Heilkraft am Wegesrand
Gesundheit Eine unscheinbare Pflanze, die jeder kennt, hat erstaunliche Wirkung. Was viele nicht über das Gänseblümchen wissen
Bad Wörishofen Geliebt von den einen, gehasst von anderen Gartenbesitzern, als „Unkraut“im Rasen, der doch makellos sein soll: Das Gänseblümchen hat es oft nicht leicht. Dabei ist es nicht nur wegen seines goldgelben Kerns in der Mitte und seiner silberweißen Blütenblättchen ein Abbild der Sonne, nein, es ist eine Pflanze, die den Menschen Heilung bringen kann. Die Kür des Gänseblümchens zur Heilpflanze des Jahres 2017 rückt altes Wissen wieder in den Mittelpunkt.
Für Christine Volm ist dieses bescheidene Pflänzchen sehr bedeutsam. Volm gibt seit zehn Jahren Weiterbildungsseminare an der Kneipp-Akademie in Bad Wörishofen. Die Gartenbauwissenschaftlerin, Wildkräuterexpertin und Rohköstlerin ist vom Gänseblümchen überzeugt. In der Küche etwa gehört die Pflanze für sie dazu wie etwa Äpfel. Kochen sollte man Gänseblümchen zwar nicht. Aber roh gäben sie eine hervorragende essbare Dekoration ab, auf Gemüse, Suppen, Brote und im Salat verwendet Volm die Pflanze. Auch als „wilde Zutat für Süßspeisen“sei das Gänseblümchen gut geeignet, etwa im Obstsalat. „Ich verwende sie gerne
als Zutat zu selbstgemachten süßen Smoothies“, verrät Volm. Das Gänseblümchen sei traditionell schon immer eingesetzt worden, schon auf Grund der Inhaltsstoffe, wie es bei vielen Wildpflanzen der Fall sei. Die Menschen haben dem Gänseblümchen im Laufe der Jahrhunderte viele schöne Namen gegeben: Maßliebchen, Augenblümchen, Angerblümchen, Kindsblümle, Gänselieschen, Himmelsblume, Marienblümchen, Mondscheinblu-
me, Regenblume, Tausendschön, Monatsröserl oder in der Schweiz Margritli (Kleine Margerite) und viele weitere mehr. Doch wie wertvoll das Gänseblümchen ist, zeigt sich in seinem Inneren. Die ungiftige Pflanze enthält Bitterstoffe, Eisen, Flavonoide, Saponine, Schleimstoffe, Gerbstoffe, die Vitamine A, C, E, ätherisches Öl, Inulin, Kalium, Kalzium und Magnesium. Wen wundert es, dass diese kleine Pflanze eine Heilpflanze ist? Gänseblümauch chen helfen angeblich auch bei Prellungen und Verstauchungen als Umschläge. Dazu werden, so die Empfehlung, die Blüten und Blätter mit einem Nudelholz gequetscht, die Masse auf ein Tuch gegeben und auf die betroffenen Stellen gelegt. Als Tee wird eine schleimlösende, schmerzstillende, blutreinigende sowie verdauungsanregende Wirkung angenommen.
Auf die unterschätzten Heilpotenziale dieser zarten Wiesenblume soll durch die Ernennung zur Heilpflanze 2017 hingewiesen werden. Seine Hauptblütezeit ist von April bis August, da ist sein Wirkstoffgehalt am höchsten. Doch das ist nicht alles. Das Gänseblümchen hat ein feines nussiges Aroma. Es ist eine köstlich-gesunde Ingredienz in der Wildkräuterküche. Und Glück soll es auch noch bringen. Der Volksglaube sagt: „Wer das Gänseblümchen zur Mittagszeit des Johannistages (24. Juni) pflückt, dem wird es Glück bringen ‚bey allem Thun und Wercken’.“Hans Christian Andersen beschrieb es treffend in seinem Märchen „Die Gänseblume“: „… was für eine niedliche kleine Blume mit Gold im Herzen und Silber auf dem Kleid.“Es gibt übrigens auch die Giftpflanze des Jahres 2017. Das ist das „Tränende Herz“. Aber das ist eine andere Geschichte.