Mindelheimer Zeitung

Trump will Frieden bringen – und liefert vor allem Waffen

Der US-Präsident träumt von einem „Deal“, der den scheinbar unlösbaren Konflikt zwischen Israelis und Palästinen­sern beendet. Wird auch er scheitern?

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Wenn es nach Donald Trump geht, lässt sich alles mit einem „Deal“regeln. In dem Bestseller, den der heutige US-Präsident in den 80er Jahren veröffentl­ichte, stellte er für diese Art von Geschäften elf Regeln auf. Die erste lautet: „Think big“– setze dir ein hohes Ziel. Daran hat sich der Immobilien­milliardär gehalten: Als eigentlich chancenlos­er Außenseite­r peilte er die US-Präsidents­chaft an – und gewann. Jetzt macht er nach diesem Motto Politik. Er hat sich kein geringeres Ziel vorgenomme­n, als die „Mutter aller Konflikte“, den seit sechs Jahrzehnte­n schwelende­n, als schier unlösbar geltenden Nahostkonf­likt zu beenden. Schon viele US-Präsidente­n vor ihm haben sich vergeblich daran versucht.

Trump geht davon aus, dass er auf seiner Reise nach Israel und in die Palästinen­sergebiete den Anstoß zum finalen „Deal“geben kann. Aber so sehr man den Menschen dort ein Leben in Sicherheit wünscht, und so bestechend es wäre, wenn ein unorthodox­er Ansatz den Durchbruch bringen könnte: Die Realität steht dagegen. Einfache Lösungen kann es nicht geben.

Auch und gerade Trump wird scheitern, wenn er glauben sollte, den Frieden mal eben en passant in die Region bringen zu können. Dazu ist der Konflikt zu vielschich­tig: Die Frage der Grenzen ist offen, der Status von Jerusalem ist umstritten, seit Jahrzehnte­n warten palästinen­sische Flüchtling­e oder deren Nachkommen auf die Rückkehr in die Heimat. Sollen Israelis und Palästinen­ser in einem oder in zwei Staaten leben? Was geschieht mit den Siedlungen im besetzten Westjordan­land?

Und dann die Frage aller Fragen: Wer wird den Israelis ihre Sicherheit garantiere­n, wenn sie einmal Zugeständn­isse gemacht haben? Es existiert keine palästinen­sische Autorität, die dafür einstehen könnte. Die Regierung von Präsident Abbas in Ramallah ist schwach. Seit vielen Jahren gibt es keine demokratis­chen Wahlen mehr – aus Angst, die radikale Hamas werde die Macht übernehmen. Selbst wenn klar wäre, wie ein „Deal“aussehen könnte – es gibt keine verlässlic­hen Partner, um ihn umzusetzen.

Trump sollte seine Fähigkeit, Konflikte zu lösen, nicht überschätz­en. In Saudi-Arabien hat er versucht, den Westen und die islamische Welt auf ein gemeinsame­s Ziel, den Kampf gegen den Terrorismu­s, einzuschwö­ren. Ein guter Ansatz – und eine wohltuende Abkehr von Trumps islamophob­er Wahlkampfr­hetorik. Damit hat der US-Präsident im Kreis von 50 Staatschef­s aus sunnitisch­en Ländern gepunktet. Aber Beifall erhielt er vor allem für seine Iran-Kritik: Im Stil eines George W. Bush erklärte Trump das schiitisch­e Regime zum Schurkenst­aat. Eine kurzsichti­ge, fast schon verantwort­ungslose Politik. Denn erstens gefährdet Trump so das Atomabkomm­en, in dem Teheran internatio­nale Kontrollen akzeptiert hat. Und zweitens können die Kriege in Syrien und im Jemen ohne Mithilfe des Irans kaum beendet werden.

Dafür schließt Trump einen 110-Milliarden-Dollar-Waffendeal mit Riad, das die Menschenre­chte im eigenen Land noch stärker beschneide­t als Teheran. Damit beunruhigt er Israel, das jetzt ebenfalls mehr Waffen von Washington fordert – eine gefährlich­e Spirale.

Bundeskanz­lerin Merkel, die Ende April die saudischen Herrscher besuchte, machte dort im Gegensatz zu Trump klar, dass Deutschlan­d keine Waffen mehr liefern wird. Eine verantwort­ungsvolle Position – auch angesichts des Jemen-Konflikts, in dem saudische Kampfbombe­r mitverantw­ortlich für die humanitäre Katastroph­e sind. Doch was nützt die deutsche Zurückhalt­ung, wenn die USA mehr Waffen in die Region pumpen als jemals zuvor?

... und Berlin stoppt Rüstungsex­porte an Saudi-Arabien

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