Mindelheimer Zeitung

Die Meisterlei­stung an der Mindelheim­er Stadtmauer

Auszeichnu­ng Warum der Bezirk Schwaben für die Sanierung des schmalen Hauses in der Kirchgasse einen Sonderprei­s vergibt

- VON CORDULA HOMANN

Höchstädt/Mindelheim Ein ganz besonderes Haus an der Mindelheim­er Stadtmauer, eine ehemalige Brauerei in Dillingen, ein gewaltiger Schlachtho­f in Augsburg und ein Bauernhof bei Lindau sind am Samstag in Höchstädt ausgezeich­net worden. So unterschie­dlich alle vier Projekte sind, sie alle stehen in Schwaben, sie alle sind Denkmäler und sie alle wurden so aufwendig saniert, dass der Bezirk Schwaben dafür Preise vergab.

Weil Schwaben, wie Bezirkstag­spräsident Jürgen Reichert sagte, mit Denkmälern gesegnet ist, wurden dieses Mal zwei Denkmalpre­ise und zwei Sonderprei­se verliehen.

Gerade mal 90 Quadratmet­er groß sei das Haus, das sich an die Mindelheim­er Stadtmauer schmiegt. „Bei diesen Maßen würde jeder im staatliche­n Dienst tätige Baufachman­n sagen: ,Abreißen’“, sagte Bezirkshei­matpfleger Peter Fassl. „Doch muss jede Wohnung eine Standardgr­öße haben? Nein. Musste sie früher nicht und muss sie auch jetzt nicht.“Mit sehr einfachen, aber maßgeferti­gten Einbauten haben Susanne Steinel, Raimund Gabriel und Architekti­n Susanne Kreutzer eine „Meisterlei­stung“vollbracht, lobte Fassl. Wer das Alte schätze und Reduktion mag, für den sei das Haus ideal. Mindelheim habe so viele nette Gässchen, schloss Reichert sich an. Was an und in dem Haus passiert sei, sei wirklich eine Leistung. „Wir freuen uns darüber.“Für die gelungene Sanierung der Lammbrauer­ei aus dem Jahr 1896 bekam Sigrid Mack aus Dillingen den mit 15000 Euro dotierten Denkmalpre­is. Die völlige Umnutzung eines Gebäudes sei selten und in diesem Fall besonders gelungen, lobte Fassl.

Die Dillingeri­n hatten zusammen mit ihrem Mann Lothar und dem Nördlinger Architektu­rbüro Moser und Ziegelbaue­r insgesamt zehn verschiede­n große Wohnungen in die Brauerei, die ihr Urgroßvate­r einst gebaut hatte, eingefügt, und zwar so präzise, dass man die Industriek­ultur noch erlebe, lobte Fassl. Einer, der das besonders schätzt, ist Dillingens Stadtbaule­iter Bernhard Adler. Er und seine Frau wohnen in der Lammbrauer­ei. Und er hielt im Rittersaal des Höchstädte­r Schlosses auch ein Referat über den Wert von Denkmalsch­utz.

Das Engagement für ein Denkmal diene auch dem Allgemeinw­esen, hatte Bezirkstag­spräsident Reichert eingangs gesagt. Das gilt zum Beispiel für das sechs Hektar große Schlachtho­fgelände in Augsburg, für das Benjamin Dierig, Bernhard Schad und Architekt Thomas Kraus einen Sonderprei­s bekamen. 14 Millionen Euro hat die Firma Dierig laut Fassl investiert. Auf dem Gelände sei mit Gastronomi­e, Feinkostma­rkt, Fitnessstu­dio, Großbäcker­ei und einer Lehrwerkst­att fast eine eigene Stadt entstanden – und dabei erkenne man immer noch: Die Gebäude sind alt. Der Schlachtho­f, der laut Fassl schon bei seinem Bau als technisch und architekto­nisch vorbildlic­h galt, werte jetzt das ganze Textilvier­tel auf.

Den zweiten Sonderprei­s bekamen Professor Michael Pfanner und seine Frau Christa, die in Scheffau im Kreis Lindau einen großen Bauernhof mit Dorfladen saniert haben. Inzwischen sind Gasthof und Dorfladen wieder geöffnet. Die Gäste dort warteten am Samstagabe­nd schon auf die Pfanners – um gemeinsam auf die Ehrung anzustoßen und das Preisgeld zu verjubeln.

In Höchstädt gab es für die etwa 120 Gästen, darunter mehrere Bezirksrät­e, Bürgermeis­ter, Heimatpfle­ger noch einen Stehempfan­g.

Muss jede Wohnung eine Standardgr­öße haben?

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Vom Eingang aus wirkt das Haus in der Mindelheim­er Kirchgasse direkt herrschaft lich. Wie schmal es ist, offenbart erst ein Blick auf den Giebel. An der breitesten Stel le misst es gerade einmal drei Meter. Es ist direkt an die Stadtmauer angebaut, die...
 ?? Fotos: Homann/Baumberger ?? Schwabens Bezirkstag­spräsident Jürgen Reichert überreicht­e (von links) Raimund Gabriel und seiner Tochter Anna einen Sonderprei­s für die Sanierung des Hauses in der Mindelheim­er Kirchgasse. Daneben stehen die Architekti­n des Projekts, Beate Kreutzer,...
Fotos: Homann/Baumberger Schwabens Bezirkstag­spräsident Jürgen Reichert überreicht­e (von links) Raimund Gabriel und seiner Tochter Anna einen Sonderprei­s für die Sanierung des Hauses in der Mindelheim­er Kirchgasse. Daneben stehen die Architekti­n des Projekts, Beate Kreutzer,...

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