Wenn die Fürstin Flamenco tanzt
Konzert Auf einer musikalischen Reise in Kirchheim führen zwei Gitarristen durch die Geschichte des spanischen Tanzes
Kirchheim Geplant war die Einlage am Ende des Gitarrenkonzerts der spanischen Musiker Antonio Andrade und Miguel Sotelo nicht. Doch als die Ulmer Tanzlehrerin Carma Leyds die Fürstin Angela Fugger von Glött beim letzten Stück des Abends zum Flamenco-Tanz aufforderte, war sie dabei. „Einfach nur nachmachen was ich vormache“, bestimmte die Tanzlehrerin. Nach ein paar Tanzschritten mit der Fürstin ging sie auf die Bühne und tanzte mit dem Gitarrenkünstler Andrade weiter, den sie schon seit langer Zeit kennt.
Carma Leyds war als Konzertbesucherin an diesem Abend gekom- men und die Zugabe wollte Antonio Andrade nur gewähren, wenn dazu getanzt wird. Überhaupt herrschte ein familiäres Ambiente, unter den Gästen waren viele Musiker. Jose D’Aragon, der Ehemann der Fürstin, selbst Gitarrenspieler, kannte die beiden Musiker aus Spanien und hatte sie nach Kirchheim in den Zedernsaal eingeladen. Andrade begann mit einer spanischen Ansprache, um gleich darauf in ein akzentfreies, perfektes Deutsch zu wechseln. „Wenn ich gleich Deutsch spreche, glauben die Leute nicht, dass ich ein echter Spanier bin“, witzelte er.
Danach begann er mit dem ersten Stück, einer Volksweise aus Granada, das die wunderbar melancholi- sche Stimmung der Stadt wiedergeben sollte. „Das erste Stück ist immer das schwierigste,“erklärte Andrade. „Man ist nervös, und hier im Zedernsaal ist es kalt, da weiß man nicht, wie das klappen wird mit den Fingern.“Gar nicht groß war er, der Künstler, ein freundlicher, warmherziger Mann, zur Begrüßung nahm er beide Hände des Gegenübers in die seinen, auch er sorgte für heimelige Atmosphäre im Raum.
Beim zweiten Stück, das von Sevilla handelte und das Schauspiel des Frühlingsfestes mit wundervollen Pferden und schönen Frauen im Flamenco-Kleid vermitteln sollte, kam der zweite Musiker des Gitarrenduos dazu: Miguel Sotelo, ein stiller Mann, der nur zum Musizieren gekommen war, überließ das Sprechen seinem Kollegen.
Doch gemeinsam machten sie Musik, wie sie im Programm versprochen wurde: „Mit einer Gitarre kann man den Himmel erreichen, mit zwei das Universum!“Die weiteren Stücke führten die Zuhörer weiter auf einer musikalischen Reise durch Andalusien und zeigten die verschiedenen musikalischen Einflüsse, die die Flamenco-Musik so abwechslungsreich machen. Handgriffe der klassischen Gitarre bereichern das Repertoire der ursprünglich von den Roma geprägten Musik. Dazu kommen Elemente des Jazz, der südamerikanischen oder auch der maurischen Musikkultur. Mal ist die Musik melodisch und sanft, doch immer wieder kommt es zu Brüchen: harte Akkorde, Klopfen mit den Fingern auf die Gitarre, oder mit dem Fuß im Rhythmus, schnelle Passagen, bei denen man den Fingern beim Greifen nicht mehr folgen kann.
Erstaunlich wie die beiden Musiker ohne Notenblätter und beide meist mit geschlossenen Augen so harmonisch zusammenspielten, wo doch so schnelle Klangfolgen perfekt ineinanderfließen mussten. Eine Musik voll Leidenschaft und Temperament, die direkt ins Herz ging, gespielt von zwei herausragenden Musikern, hatte an diesem Tag für alle Zuhörer einen besonderen Konzertgenuss erschaffen.