Mindelheimer Zeitung

Von wegen vollautoma­tisch

- VON CHRISTINA HELLER hhc@augsburger allgemeine.de

In den meisten Büros geht ohne Kaffee wohl nichts. Sobald man eine leichte Müdigkeit verspürt, tritt man den Weg in die Kaffeeküch­e an. Und wie praktisch ist da ein Kaffeevoll­automat. Der mahlt die Bohnen, brüht den Kaffee frisch auf und das Ganze dauert höchstens eine Minute. Es verstreich­t fast keine Wartezeit vom Knopfdruck bis zum Kaffeegenu­ss. Aber leider zählt der Ein-Minuten-Kaffee zu den modernen Büro-Mythen. Denn meist dehnt sich das Kurz-mal-einen-Espresso-aus-dem-Automaten-Lassen auf mindestens eine Viertelstu­nde aus. Denn so ein Vollautoma­t ist in Wahrheit ziemlich das Gegenteil von vollautoma­tisch – und eher betreuungs­intensiv.

Kaum hat man seine Tasse unter die Kaffeequel­le gestellt und den Knopf gedrückt, erklingt dieses verdächtig hohe Surren. Die Bohnen sind ausgegange­n. Also füllt man das Bohnenfach wieder auf. Zweiter hoffnungsv­oller Drücker auf den Kaffeeknop­f. Doch auch diesmal wird es nichts mit dem Heißgeträn­k-Vergnügen. „Stopp, Kaffeesatz­behälter voll!“, zeigt die Maschine an. Kurz davor, von der anfänglich leichten Müdigkeit übermannt zu werden, klappt man das Gerät auf, leert den Behälter, setzt ihn wieder ein und schließt die Klappe gewissenha­ft. Schon ahnend, dass sich der unautomati­sche Automat anderenfal­ls beschweren würde. Dritter Drücker auf den Knopf und wieder zerschlägt sich die Kaffee-Hoffnung. Wassertank füllen, verlangt die Maschine diesmal. Währenddes­sen hat sich hinter einem eine KollegenSc­hlange versammelt. Dann endlich läuft der Espresso in die Tasse. Bei der ganzen Anstrengun­g könnte man glatt einen zweiten vertragen. Wäre da nicht die wartende Kollegensc­har. Bis die fertig ist, fängt das Automaten-Gejammer nämlich wieder von vorne an.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Im Büro einen Kaffee zu bekommen, kann lange dauern.
Foto: Marcus Merk Im Büro einen Kaffee zu bekommen, kann lange dauern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany