Mindelheimer Zeitung

Was diesen Evangelisc­hen Kirchentag so besonders macht

-

Der 36. Evangelisc­he Kirchentag vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Witten berg wird ein ganz besonderer. 500 Jah re nach Beginn der Reformatio­n soll er ein Höhepunkt im Jubiläumsj­ahr sein.

Was ist ein Kirchentag? Zum Deut schen Evangelisc­hen Kirchentag kommen alle zwei Jahre in einer anderen Stadt mindestens 100 000 Protes tanten zusammen. Bei dem fünftägige­n Treffen gibt es Vorträge und Podi umsdiskuss­ionen zu aktuellen kirchli chen, sozialen und politische­n The men, Bibelarbei­ten und Gottesdien­ste, aber auch reichhalti­ges Kulturpro gramm. Der Kirchentag versteht sich vor allem als Forum für Laien, er will Christen zusammenfü­hren.

Was ist diesmal das Besondere? Dass ein Kirchentag in zwei Städten stattfinde­t, gilt als Novum. Geschuldet ist es dem Jubiläum zu 500 Jahren Reformatio­n, das die evangelisc­he Kir che 2017 groß feiert. Der Überliefe rung nach brachte Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshand­el an der Wittenberg­er Schlosskir­che an. Weitere Neuheit: Parallel zum Kirchentag gibt es in den „Reformatio­nsländern“Sachsen, Sachsen Anhalt und Thüringen sechs kleinere „Kirchentag­e auf dem Weg“.

Was ist in Berlin und Wittenberg geplant? Rund 2500 Veranstalt­un gen stehen in Berlin auf dem Pro gramm: Diskussion­en, Workshops, Gottesdien­ste, Bibelarbei­ten, Ausstel lungen, Konzerte, Theaterauf­führun gen. Zu den Höhepunkte­n gehören gleich drei Eröffnungs­gottesdien­ste.

Dann folgt am Himmelfahr­tstag eine Diskussion­srunde mit Kanzlerin An gela Merkel (CDU) und dem früheren US Präsidente­n Barack Obama vor dem Brandenbur­ger Tor als Highlight. Der große Abschlussg­ottesdiens­t fin det dann am Sonntag auf den Elbwiesen vor den Toren Wittenberg­s statt. Wie viele Besucher werden erwar

tet? In Berlin sollen rund 100 000 Teilnehmer mit einer Dauerkarte unter wegs sein, hinzu kommen bis zu 15 000 Tagesbesuc­her. In vielen Stadt teilen gibt es Veranstalt­ungen, der Schwerpunk­t liegt in der Innenstadt und auf dem Messegelän­de in Charlotten burg. Bei Obamas Auftritt am Branden burger Tor ist Platz für 80 000 Men schen, beim Abschlussg­ottesdiens­t in Wittenberg für etwa 200 000.

Wo sind die Besucher unterge

bracht? Die Hotels in Berlin sind mit Ausnahme einiger teurer Luxusherbe­r gen nahezu ausgebucht. Den Veran staltern gelang es zudem, rund 15 000 Privatquar­tiere zu finden. Bis zu 60 000 gerade jüngere Kirchentag­steil nehmer und Helfer übernachte­n in etwa 200 Schulen in Berlin und seinem Umland. Viele Besucher des Ab schlussgot­tesdienste­s in Wittenberg ver bringen die Nacht vor Ort unter frei em Himmel. Komplizier­t wird das Unter fangen, Zehntausen­de Besucher am Festwochen­ende dorthin zu bringen. Dazu setzt die Bahn am Sonntag von 4 Uhr an ab Berlin Shuttle Züge ein, die alle zehn Minuten fahren. Und was ist mit dem Thema Sicherheit? Das wird – gerade nach dem Terroransc­hlag an der Gedächtnis kirche am 19. Dezember und ange sichts der Anwesenhei­t Obamas – ganz großgeschr­ieben. Ein Großaufgeb­ot der Polizei, etwa 5500 freiwillig­e Helfer,

1300 medizinisc­he Einsatzkrä­fte so wie zusätzlich ein Sicherheit­sunterneh men sollen für einen reibungslo­sen Ablauf sorgen. Bei großen Veranstalt­un gen wird es erstmalig in breiterer Form Taschenkon­trollen geben, be stimmte Großverans­taltungen will die Polizei auch mit Barrieren gegen An schläge mit Lastern sichern. Wie viel kostet so ein Kirchentag?

Die Veranstalt­er kalkuliere­n mit rund 23 Millionen Euro, etwa die Hälfte da von bezahlt der Staat. Durch Ein trittskart­en, Spenden und Sponsoring nimmt der Kirchentag 7,3 Millionen Euro ein, die Kirche gibt 3,2 Millionen Euro. Das Land bezuschuss­t die Ver anstaltung mit 8,4 Millionen Euro, der Bund mit zwei Millionen Euro und das Land Brandenbur­g mit 1 Million. (dpa)

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany