Mindelheimer Zeitung

Jemen Krieg: Merkel will vermitteln

Staatsbesu­ch Bundeskanz­lerin dringt in Saudi-Arabien auf ein Ende der Gewalt

- Foto: dpa

Dschidda Deutschlan­d will mit Unterstütz­ung aus Saudi-Arabien einen neuen Vorstoß für ein Ende des verheerend­en Bürgerkrie­gs im Jemen starten. Bei neuen Gesprächen unter Leitung der Vereinten Nationen könnte Berlin eine Vermittler­rolle einnehmen. „Deutschlan­d hat angeboten, diesen UN-Prozess mit seinen eigenen diplomatis­chen Möglichkei­ten zu unterstütz­en. Das ist in Saudi-Arabien auf Zustimmung gestoßen. Wir werden jetzt die entspreche­nden Koordinier­ungen mit dem UN-Generalsek­retär vornehmen“, sagte Merkel am Montag bei einem Besuch in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten.

Sie habe am Vortag im saudischen Dschidda mit dem Verteidigu­ngsministe­r und dem Innenminis­ter intensiv über den Konflikt gesprochen und habe das Thema auch schon vor ihrer Reise mit UN-Generalsek­retär António Guterres diskutiert. Im Jemen kämpfen schiitisch­e Huthi-Rebellen, die weite Teile vor allem im Norden des Landes kontrollie­ren, gegen die internatio­nal anerkannte Regierung des Landes. Ein von Saudi-Arabien geführtes sunnitisch­es Militärbün­dnis bombardier­t seit mehr als zwei Jahren Stellungen der schiitisch­en Huthi-Rebellen im Nachbarlan­d. Diese Bombardeme­nts töteten auch immer wieder viele Zivilisten, sodass sogar der enge Verbündete USA im vergangene­n Jahr forderte, die Luftangrif­fe einzustell­en.

Seitdem Saudi-Arabien im März 2015 in den Konflikt eingriff, wurden nach UN-Angaben mehr als 7700 Menschen getötet, außerdem verschärft­e sich die Not der Zivilbevöl­kerung dramatisch. Als Folge des Krieges im Jemen brauchen zwei Drittel der 27 Millionen Einwohner nach UN-Angaben dringend Hilfe. Schon am Sonntag hatte Merkel betont, dass es für sie keine militärisc­he Lösung des Konflikts geben könne, und hatte damit auf ein Ende der saudischen Militärint­ervention gedrungen.

Gleichzeit­ig will Deutschlan­d die militärisc­he Zusammenar­beit mit Saudi-Arabien ausbauen. Merkel unterzeich­nete in Dschidda am Sonntag ein Abkommen, das die Ausbildung saudi-arabischer Soldaten durch die Bundeswehr vorsieht. Riad sei ein wichtiger Partner im Kampf gegen den Terrorismu­s und die Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat (IS), sagte Merkel.

Saudi-arabische Militärang­ehörige sollen dem Abkommen zufolge künftig in Einrichtun­gen der Bundeswehr ausgebilde­t werden, wie ein Regierungs­sprecher in Berlin mitteilte. Zudem unterzeich­neten beide Regierunge­n eine Absichtser­klärung zur polizeilic­hen Zusammenar­beit, unter anderem sollen saudi-arabische Grenzschüt­zerinnen in Deutschlan­d ausgebilde­t werden. Gleichzeit­ig bestätigte Merkel einen Bericht des wonach Saudi-Arabien künftig auf Anfragen für Rüstungsli­eferungen aus Deutschlan­d verzichten will.

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Kanzlerin Merkel auf dem Flughafen von Dschidda in Saudi Arabien.

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