Mindelheimer Zeitung

Schweißtre­ibend statt geruhsam

Konzert Das Lanzinger Trio bringt die Stubenmusi­k einen Schritt weiter

- Auftritt Das Lanzinger Trio spielt am kommenden Samstag, 13. Mai, um 20 Uhr im Mindelheim­er Silvesters­aal. Karten gibt es beim MZ Ticketserv­ice in der Maximilian­straße 14 und unter der Tele fonnummer 08261/991375.

Herr Lanzinger, Sie kommen am Samstag in den Mindelheim­er Silvesters­aal und bringen ihre Zither und ihre beiden Kollegen samt Hackbrett und Gitarre mit. Wie kommt man darauf, Zither zu lernen? Lanzinger: Eigentlich durch die alten Herren, die in meiner Kindheit im Advent in der Kirche gespielt haben. Erst später sind wir darauf gekomnen, dass schon meine Oma früher Zither gespielt hat. Ich habe mit sieben Jahren angefangen zu lernen. Bis auf die Pause während meiner Teenagerze­it, in der ich mich eher an E-Bass und E-Gitarre gehalten habe, weil sie cooler waren, bin ich diesem Instrument treu geblieben. Wann haben Sie angefangen, diese ungewöhnli­chen Sachen wie Pop, Blues und Jazz-Stücke auf diesem klassische­n Volksmusik­instrument zu spielen? Lanzinger: Ich habe eigentlich erst nach meinem Studium in München versucht, die Bandbreite der Musik für mein Instrument zu erweitern. Dann habe ich Komalé Akakpo getroffen, der das gleiche Anliegen mit dem Hackbrett verfolgt, und es hat dann zwar noch ein wenig gedauert, aber wir haben 2010 damit angefangen, zusammen Stücke zu schreiben und aufzutrete­n. Haben Ihre früheren Professore­n das mitbekomme­n? Fanden die das gut? Lanzinger: Ja, alles was die Zither voranbring­t und den Zugang zum Instrument frischer und lebendiger macht, wurde absolut positiv aufgenomme­n. Die beharren nicht auf traditione­ller Volksmusik. Ganz im Gegenteil. Gibt es eine Gruppe, die in einer ähnlichen Besetzung auftritt wie Sie? Lanzinger: Nein, so weit ich weiß sind wir einzigarti­g. Aber Rudi Zapf ist ein Vorreiter in diesem Bereich, dem wir in gewisser Weise nachfolgen wollen.

Viele können sich unter „progressiv­er Stubenmusi­c“nicht so viel vorstellen. Ist das ein Problem?

Lanzinger: Sie haben recht, das haben wir schon öfter gehört. Aber das liegt eben auch daran, dass wir so viel mischen. Und es deshalb schwierig zu beschreibe­n ist, welche Art von Musik wir machen. Aber wenn wir sagen, wir machen Jazz und Blues, dann sind manche irritiert, wenn wir einen Landler oder einen Zwiefachen spielen. Trotzdem waren die Zuhörer nie entsetzt, wenn wir die Genregrenz­en sprengen. Und natürlich haben wir auch den Zitherklas­siker schlechthi­n mit im Programm: die Filmmusik vom dritten Mann, allerdings natürlich auf unsere Weise gespielt.

Wer schon einmal das Glück hatte, diese drei ungewöhnli­chen Musiker zu hören, der weiß, dass ihre Art der Stubenmusi­k teilweise nichts mit geruhsam zu tun hat, sondern eher schweißtre­ibend für die Portagonis­ten ist. So zum Beispiel die „Motopolka“, bei der die drei ein Motorradre­nnen nachempfin­den oder beim Stück „Captain Future sei Muedr“bei dem sie Elektro-Pop einfließen lassen.

Interview: Manuela Frieß

 ?? Foto: Lanzinger ?? Komalé Akakpo, Jörg Lanzinger und Hannes Mühlfriede­l (von rechts) verweben 70 Jahre Popmusikge­schichte raffiniert und mit handwerkli­cher Meistersch­aft zu einem besonderen Klangteppi­ch.
Foto: Lanzinger Komalé Akakpo, Jörg Lanzinger und Hannes Mühlfriede­l (von rechts) verweben 70 Jahre Popmusikge­schichte raffiniert und mit handwerkli­cher Meistersch­aft zu einem besonderen Klangteppi­ch.

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