Aus der Küche auf die Showbühne
Musik Schlagerstar Patrick Lindner spricht über die Anfänge seiner außergewöhnlichen Karriere und seine besondere Beziehung zu Bad Wörishofen. Für seine Fans in der Kneippstadt gibt es ein besonderes „Zuckerl“
Herr Lindner, Sie sind in München aufgewachsen, Bad Wörishofen ist da nicht weit. Wie man hört, sind Sie öfter in der Kneippstadt?
Patrick Lindner: Natürlich war ich schon öfter in Bad Wörishofen, schon als Kind mit meinen Eltern. Vor zwei Jahren war ich zum Beispiel mit meiner lieben Kollegin Ireen Sheer im Kurhaus. Nun bin ich in diesem Jahr zum ersten Mal mit den „Stimmen der Berge“wieder zu Gast. Ich kenne zum Beispiel den Ex-Nationalspieler Franz Roth gut. Aber auch sonst habe ich gute Freunde in die Kneippstadt, so dass ich schon einige Male im Jahr, und dann privat, her komme.
Was gefällt Ihnen an Bad Wörishofen?
Lindner: Der Ort hat sich gut weiter entwickelt. Kurpark und Rosengarten sind, um nur ein paar Beispiele zu nennen, wunderschön. Und die Therapien von Pfarrer Kneipp sind aktuell wie nie zuvor.
Sie zählen seit 28 Jahren zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Künstlern. Wie sind Sie damals eigentlich zum Gesang gekommen?
Lindner: Meine Eltern waren in der Gastronomie tätig und besaßen in München einige Lokale. Dort wurde es abends oft recht zünftig und es wurde gesungen. Meine Mutter war etwas musikalisch angehaucht. Ich bekam als Kind Klavierunterricht. Aber, dass ich einmal Sänger werden würde, das war noch nicht abzusehen. Ich war als Kind eher zurückhaltend. Alleine auf einer Bühne zu stehen, war für mich undenkbar. Ich bin gelernter Koch. Durch meinen Beruf habe ich die Schauspielerin Margot Mahler kennengelernt und diese gab mir den Rat, mich bei einem Münchner LaienschauspielTheater zu bewerben. Dort wurde ich auch genommen und dadurch bekam ich auch die ersten Kontakte zur Musik-Szene. Ich habe dann Musik-Demos aufgenommen und wurde letztendlich vom Autoren- Team, dem Hit-Komponisten und -Produzenten Jean Frankfurter
und der sehr erfolgreichen TextDichterin Irma Holder unter deren Fittiche genommen.
Seither ist viel Zeit vergangen. Wie gut erinnern Sie sich noch an die ersten Titel?
Lindner: Traum von ewiger Liebe“und „Irgendwann sag ich für immer“. Beide Titel waren keine großen Erfolge, eher kleine Achtungserfolge, aber für mich doch sehr wichtig und wegweisend. Mein Traum von einer musikalischen Karriere ging dann ein Jahr später beim „Grand Prix der Volksmusik“mit „Die kloane Tür zum Paradies“in Erfüllung
Sie hatten also Ihre ersten Erfolge mit „volkstümlichen Schlagern“?
Lindner: Das ist richtig. Der „volkstümliche Schlager“hat damals vor 28 Jahren richtig geboomt. Es gab noch den „Grand Prix der Volksmu- sik“, durch den viele Kollegen bekannt wurden.
Was hat sich in der Szene geändert?
Lindner: Da tut sich heutzutage der Nachwuchs viel schwerer. Heute ist es für junge Menschen fast unmöglich, dass sie sich irgendwo vor einem größeren Publikum präsentieren können, geschweige in einer Fernseh-Sendung, oder dass ihre Titel im Radio gespielt werden.
Das Fernsehen hat ja bei Ihnen seit jeher eine große Rolle gespielt...
Lindner: Auch da hatte ich ein riesiges Glück. 1989 belegte ich beim „Grand Prix der Volksmusik“den 2. Platz und ein Jahr später bekam ich beim Bayerischen Fernsehen die Möglichkeit kleinere Sendungen zu präsentieren. Wieder ein Jahr später wechselte ich zum ZDF. Das war die Geburtsstunde für meine eigenen großen Abend-Shows, die „Patrick Lindner Show“. Es folgten RollenAngebote als Schauspieler, die ich sehr gerne angenommen habe, wenn ich mir sicher war, dass die Rolle auch zu mir passt. Was meine Shows anbelangt, so wechselte ich vom ZDF zur ARD und dort war ich wieder bei meinem Heimatsender, dem Bayerischen Rundfunk. Insgesamt präsentierte ich damals 36 große Fernseh-Abend-Shows.
Auch hier hat sich so einiges geändert...
Lindner: In der Zwischenzeit sind die meisten Macher in den Sendern der Meinung, dass das Publikum so etwas nicht mehr sehen möchte. Da bin ich allerdings ganz anderer Meinung. Es trifft vor allem den Nachwuchs. Früher konnten diese zum Beispiel bei der volkstümlichen Hitparade oder bei Marianne und Michael sich einem breiten Publikum und ihre neuen Lieder präsentieren.
Sie haben ja an Preisen alles bekommen, was möglich ist. Wie haben Sie es geschafft, dass Sie damals den Boden unter den Füßen nicht verloren haben?
Lindner: Man darf seine Herkunft nie aus den Augen verlieren. So bin ich erzögen worden. Ich war und bin mir dessen bis heute bewusst, dass ich alles was ich erreicht habe, nur dem Publikum zu verdanken habe.
Hat man nach so langer Zeit als Künstler noch große Träume? Mit wem zum Beispiel würden Sie gern einmal auf der Bühne stehen?
Lindner: Es gibt schon einige Stars, mit denen ich einmal singen möchte. Dazu gehört zum Beispiel Barbara Streisand. Ich bin nicht auf Schlager fixiert, ich bin auch von Frank Sinatra begeistert.
Was erwartet die Besucher in Bad Wörishofen?
Lindner: Das Motto der Veranstaltung in Bad Wörishofen ist „Heimat, Deine schönsten Lieder“. Die Zuschauer erwartet also ein MusikProgramm das hauptsächlich aus Ohrwürmern besteht. Ich bin ja mit den „Stimmen der Berge“unterwegs. Diese Gruppe, die nur aus ehemaligen „Regensburger Domspatzen“besteht und die alle eine fundamentierte Gesangs-Ausbildung genossen haben, hat mich ab dem Moment überzeugt, als ich sie zum ersten Mal gehört habe. Es lag also nahe, dass man ein Programm mit schönen und eingängigen Liedern zusammenstellt, die Menschen auf andere Gedanken bringen und somit Gelegenheit geben, den Alltag für ein paar Stunden zu vergessen.
Interview: Wilhelm Unfried