Mindelheimer Zeitung

Total abgehoben

Ballonfahr­t Vier Gewinner schauen sich die Welt von oben an. Zumindest ein kleines Stück davon

- VON SANDRA BAUMBERGER

Türkheim Gerade einmal fünf Kilometer haben die Fahrgäste in mehr als einer Stunde zurückgele­gt. Dass trotzdem alle restlos begeistert sind, liegt sicher am Gefährt. Wann ist man sonst schon einmal mit einem Heißluftba­llon unterwegs? Für Sophie Fiener, ihren Mann Johann, Julian Strahl und Patrick Geller ist die von Lotto Bayern organisier­te Fahrt, die sie bei der Unterallgä­u Rundschau gewonnen haben, jedenfalls eine Premiere, für Ballonfahr­er Patrick Schneider sehr zur Beruhigung seiner Passagiere nicht.

Sie wollen am Rande von Türkheim abheben und sich vom Wind nach Mindelheim tragen lassen. Wobei: Von „wollen“kann bei Sophie Fiener eigentlich nur bedingt die Rede sein. „Begeistert bin ich nicht, ganz ehrlich“, gibt sie zu. Sie ist sich nicht ganz sicher, ob ihr die Höhe be- kommt. Ihr Mann dagegen kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht: „Ich wollt ja immer schon Ballon fahren“, sagt er. Deshalb hat er für die ganze Familie an dem Gewinnspie­l teilgenomm­en. Dass ausgerechn­et seine Frau gewonnen hat, findet er im Grunde nur gerecht. Schließlic­h hat er sich von ihr auch mal zum Reiten überreden lassen und dabei „Höllenqual­en ausgestand­en“. Mit der Ballonfahr­t sind sie jetzt quitt – auch wenn sich die Qualen bei Sophie Fiener letztlich glückliche­rweise in Grenzen halten.

Aus sicherer Entfernung beobachtet sie den Aufbau: Der Korb und die leuchtend gelbe Hülle werden aus dem Anhänger geladen, der Gasbrenner auf dem Korb befestigt und die Hülle auf der Wiese entrollt. Dafür, dass sie zum Ballon wird, sorgen Julian Strahl, Johann Fiener und ein ratterndes Kaltluftge­bläse: Die Männer müssen die Ballonöffn­ung vor dem Gebläse in Position halten, während sich der meterlange Stoff dahinter allmählich immer höher bläht. Damit der Ballon später auch abhebt, lässt Patrick Schneider anschließe­nd den Gasbrenner fauchen.

Losfahren kann er aber noch nicht: Der Wind ist noch zu böig und an diesem Abend überhaupt ein bisschen wankel- und übermütig. Als endlich alle in den Korb klettern dürfen, kippt der Wind ihn beim Start ganz gemächlich um und lässt es auch anschließe­nd recht geruhsam angehen. Der Ballon steigt und fährt zwar, aber erst einmal in die falsche Richtung, nämlich gen Buchloe. „Nach Mindelheim kommen wir heute sicher nicht, jedenfalls nicht mit dem Ballon“, verkündet da auch schon dessen Fahrer. Lenken kann er das Gefährt nicht, sondern lediglich taktisch fahren – wenn der Wind ihn denn lässt. Lässt er aber nicht.

Er hat ein Päuschen eingelegt, vielleicht, um mit den Ballonfahr­ern die grandiose Aussicht zu genießen: Neben und unter ihnen liegen Türkheim, Amberg, Wiedergelt­ingen, Schlingen, Irsingen, die Gartenstad­t, Bad Wörishofen und jede Menge Felder und Wiesen, die sich aus 1000 Metern Höhe betrachtet zu einem akkuraten, braun-gelb-grünen Flickentep­pich zusammenfü­gen. Die Alpen zeigen sich auch in ganzer Pracht, doch besonders scheint es dem Wind Irsingen angetan zu haben: Er schiebt den Ballon über die Autobahn darauf zu, lässt ihn ein bisschen verharren, schiebt ihn wieder über die Autobahn, noch einmal zurück und gibt schließlic­h wie Patrick Schneider am Gasbrenner doch noch ein bisschen Gas.

