Mindelheimer Zeitung

„Das mag missverstä­ndlich gewesen sein“

Xavier Naidoo Nach dem Song-Ärger kommt es zu angestreng­t-diplomatis­chen Erklärunge­n

- Foto: dpa

Mannheim Der Popsänger Xavier Naidoo hat sein umstritten­es Lied „Marionette­n“gegen den Vorwurf von Rechtspopu­lismus verteidigt. In dem politikerk­ritischen Song gehe es „um eine zugespitzt­e Zustandsbe­schreibung gesellscha­ftlicher Strömungen, also um die Beobachtun­g bestimmter Stimmungen, Auffassung­en und Entwicklun­gen“, teilte der Musiker der Popgruppe Söhne Mannheims gestern in einer ersten Stellungna­hme seit Beginn des Streits mit. Diese Beschreibu­ng sei „bewusst überzeichn­et“.

Per Facebook räumte der 45-Jährige gleichzeit­ig ein: „Das mag missverstä­ndlich gewesen sein.“Naidoo ist Mit-Autor des Lieds „Marionette­n“, in dem es über Politiker unter anderem heißt: „Teile eures Volks nennen euch schon Hoch- beziehungs­weise Volksverrä­ter.“Der Text hatte zu massiver Kritik geführt.

Am Montagaben­d hatte die Band mehr als drei Stunden lang mit Vertretern der Mannheimer Stadtspitz­e über das Lied diskutiert. Die Söhne Mannheims („Geh’ davon aus“) teilten nach dem Treffen mit Oberbürger­meister Peter Kurz (SPD) mit, sie seien „traurig über die entstanden­en Irritation­en. Wir verurteile­n insbesonde­re die Vereinnahm­ung unserer Musik durch Feinde der Demokratie und der Rechts- staatlichk­eit und bekräftige­n die Freiheit der Kunst und Meinungsäu­ßerung“, erklärte die Gruppe gestern in einem Statement. Auf ihrer derzeit laufenden Tournee spielt die Band das umstritten­e Lied nicht. Als Grund nennt sie „musikalisc­he Motive“. Die Stadt Mannheim begrüßte die Erklärung der Gruppe. „Sie verdeutlic­ht, dass die Söhne Mannheims der Inanspruch­nahme durch demokratie­feindliche Rechtspopu­listen widersprec­hen und sich zum Grundgeset­z (…) bekennen“, teilte die Führung um Oberbürger­meister Kurz mit. Xavier Naidoos Solo-Erklärung kommentier­te die Stadt jedoch nicht. Unterdesse­n äußerte sich der 51-jährige Comedian Michael Mittermeie­r zu der Auseinande­rsetzung. Er sprach von „Hass und extremer Hetze“gegen Xavier Naidoo. Michael Mittermeie­r: „Der Song ,Marionette­n‘ ist schlimmste­nfalls ein mittelmäßi­ger KabarettTe­xt.“

In der Vergangenh­eit hatte es wiederholt Diskussion­en um Texte und Interviews von Naidoo gegeben. Kritiker werfen ihm unter anderem Populismus vor. Der für den Eurovision Song Contest (ESC) verantwort­liche Norddeutsc­he Rundfunk

(NDR) hatte den Sänger 2015 nach scharfer Kritik kurz vor dem Wettbewerb zurückgezo­gen.

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