Die Luther Kasel trug der Reformator nie
Ausstellung Warum dieses und andere besondere Stücke trotzdem in der Sonderschau im Textilmuseum zu sehen sind
Mindelheim Auch die Museen im Colleg locken zum Internationalen Museumstag mit kostenlosem Eintritt. Und im Lutherjahr zusätzlich mit einer kleinen aber feinen Sonderschau. „Die beiden größten Ausstellungsstücke sind eigentlich die Gebäude“, scherzt Kulturamtsleiter Christian Schedler. „Das Jesuitencolleg und die Jesuitenkirche.“An diesen beiden Orten ist ziemlich klar: Der deutsche Reformator Martin Luther war da, hat im Chor eine Messe gelesen und im früheren Augustinerkloster übernachtet.
Bei anderen Stücken ist das nicht gänzlich geklärt. „Dass das Zaumzeug aber zeitlich genau auf den Besuch Luthers in Mindelheim passt, ist erwiesen“, betont Textilmuseumsleiterin Doris Wenzel. „Ob es jedoch wirklich genau dem Tier gehörte, mit dem Luther in die Stadt kam, das wird sich nicht abschließend auflösen lassen.“Das Zaumzeug aus Leder und Eisen ist jetzt jedenfalls im Schaukasten im Gobelinsaal zu finden.
Ein anderes erstaunliches Stück im Gobelinsaal ist die sogenannte Lutherkasel, ein liturgisches Gewand aus Leder. Das ehemals golden und silbern glänzende Stück aus Schafsleder muss eine schimmernde Pracht gewesen sein, erklärt die Leiterin des Textilmuseums. Dass es nicht Luther gehört haben kann, ist erwiesen, denn heute weiß man, dass es aus dem Jahr 1730 stammt. Es wirkte jedoch schon im 19. Jahrhundert so alt, dass angenommen wurde, es könnte aus der Zeit der Reformation stammen. Dass es trotzdem in der Ausstellung zu sehen ist, begründet Schedler damit, dass das Interessante an den Exponaten nicht unbedingt der frühere Besitz Luthers ist, sondern dass sein Besuch in der Frundsbergstadt so lange Nachwirkungen habe.
Dass der äußerst kurze Aufenthalt erst spät schriftlich notiert wurde, zeigt ein weiteres Exponat: die Aufzeichnungen des Paters Conrado Bürgii aus dem Jahr 1623. Der Jesuit versuchte in der „Historia Collegii“die mündliche Überlieferung des Besuchs Luthers in Mindelheim mit den historischen Daten zusammenzubringen und gibt deshalb als Randnotiz das Jahr 1518 an. „In diesem Jahr war Martin Luther in Augsburg. Das schien Bürgii ein guter Anlass gewesen zu sein, dass er hier vorbeigekommen ist“, erörtert der Kulturamtsleiter das Exponat. Heute weiß man jedoch, dass es 1511 gewesen sein muss. Ausstellung Alle Museen sind am In ternationalen Museumstag am Sonn tag, 21. Mai, bei freiem Eintritt geöffnet. Führungen durch die kleine Sonder ausstellung „Spuren der Reformation in Mindelheim“im Textilmuseum, Her melestraße 4, werden um 11, 14, 15 und 16 Uhr angeboten. Sie ist noch vier Wochen im Gobelinsaal zu sehen.