Mindelheimer Zeitung

Max Raabe kann’s auch alleine

Porträt Vor seinem Auftritt in Bad Wörishofen plaudert der Sänger über die Treue zu seiner Kindheits-Frisur und über ernste Themen wie das jüdische Erbe in seiner Musik.

- Foto: Clemens Bilan/dpa Interview: Helmut Bader Kartenverl­osung Max Raabe kommt mit seinem Programm „Max Raabe singt“und seinem Pianisten Christoph Is rael am Donnerstag, 18. Mai, ab 20 Uhr ins Kurhaus nach Bad Wörishofen. Karten gibt es beim MZ Ticketser

Herr Raabe, Ihre Art des Auftritts mit elegantem Outfit und spezieller Frisur hat schon etwas Einmaliges, es ist ein Markenzeic­hen geworden. Wie kam das zustande? Max Raabe: Die Frisur habe ich schon seit ich zwölf Jahre alt bin. Frack und Smoking sind eigentlich das typische Musiker-Outfit, das finde ich nicht so ungewöhnli­ch. Ich trete ja nicht mit einem Clownskost­üm auf. Ich komme aus der Klassik und da gehören Frack und Smoking eben dazu. Außerdem ist es somit einfacher und ich brauche mir keine Gedanken mehr über das jeweilige Outfit zu machen. Sie sind in Lünen in Westfalen geboren. Wieviel Westfale steckt noch in Ihrem Wesen? Diese gelten ja nicht gerade als besonders humorvoll. Raabe: Der Humor der Westfalen ist sehr trocken. Auch bei meinen Auftritten steht der trockene Humor im Vordergrun­d. Ihre Lieder sind auch bei diesem Programm in der Weimarer Republik angesiedel­t. Wie ist diese Musik politisch einzuordne­n, im Vorfeld des Nationalso­zialismus? Raabe: Der Großteil der erfolg- Komponiste­n waren damals Juden, die später Deutschlan­d verlassen mussten oder auch umkamen. Das kann man den Gema-Listen entnehmen. Zu ihnen gehörten Leute wie Werner Richard Heymann, Walter Jurmann oder die Texter Fritz Rotter oder Robert Gilbert, um nur einige zu nennen. Von ihnen stammen Lieder wie „Veronika, der Lenz ist da“oder „Ich küsse Ihre Hand, Madame“. Ich sehe dahinter keine politische Bedeutung. Sie wollten damit die Leute unterhalte­n und sie der Realität entreißen. Gibt es bei Ihren vielen erfolgreic­hen Titeln einen, der für Sie eine besondere Bedeutung hat? Raabe: Es gibt inzwischen etwa 600 Titel. Da ist eigentlich keiner dabei, der besonders schicksals­trächtig wäre oder der herausragt. Ich habe sie mir alle freiwillig angeeignet und so haben alle ihre eigene Bedeutung. Sie sind nicht das erste Mal in Bad Wörishofen. Was verbinden Sie mit der Kneippstad­t? Raabe: Mir fällt ein, dass ich die Stadt bisher immer bei schönem Sonnensche­in und bei schönen Spaziergän­gen erlebt habe. Pfarrer Kneipp ist mir natürlich bekannt. Aber ich fühle mich noch bei bester Gesundheit und so brauche ich noch keine Kneippkur. Sie werden oft mit der Musik der Comedian Harmonists in Verbindung gebracht. Wie intensiv haben Sie sich mit deren Musik auseinande­rgesetzt? Raabe: Direkt auseinande­rgesetzt habe ich mich damit nicht, obwohl ich mich natürlich damit schon beschäftig­t habe. Wir spielen ja viele Stücke, die sie auch gesungen haben. Die Hälfte der Comedian Harmonists waren ja ebenfalls Juden und das Ensemble löste sich Anfang der 30er-Jahre auf. Sie treten in der Regel mit Ihrem Palast Orchester auf. Diesmal ist das anders. Was können die Besucher am 18. Mai in Bad Wörishofen bei Ihrem Programm „Max Raabe singt“erwarten und warum treten sie dabei als Solist auf? Raabe: Es ist schon so, dass wir meistens mit dem Palast Orchester unterwegs sind. Aber seit Mitte der 90er-Jahre mache ich schon Soloreichs­ten abende. Wir werden auch hier Lieder aus dem Repertoire der späten 20er-Jahre bieten. Welches sind die Botschafte­n, die Sie mit Ihren Auftritten vermitteln wollen oder steht hauptsächl­ich die Unterhaltu­ng im Vordergrun­d? Raabe: Mich interessie­ren vor allem die Musik, die Komponiste­n und die Texter mit ihren Geschichte­n, der Ironie, die dahinterst­eckt und die vorkommend­e Doppeldeut­igkeit. Außerdem versuche ich die Energie, die sich dahinter verbirgt, herauszuar­beiten.

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Mit Max Raabe kommt einer der großen Entertaine­r nach Bad Wörishofen.
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