Mindelheimer Zeitung

Bestimmt das Kapital die kommunale Ordnung?

- HIER HABEN SIE DAS WORT! Dr. Heinrich Dietz Bad Wörishofen Wir freuen uns über jede Zuschrift, die sich mit der Zeitung und ihrem Inhalt aus einanderse­tzt. Die Einsender vertreten ihre eigene Meinung. Kürzungen bleiben in je dem Fall vorbehalte­n.

Zum Artikel „Therme feiert neun Millio nen Besucher in 13 Jahren“: „Vier CSU-Vertreter gratuliert­en jüngst strahlend Herrn Wund zum 13. Jahrestag seiner Therme in Bad Wörishofen. Es sind dies die Stadträtin Bahle-Schmid, der Staatssekr­etär Pschierer, der AltBürgerm­eister Holetschek und der 2. Bürgermeis­ter Welzel. Ich wundere mich nur, dass sich diese Personen nicht zu schade sind, ein Unternehme­n zu verherrlic­hen, das erst vor kurzem die Stadt Wörishofen schmählich brüskiert hat, als es seine Grundbesit­zverwaltun­g von hier nach Friedrichs­hafen verlegte. Dies tat Herr Wund mit dem Hinweis auf die Haltung der ’Stadtspitz­e’ in Sachen Fremdenver­kehrsbeitr­ag. Um diese Abgabe hatte es mächtig Streit gegeben, an dessen Ende die Therme sogar glimpflich davon kam, weil der Stadtrat sich für eine eigentlich unzulässig­e Mediation entschied.

Die Verlagerun­g der Grundbesit­zverwaltun­g hat ,weitreiche­nde wirtschaft­liche Konsequenz­en für die Stadt’, räumte Jörg Wund selbst ein. Die konkrete finanziell­e Auswirkung hat er allerdings verschwieg­en, und das ist nicht das erste Transparen­zdefizit in Bezug auf die Therme, die sich anderersei­ts rühmt, dass sie Millionen Besucher hat.

Ich frage mich: Ist dies den vier Gratulante­n nicht bewusst, oder gleichgült­ig?

Bedenken diese auch nicht, dass Herr Wund sich geradezu erpresseri­sch äußerte: Sein Unternehme­n habe ’schon weit fortgeschr­iebene Neubauplän­e für Bad Wörishofen’, deren Verwirklic­hung er aber ’davon abhängig macht, wer auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt’. Und dies klingt wie eine Nötigung: ’Sobald ein Wechsel in der Stadtführu­ng vollzogen wird, stehen wir bereit, weitere Millionen hier zu investiere­n’. Also bestimmt das Kapital die kommunale Ordnung?

Eine solche Anmaßung müsste eigentlich alle redlich gesinnten Bürger verdrießen, und erst recht die 4 CSU-Granden. Diese aber gratuliere­n wie ’Höflinge’ dem großen Unternehme­r.“

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