Bestimmt das Kapital die kommunale Ordnung?
Zum Artikel „Therme feiert neun Millio nen Besucher in 13 Jahren“: „Vier CSU-Vertreter gratulierten jüngst strahlend Herrn Wund zum 13. Jahrestag seiner Therme in Bad Wörishofen. Es sind dies die Stadträtin Bahle-Schmid, der Staatssekretär Pschierer, der AltBürgermeister Holetschek und der 2. Bürgermeister Welzel. Ich wundere mich nur, dass sich diese Personen nicht zu schade sind, ein Unternehmen zu verherrlichen, das erst vor kurzem die Stadt Wörishofen schmählich brüskiert hat, als es seine Grundbesitzverwaltung von hier nach Friedrichshafen verlegte. Dies tat Herr Wund mit dem Hinweis auf die Haltung der ’Stadtspitze’ in Sachen Fremdenverkehrsbeitrag. Um diese Abgabe hatte es mächtig Streit gegeben, an dessen Ende die Therme sogar glimpflich davon kam, weil der Stadtrat sich für eine eigentlich unzulässige Mediation entschied.
Die Verlagerung der Grundbesitzverwaltung hat ,weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen für die Stadt’, räumte Jörg Wund selbst ein. Die konkrete finanzielle Auswirkung hat er allerdings verschwiegen, und das ist nicht das erste Transparenzdefizit in Bezug auf die Therme, die sich andererseits rühmt, dass sie Millionen Besucher hat.
Ich frage mich: Ist dies den vier Gratulanten nicht bewusst, oder gleichgültig?
Bedenken diese auch nicht, dass Herr Wund sich geradezu erpresserisch äußerte: Sein Unternehmen habe ’schon weit fortgeschriebene Neubaupläne für Bad Wörishofen’, deren Verwirklichung er aber ’davon abhängig macht, wer auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt’. Und dies klingt wie eine Nötigung: ’Sobald ein Wechsel in der Stadtführung vollzogen wird, stehen wir bereit, weitere Millionen hier zu investieren’. Also bestimmt das Kapital die kommunale Ordnung?
Eine solche Anmaßung müsste eigentlich alle redlich gesinnten Bürger verdrießen, und erst recht die 4 CSU-Granden. Diese aber gratulieren wie ’Höflinge’ dem großen Unternehmer.“