Wenn der Gockel zur Unzeit kräht
Nachbarschaftsstreit In Markt Wald fühlte sich eine Zugezogene durch einen Hahn belästigt. Warum der Halter nach monatelangem Zwist nachgab
Peter V. in Ordnung. „Ich hatte noch nie Streit mit einem meiner Nachbarn“, versichert er. In dem Schreiben waren eine ganze Reihe von tatsächlichen oder empfundenen Ruhestörungen aufgelistet. Mal war abends nach 19 Uhr noch gewerkelt worden, mal war der Rasenmäher zu laut, während sich die Nachbarin auf der Liege erholte. Und immer war es der Gockel, der nicht einsehen wollte, dass er vernünftigerweise ein Schweigegelübde abgelegt hätte. Nur die Kirchenglocken, die störten nie.
Peter V. sagt fairerweise, zu der Zeit, als die neuen Nachbarn eingezogen waren, hatte er vorübergehend keinen Hahn, nur Hühner. Den Gockel hatte er von der Verwandtschaft übernommen, weil sich dort zwei Hähne im Hühnerstall Revierkämpfe lieferten. Also brauchte ein prächtiger Junghahn ein neues Zuhause. Er fand es bei Familie V. in Markt Wald. Der Hahn bekam sozusagen Asyl.
Es war der Beginn eines Dauerkonfliktes. Der Streit mit der Nachbarin ließ sich über Monate nicht beilegen. Die Nachbarin schaltete einen Rechtsanwalt ein und am Ende kam es zu einem Schlichtungsgespräch in einer Kanzlei in Bad Wörishofen. Peter V. gab nach, weil er nicht auch noch ein Gerichtsverfahren durchfechten wollte. Noch nie in seinem Leben hatte er mit der Justiz zu tun.
Der Streitfall Gockel hat sein Ende gefunden, das Verhältnis zwischen den Nachbarn aber weiter belastet. Peter V. bemüht sich um Rücksicht, wo es geht. Aber hin und wieder muss eben die Hobelmaschine in Betrieb genommen werden oder läuft die Kreissäge und der Kompressor. Eine Friedhofsruhe wird es auch in Markt Wald nicht geben können.
Parkplätze sind rar, wir verstehen. Und zwei Schritte zuviel laufen ist für einen überzeugten Autofahrer unzumutbar. Natürlich. Und deshalb verwandeln sich an sich nette und hilfsbereite Mitmenschen immer wieder in Verkehrsrowdies. In der Mindelheimer Maximilianstraße lässt sich das wunderbar studieren. Auf der Südseite der Straße, wo kein Auto zu stehen hat, wird munter geparkt. Ist ja nur für ein paar Minuten. Man will ja nur kurz was holen, heißt es nachher rechtfertigend. All den Sündern mag man immerhin noch zugute halten, dass sie meistens niemanden ernsthaft behindern.
Aber es gibt die noch Dreisteren. Sie stellen ihren Wagen ohne mit der Wimper zu zucken auf einen Behindertenparkplatz. Im schönen Türkheim durfte ich das diese Woche „bewundern“. Unter den Dauereiligen war übrigens auch ein kommunalpolitisch höchst engagierter Mitbürger, dessen Namen wir jetzt für uns behalten. Der gute Mann hatte offenbar Lebenswichtiges im Rathaus zu tun. Da kann man doch nicht auf Menschen mit Behinderung Rücksicht nehmen. Schon klar.