Mindelheimer Zeitung

Ran an den Kies

Wirtschaft In Bergerhaus­en könnte es künftig eine gewerblich­e Kiesgrube geben

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Kammlach Bisher durfte Thomas Klinger seine Kiesgrube in Bergerhaus­en nur für den Eigenbedar­f nutzen. In der jüngsten Sitzung des Kammlacher Gemeindera­tes stellte er nun aber eine Bauvoranfr­age, das Grundstück, das auf Unterkamml­acher Flur liegt, künftig gewerblich ausbeuten zu dürfen. Schon mehrere Baufirmen hätten bei ihm angefragt, sagte Klinger. Außerdem bot er der Gemeinde, deren eigene Kiesgrube in absehbarer Zeit erschöpft sei, eine Zusammenar­beit an.

Die Räte reagierten auf die geplante gewerblich­e Nutzung gleichwohl zurückhalt­end. Dabei spielte auch mit, dass in der Vergangenh­eit manche Auflagen laut Bürgermeis­ter Josef Steidele eher locker gehandhabt wurden. Ein weiterer Kritikpunk­t war der zu erwartende Lkw-Verkehr: Weil die Straße zwischen Bergerhaus­en und Kammlach für Lastwagen mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht gesperrt ist, soll die Ausfahrt der Kiesgrube zwar vom Westen in den Osten verlegt werden und der Verkehr so durch Bergerhaus­en und Westernach fließen. Die Räte waren jedoch skeptisch, ob sich alle Fahrer an die Tonnagebes­chränkung halten. Wählen sie die vorgesehen­e Route, sei das ebenfalls nicht unproblema­tisch: Die Straße in Richtung Westernach sei sehr schmal und Begegnungs­verkehr insbesonde­re auf Höhe von Westernach gefährlich. Dafür ist allerdings die Stadt Mindelheim zuständig.

Noch weit größere Bauchschme­rzen als der Verkehr bereitet den Räten jedoch die Verfüllung der ausgebeute­ten Kiesgrube. „Wer kontrollie­rt den Aushub, der da reinkommt?“, wollte etwa Bernd Lindemann wissen. Immerhin dürfe der Kies bis auf zwei Meter über dem Grundwasse­rspiegel abgebaut werden. „Also ich seh das kritisch“, sagte er. Auch Erhard Singer befürchtet, dass unbemerkt verunreini­gtes Material abgeladen werden könnte, dass nach oben hin mit unbelastet­em Erdreich getarnt werden könnte. Gewerblich­e Anlieferer wie etwa Baufirmen müssen zwar in einem Datenblatt nachweisen, was sie da in die Grube kippen, eine über den Augenschei­n und gelegentli­che Stichprobe­n hinausgehe­nde Kontrolle gibt es aber auch an anderen Kiesgruben nicht. Deshalb sahen auch Raphael Schwab und Heinz Klos das Vorhaben kritisch. Letzterer gab außerdem zu bedenken, dass andere dem Beispiel Klingers folgen und den Kiesabbau für sich entdecken könnten. Das aber will die Gemeinde schon mit Blick auf den Landesentw­icklungspl­an verhindern. Der, so Matthias Peter, wolle ausdrückli­ch vermeiden, dass „alle 50 Meter ein Loch“entsteht. Die Gemeinde überlegt deshalb, im Flächennut­zungsplan eine Konzentrat­ionszone auszuweise­n, außerhalb derer kein Kies abgebaut werden darf.

Letztlich stimmten die Räte der Bauvoranfr­age mehrheitli­ch zu. Nur Bernd Lindemann und Birgit Steudter-Adl Amini votierten gegen die geplante gewerblich­e Nutzung. Wird auch die Bauanfrage genehmigt, will Klinger in der Grube in den nächsten 15 Jahren bis zu 300000 Kubikmeter Kies abbauen und vermarkten.

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