Die Neugierige
Porträt Die neue Arbeitsagenturchefin Maria Amtmann sucht beruflich wie privat Herausforderungen
Memmingen Was macht die Chefin der Arbeitsagentur, um sich nach einer langen Woche zu erholen? Überspitzt ausgedrückt: arbeiten. Denn zu Maria Amtmanns Hobbys gehört es, „am Wochenende Kurse zu besuchen, bei denen man produktiv ist“, wie sie es nennt. Bei einem Schuhmacherkurs hat sie beispielsweise gefütterte Winterstiefel und bequeme Freizeitschuhe hergestellt. Bei einem Goldschmiedekurs entstand Schmuck, den sie sehr gerne trägt. Auch Einblicke ins Schreinern und Parkettverlegen hat sie bei solchen Seminaren bereits erhalten.
Aktuell liebäugelt die 49-Jährige mit einem Kurs in einer Käserei. Denn das stellt die Verbindung zu ihrer momentan größten Freizeitbeschäftigung her: Sie und ihr Lebenspartner lernen das Allgäu kennen – und zwar wandernd, auf dem Fahrrad sowie kulinarisch. Amtmann lebt und arbeitet erst seit Januar in der Region, seit sie die Leitung der Arbeitsagentur Kempten-Memmingen übernommen hat. Als sie die Möglichkeit hatte, Peter Litzka zu beerben, sei sie gleich begeistert gewesen. „Ich bin aufgeschlossen für Neues“, sagt sie über sich selbst, während sie zügigen Schrittes durch den Memminger Stadtpark schreitet. Schließlich wollte sie wieder vor Ort in einer Direktion arbeiten.
Denn zuvor hatte Amtmann auf zwei verschiedenen Posten mit der Bewältigung der „krisenhaften Situation“bei den Flüchtlingen zu tun: Als im Sommer 2015 hunderttausende Menschen auf der Suche nach Schutz und einem besseren Leben über die Grenze kamen, herrschte im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Personalmangel. Amtmann nahm das Angebot an, sich einzubringen, und fungierte als Verbindungsfrau zwischen BAMF und Innenministerium. Über die Zeit des größten Ansturms sagt sie: „Es war ein einmaliges Ereignis, bei dem der Staat, der sonst immer gut funktioniert, vor ganz neuen Herausforderungen stand.“Von Oktober 2015 bis Juli ging es für sie um die Frage, wie mit den Flüchtlingen umzugehen sei, die über die Balkanroute im Raum Passau das Land erreichten. Wo sollen die Menschen hin, wo sollen sie schlafen und was essen? So lauteten die drängendsten Fragen.
Im Anschluss ging es für sie – zurück bei der Bundesagentur – dann vor allem um die Integration von Flüchtlingen. Bei Amtmanns Arbeit standen dabei stets Konzepte für das große Ganze im Vordergrund. Bis zum Wechsel ins Allgäu, wo ihre Arbeit nun wieder näher an der Praxis sei. „Da wird einem schneller der Spiegel vorgehalten“, sagt sie.
Zwar sei ihre Aufgabe mit Blick auf seit Jahren niedrigen Arbeitslosenzahlen in der Region eine dankbare. Doch Herausforderungen gibt es nach ihren Worten trotzdem reichlich: Langzeitarbeitslose für den Arbeitsmarkt generell und Be2016
schäftigte für zukünftige Herausforderungen fit zu machen, beispielsweise, um so mit dem Fachkräftemangel fertig zu werden. Zudem leben in ihrem neuen Zuständigkeitsbereich 200000 Menschen mehr als in der Direktion Landshut-Pfarrkirchen. Dort war sie Chefin vor ihrem Einsatz im BAMF. Für Amtmann bleibt also viel Potenzial, um auch weiterhin produktiv zu sein – im Dienst und in der Freizeit.