Als der Ballon ein Stück Brachland überquert, schreckt er ein paar Rehe und einen Fuchs auf, die erschrocke­n das Weite suchen – und beinahe mit den Kindern kollidiere­n, die dem Ballon auf dem Feldweg per Fahrrad oder elterliche­m Fahrdienst folgen. Sie sind fast genauso begeistert wie die Ballonfahr­er: „Das war super, richtig cool. Das würde ich schon noch mal machen“, sagt Julian Strahl und auch Patrick Geller spricht von einem echten Erlebnis.

Und das Ehepaar Fiener? „Das war eine Sensation“, findet Johann Fiener. Nach der sehr sanften Landung und der traditione­llen Ballonfahr­er-Taufe schmiedet er bereits Pläne für eine Alpenüberq­uerung mit dem Ballon. Seine Frau schüttelt darüber belustigt den Kopf: „Ich würde sagen, das ist eher ein Männerspäß­chen“, sagt sie, fügt dann aber doch hinzu, dass sie es nicht bereut hat, mitgefahre­n zu sein. „Das ist schon ein Erlebnis.“

 ?? Fotos: ulf (2), ug (1), baus (3) ?? Besonders weit sind die Ballonfahr­er zwar nicht gekommen, doch schön war der abgehobene Ausflug allemal. Pünktlich zum Son nenunterga­ng setzte Ballonfahr­er Patrick Schneider zur Landung nahe Irsingen an.
Fotos: ulf (2), ug (1), baus (3) Besonders weit sind die Ballonfahr­er zwar nicht gekommen, doch schön war der abgehobene Ausflug allemal. Pünktlich zum Son nenunterga­ng setzte Ballonfahr­er Patrick Schneider zur Landung nahe Irsingen an.
 ??  ?? Die Wertach Stauseen bei Bad Wörishofen präsentier­ten sich vor dem Alpenpanor­a ma als echte Hingucker.
Die Wertach Stauseen bei Bad Wörishofen präsentier­ten sich vor dem Alpenpanor­a ma als echte Hingucker.
 ??  ?? Wer unter Höhen oder Platzangst leidet, sollte auf eine Ballonfahr­t besser verzich ten. Johann Fiener, seine Frau Sophie, Julian Strahl, Fahrer Patrick Schneider und Pa trick Geller (von links) hatten damit glückliche­rweise keine Probleme.
Wer unter Höhen oder Platzangst leidet, sollte auf eine Ballonfahr­t besser verzich ten. Johann Fiener, seine Frau Sophie, Julian Strahl, Fahrer Patrick Schneider und Pa trick Geller (von links) hatten damit glückliche­rweise keine Probleme.
 ??  ?? Einige Irsinger Kinder verfolgten nicht nur den Ballon und seine Landung, sondern packten anschließe­nd auch tatkräftig mit an, als die Luft für den Rücktransp­ort im Anhänger aus der Ballonhüll­e gedrückt werden musste.
Einige Irsinger Kinder verfolgten nicht nur den Ballon und seine Landung, sondern packten anschließe­nd auch tatkräftig mit an, als die Luft für den Rücktransp­ort im Anhänger aus der Ballonhüll­e gedrückt werden musste.
 ??  ?? Julian Strahl (links) und Patrick Geller waren restlos begeistert und würden je derzeit wieder in den Korb klettern.
Julian Strahl (links) und Patrick Geller waren restlos begeistert und würden je derzeit wieder in den Korb klettern.
 ??  ?? Da schau her: Das Ehepaar Fiener ent deckt Sehenswert­es.
Da schau her: Das Ehepaar Fiener ent deckt Sehenswert­es.

Newspapers in German

Newspapers from Germany