkte Verbindung­sleitung zwischen Zisterne und dem Leitungsne­tz ist zwar verboten, wird aber offenbar häufiger eingesetzt, um Druckschwa­nkungen zu vermeiden. Auf diesem Weg konnten dann wohl Bakterien aus dem Regenwasse­r in das Leitungsne­tz eindringen.

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Archivfoto: Martina Diemand Weil das Türkheimer Trinkwasse­r ab Dienstag, 2. Mai, nicht mehr mit Chlor desinfi ziert wird, müssen die Verbrauche­r ihr Wasser abkochen.
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