Das Knie zwingt ihn in die Knie
Fußball Holger Thamm spielte 14 Jahre in der ersten Mannschaft des TSV Mindelheim. Nun beendet er seine aktive Karriere – und widmet sich gleich neuen Aufgaben im Verein
Mindelheim Wenn am Samstag (15.30 Uhr) der TSV Mindelheim den SV Ungerhausen zum letzten Saisonspiel in der Kreisliga empfängt, dann wird es vor Spielbeginn sentimental. Denn mit Holger Thamm verabschiedet sich ein Mindelheimer Urgestein aus dem Kreis der aktiven Spieler.
Seit der F-Jugend spielte der heute 33-Jährige beim TSV Mindelheim, durchlief sämtliche Jugendmannschaften und feierte mit dem Aufstieg in die Landesliga 2012 den größten Erfolg seiner Karriere. Doch nun zwingt ihn sein Knie praktisch in die Knie. „Letzten Oktober hatte ich die dritte MeniskusOP am selben Knie. Da hat sich mittlerweile der Knorpel aufgelöst, jetzt ist es eine Arthrose“, schildert Thamm seine Leidensgeschichte. Im Juni steht die nächste Operation an. „Mir war schon bei der letzten OP klar, dass es das mit dem Fußballspielen war“, sagt er. „Es ist halt doch nur ein Hobby. Aber meine Knie brauche ich noch mein ganzes Leben“, sagt der Bilanzbuchhalter einer Baufirma. Derzeit ist er dabei, andere Freizeitbeschäftigungen zu testen: Schwimmen, Radfahren – alles Dinge, die den Gelenken guttun.
Dass er seine aktive Karriere nun bereits mit 33 Jahren beendet, sei zwar bitter, aber dem TSV Mindelheim bleibt er weiterhin erhalten: als Co-Trainer von Marco Henneberg in der ersten Mannschaft und als Großfeldkoordinator. Auch seinen Trainerschein will er bald machen, um dann im Verein eine Jugendmannschaft zu betreuen: „Ich will nicht irgendwo für 800 Euro ein Team trainieren, sondern schaue, dass es in Mindelheim vorangeht.“Die A-Jugend wäre ihm am liebsten, da könnte er mit seiner Erfahrung den Spielern den Übergang in den Seniorenbereich erleichtern.
Als er vor 14 Jahren in die erste Mannschaft kam, war der TSV Mindelheim da, wo er auch jetzt steht: Als Bezirksliga-Absteiger in der Kreisliga. Es folgten vier Jahre in Allgäus höchster Liga, ehe es wieder nach oben ging. Dann aber mit ganz großen Schritten: Als Meister 2007 ging es in die Bezirksliga, die man ein Jahr später ebenfalls als Meister hinter sich ließ. Von 2008 bis 2012 folgten die Bezirksoberliga-Jahre, an deren Ende der Aufstieg in die Landesliga stand. „Das war die schönste Zeit“, sagt Thamm. Er war mit 28 im besten Fußballeralter, die Mannschaft habe perfekt gepasst, vom Trainer Marcus Eder habe er am meisten gelernt („Er hat mich zum Innenverteidiger gemacht.“) und er wurde zum Kapitän ernannt. Diese Aufgabe erfüllte er mit der Ruhe und Besonnenheit, die er auch sonst ausstrahlt. „Ich habe Dinge nie nach außen getragen. Wenn es Probleme gab, dann habe ich versucht, sie durch Vier-Augen-Gespräche zu lösen“, sagt er.
Dass es nach einer ordentlichen Hinrunde letztlich nach nur einem Jahr in der Landesliga wieder bergab ging, ist für ihn immer noch unverständlich. „Das hätte nie passieren dürfen“, sagt er. Und: „Ich glaube, wir würden heute noch Lan- desliga spielen, wenn wir damals drin geblieben wären.“Der Abstieg war sein bitterster Moment: „Wir hatten uns ja von der Kreisliga nach oben gearbeitet. Beim Abstieg war mir klar, dass das mein letztes Jahr Landesliga gewesen ist.“
Auch wenn man im Jahr darauf Dritter wurde – die Hochzeit des TSV Mindelheim näherte sich dem Ende. Der Verein verschliss einen Trainer nach dem anderen, in der Mannschaft gab es Grüppchen und Grabenkämpfe, die mit jeder Niederlage tiefer wurden. 2016 folgte dann der Abstieg in die Kreisliga. Dorthin, wo bei Holger Thamm alles anfing. „Es gibt eben immer diese Zyklen. In den nächsten Jahren wird es wieder aufwärts gehen, davon bin ich überzeugt.“Er wird seinen Teil dazu beitragen, wenn auch nicht mehr im Trikot des TSV Mindelheim.
Aktuell führt er Gespräche mit potenziellen Neuzugängen, kürzlich gab es ein Treffen mit zwei Nachbarvereinen, wo es um eine Spielgemeinschaft für die A- und B-Jugend geht. „Für Rivalitäten, wie sie früher herrschten, ist kein Platz mehr“, sagt er mit Blick auf die immer größer werdenden Spielerschwund in diesen Jahrgängen. „Es geht darum, dass unsere Jungs spielen können.“So, wie er es über zwei Jahrzehnte im Trikot des TSV Mindelheim konnte.