Schweißtreibend statt geruhsam
Konzert Das Lanzinger Trio bringt die Stubenmusik einen Schritt weiter
Herr Lanzinger, Sie kommen am Samstag in den Mindelheimer Silvestersaal und bringen ihre Zither und ihre beiden Kollegen samt Hackbrett und Gitarre mit. Wie kommt man darauf, Zither zu lernen? Lanzinger: Eigentlich durch die alten Herren, die in meiner Kindheit im Advent in der Kirche gespielt haben. Erst später sind wir darauf gekomnen, dass schon meine Oma früher Zither gespielt hat. Ich habe mit sieben Jahren angefangen zu lernen. Bis auf die Pause während meiner Teenagerzeit, in der ich mich eher an E-Bass und E-Gitarre gehalten habe, weil sie cooler waren, bin ich diesem Instrument treu geblieben. Wann haben Sie angefangen, diese ungewöhnlichen Sachen wie Pop, Blues und Jazz-Stücke auf diesem klassischen Volksmusikinstrument zu spielen? Lanzinger: Ich habe eigentlich erst nach meinem Studium in München versucht, die Bandbreite der Musik für mein Instrument zu erweitern. Dann habe ich Komalé Akakpo getroffen, der das gleiche Anliegen mit dem Hackbrett verfolgt, und es hat dann zwar noch ein wenig gedauert, aber wir haben 2010 damit angefangen, zusammen Stücke zu schreiben und aufzutreten. Haben Ihre früheren Professoren das mitbekommen? Fanden die das gut? Lanzinger: Ja, alles was die Zither voranbringt und den Zugang zum Instrument frischer und lebendiger macht, wurde absolut positiv aufgenommen. Die beharren nicht auf traditioneller Volksmusik. Ganz im Gegenteil. Gibt es eine Gruppe, die in einer ähnlichen Besetzung auftritt wie Sie? Lanzinger: Nein, so weit ich weiß sind wir einzigartig. Aber Rudi Zapf ist ein Vorreiter in diesem Bereich, dem wir in gewisser Weise nachfolgen wollen.
Viele können sich unter „progressiver Stubenmusic“nicht so viel vorstellen. Ist das ein Problem?
Lanzinger: Sie haben recht, das haben wir schon öfter gehört. Aber das liegt eben auch daran, dass wir so viel mischen. Und es deshalb schwierig zu beschreiben ist, welche Art von Musik wir machen. Aber wenn wir sagen, wir machen Jazz und Blues, dann sind manche irritiert, wenn wir einen Landler oder einen Zwiefachen spielen. Trotzdem waren die Zuhörer nie entsetzt, wenn wir die Genregrenzen sprengen. Und natürlich haben wir auch den Zitherklassiker schlechthin mit im Programm: die Filmmusik vom dritten Mann, allerdings natürlich auf unsere Weise gespielt.
Wer schon einmal das Glück hatte, diese drei ungewöhnlichen Musiker zu hören, der weiß, dass ihre Art der Stubenmusik teilweise nichts mit geruhsam zu tun hat, sondern eher schweißtreibend für die Portagonisten ist. So zum Beispiel die „Motopolka“, bei der die drei ein Motorradrennen nachempfinden oder beim Stück „Captain Future sei Muedr“bei dem sie Elektro-Pop einfließen lassen.
Interview: Manuela Frieß