Knöllchen gibt’s jetzt auch am Sonntag
Innenstadt Weil in der Mindelheimer Altstadt wilde Verkehrssitten eingerissen sind, greift die Stadt jetzt stärker durch. Wer das nicht einsehen will, kann schon mal das Geld bereitlegen
Mindelheim Die Stadt will konsequent gegen wilde Parksitten in der Altstadt vorgehen. Der Umwelt-, Verkehrs- und Bauausschuss beschloss einstimmig, dass nun auch an Sonn- und Feiertagen der ruhende Verkehr kontrolliert wird.
Den Anstoß hatte Peter Miller von der ÖDP gegeben. Der Stadtrat hatte im April des vergangenen Jahres beantragt, das illegale Parken in der Maximilianstraße zu unterbinden. Vor allem die Südseite der Straße wird dabei immer wieder als Parkfläche missbraucht, obwohl dort kein Auto stehen darf.
Ordnungsamtsleiter Ralf Müller nannte zwei mögliche Strategien, um das unerlaubte Parken einzudämmen: Man könne Pfosten aufstellen, um so das Zustellen verhindern. Oder man kontrolliere vermehrt und verteile Strafzettel, um eine Verhaltensänderung zu erwirken. Hindernisse allerdings hätten sich in der Vergangenheit wenig bewährt. Die Stangen für die Weihnachtsbeleuchtung etwa werden regelmäßig angefahren, sagte Müller. Acht bis 12 solcher Pfosten würden jedes Jahr umgefahren. Auch Fahrradständer würden beschädigt.
Die vermehrten Kontrollen waren bisher wegen Personalmangels nicht möglich. Das hat sich jetzt durch eine zweite Kraft geändert, die die Stadt im April nach langer Suche einstellen konnte. Dieser Mitarbeiter kann auch abends und an den Wochenenden eingesetzt werden, sagte Müller.
An mehreren Samstagen wurde in der Innenstadt und am Altstadtring kontrolliert. Im Schnitt 80 Verwarnungen pro Tag waren zusammengekommen. Das fand offenbar ein Teil der Betroffenen wenig lustig und sich im Ton gegenüber dem Mitarbeiter vergriffen. Dagegen verwahrten sich die Stadträte. Ralf Müller sprach von geringer Akzeptanz der kostenpflichtigen Verwarnungen. Er appellierte an die Autofahrer, die Arbeit des Mitarbeiters zu respektieren.
Nichts hält Bürgermeister Stephan Winter von einer zusätzlichen Beschilderung. Wer von Westen oder Osten in die Altstadt einfährt, kommt an Schildern vorbei, die darauf hinweisen, dass in der gesamten Altstadt Parkverbot herrscht, außer auf markierten Flächen.
Wer sein Fahrzeug also am südlichen Rand der Maximilianstraße abstellt, tut das auf einem Gehweg. Ein solcher Weg müsse im Übrigen nicht durch einen Hochboard abgegrenzt werden. Die Verwaltung überlege aber, diese Hinweisschilder besser zu platzieren, dass sie besser von den Autofahrern wahrgenommen werden.
Peter Miller unterschied die Autofahrer in drei Gruppen: die Ahnungslosen, die Rastlosen und die Rücksichtslosen. Er riet zu Aufklärung und Durchgreifen gegen die „vogelwilde Parkerei“. Die meisten seien sich bewusst, dass sie falsch parkten. „Das juckt die Leute aber nicht“. Uli Manlig (SPD) unterstützte das Anliegen. Wer falsch parkt, zahlt, fasste er zusammen.
Dietmar Wagner (Freie Wähler) wies auf den Zulieferverkehr hin. Diese Fahrzeuge müssten auf der Straße parken können. Schließlich wolle jeder, dass die Altstadt belebt werde. Ordnungsamtsleiter Müller sagte, Lieferanten würden nicht verwarnt, so lange sie Pakete ausladen. Es gebe aber auch Handwerker, die die Heckklappe ihres Wagens offen lassen, um den Eindruck von Arbeit zu erwecken, tatsächlich aber nur eine Brotzeit holen.
Thomas Schnabel (CSU) sprach sich fürs konsequente Durchgreifen aus. Er bittet aber auch die Polizei, ihrer Vorbildfunktion nachzukommen. Wiederholt habe er schon Beamte beobachtet, die schnell mal eine Brotzeit beim Metzger Natterer holten und den Dienstwagen auf dem Gehweg abstellten.