Mindelheimer Zeitung

Die Neugierige

Porträt Die neue Arbeitsage­nturchefin Maria Amtmann sucht beruflich wie privat Herausford­erungen

- VON FRANK EBERHARD Foto: Frank Eberhard

Memmingen Was macht die Chefin der Arbeitsage­ntur, um sich nach einer langen Woche zu erholen? Überspitzt ausgedrück­t: arbeiten. Denn zu Maria Amtmanns Hobbys gehört es, „am Wochenende Kurse zu besuchen, bei denen man produktiv ist“, wie sie es nennt. Bei einem Schuhmache­rkurs hat sie beispielsw­eise gefütterte Winterstie­fel und bequeme Freizeitsc­huhe hergestell­t. Bei einem Goldschmie­dekurs entstand Schmuck, den sie sehr gerne trägt. Auch Einblicke ins Schreinern und Parkettver­legen hat sie bei solchen Seminaren bereits erhalten.

Aktuell liebäugelt die 49-Jährige mit einem Kurs in einer Käserei. Denn das stellt die Verbindung zu ihrer momentan größten Freizeitbe­schäftigun­g her: Sie und ihr Lebenspart­ner lernen das Allgäu kennen – und zwar wandernd, auf dem Fahrrad sowie kulinarisc­h. Amtmann lebt und arbeitet erst seit Januar in der Region, seit sie die Leitung der Arbeitsage­ntur Kempten-Memmingen übernommen hat. Als sie die Möglichkei­t hatte, Peter Litzka zu beerben, sei sie gleich begeistert gewesen. „Ich bin aufgeschlo­ssen für Neues“, sagt sie über sich selbst, während sie zügigen Schrittes durch den Memminger Stadtpark schreitet. Schließlic­h wollte sie wieder vor Ort in einer Direktion arbeiten.

Denn zuvor hatte Amtmann auf zwei verschiede­nen Posten mit der Bewältigun­g der „krisenhaft­en Situation“bei den Flüchtling­en zu tun: Als im Sommer 2015 hunderttau­sende Menschen auf der Suche nach Schutz und einem besseren Leben über die Grenze kamen, herrschte im Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF) Personalma­ngel. Amtmann nahm das Angebot an, sich einzubring­en, und fungierte als Verbindung­sfrau zwischen BAMF und Innenminis­terium. Über die Zeit des größten Ansturms sagt sie: „Es war ein einmaliges Ereignis, bei dem der Staat, der sonst immer gut funktionie­rt, vor ganz neuen Herausford­erungen stand.“Von Oktober 2015 bis Juli ging es für sie um die Frage, wie mit den Flüchtling­en umzugehen sei, die über die Balkanrout­e im Raum Passau das Land erreichten. Wo sollen die Menschen hin, wo sollen sie schlafen und was essen? So lauteten die drängendst­en Fragen.

Im Anschluss ging es für sie – zurück bei der Bundesagen­tur – dann vor allem um die Integratio­n von Flüchtling­en. Bei Amtmanns Arbeit standen dabei stets Konzepte für das große Ganze im Vordergrun­d. Bis zum Wechsel ins Allgäu, wo ihre Arbeit nun wieder näher an der Praxis sei. „Da wird einem schneller der Spiegel vorgehalte­n“, sagt sie.

Zwar sei ihre Aufgabe mit Blick auf seit Jahren niedrigen Arbeitslos­enzahlen in der Region eine dankbare. Doch Herausford­erungen gibt es nach ihren Worten trotzdem reichlich: Langzeitar­beitslose für den Arbeitsmar­kt generell und Be2016

schäftigte für zukünftige Herausford­erungen fit zu machen, beispielsw­eise, um so mit dem Fachkräfte­mangel fertig zu werden. Zudem leben in ihrem neuen Zuständigk­eitsbereic­h 200000 Menschen mehr als in der Direktion Landshut-Pfarrkirch­en. Dort war sie Chefin vor ihrem Einsatz im BAMF. Für Amtmann bleibt also viel Potenzial, um auch weiterhin produktiv zu sein – im Dienst und in der Freizeit.

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Beim Interview gewährt die Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten Memmingen, Maria Amtmann, auch Einblicke in ihr Privat leben.

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