Mindelheimer Zeitung

Zum Glück gibt es Chinesen

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Als der chinesisch­e Haushaltsg­eräte-Konzern Midea beim Augsburger Roboterbau­er Kuka einstieg, kam das einem Versagen deutscher Kapitalist­en gleich. Denn die Asiaten konnten sich ohne einen Konkurrenz-Bieter aus heimischen Gefilden den wirtschaft­lich erfolgreic­hen Hochtechno­logieKonze­rn aneignen. Letztlich war das Angebot der Chinesen mit 115 Euro pro Aktie zu verlockend. Danach war das Wehklagen verständli­cherweise groß, dass eine der herausrage­nden deutschen HighTech-Firmen in ausländisc­he Hände fiel. Aber so funktionie­re Globalisie­rung eben, wie Midea-Chef Paul Fang unlängst lakonisch feststellt­e.

Ebenso knapp und unsentimen­tal lässt sich sagen: China tut der Deutschen Bank gut. Der Fall ist anders als die Kuka-Geschichte gelagert, denn das Geldhaus befindet sich nach allerlei Schandtate­n und Milliarden­strafen in einem angeschlag­enen Zustand. Trotz erster Erfolge von Vorstandsc­hef Cryan ist die Bank weiter ein ökonomisch­moralische­r Sanierungs­fall.

Deutschlan­d braucht aber einen starken Finanzkonz­ern, der Firmen auf die Weltmärkte begleitet. Da hiesige Investoren davor zurückschr­ecken, dem tief gefallenen Riesen Vertrauens­kredit zu geben, darf sich keiner beschweren, wenn das Chinesen tun. Die Asiaten sind meist langfristi­g orientiert­e Geschäftsl­eute. Genau einen solchen Groß-Aktionär braucht die Deutsche Bank, um wieder auf die Beine zu kommen. Angelsächs­ische Investoren, die oft als „Heuschreck­en“auftreten, haben weniger Geduld mit Firmen, bei denen sie einsteigen. Da drohen Unternehme­n oft harte Einschnitt­e. Manchmal werden sie zerschlage­n. So mag sich mancher Banker in Frankfurt denken: Zum Glück gibt es Chinesen.

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