„Die Bürger Israels werden Sie mit offenen Armen empfangen.“
den Kulissen. Das rechte Lager des Landes hatte Trump nach dessen Wahlsieg noch euphorisch als Heilsbringer gefeiert. Politiker wie der ultrarechte Erziehungsminister Naftali Bennett hofften, Israel könnte sich unter Trump endgültig von der ungeliebten Vision eines unabhängigen Palästinenserstaates lossagen und ungehindert mit Volldampf in den Siedlungen bauen. Doch inzwischen hat sich Katerstimmung breitgemacht. Denn Trump scheint in zentralen NahostFragen auf den Kurs seines Vorgängers Barack Obama umgeschwenkt zu sein. Dessen Verhältnis zu Netanjahu war unverhohlen negativ, das ist bei Trump ganz anders. Doch auch er fordert nun von Israel Zurückhaltung beim Siedlungsbau. Die von ihm groß angekündigte Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem steht inzwischen nicht mehr auf der Tagesordnung. Zwar besuchte er als erster amtierender US-Präsident die Klagemauer in Jerusalems Altstadt – das hat große Symbolkraft. Doch der Besuch wurde zuvor als privat deklariert, damit Israel ihn nicht als Zeichen für seinen Anspruch auf ganz Jerusalem als seine ewige, unteilbare Hauptstadt werten kann. Bei der Vorbereitung des Besuchs sagten US-Repräsentanten nach Medienberichten, die Klagemauer liege im Westjordanland – Trumps Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster weigerte sich später auch, das wichtigste Heiligtum der Juden als Teil Israels zu bezeichnen. Die Palästinenser sehen im arabischen Ostteil Jerusalems die Hauptstadt eines künftigen unabhängigen Staates. Sie haben seit Kehrtwende neue Hoffnung geschöpft.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas scheint bereit, einen neuen Anlauf bei den seit 2014 brachliegenden Friedensverhandlungen zu wagen. Aber welche Botschaft wird Trump bei seiner Ansprache in Jerusalem setzen? Und wie viel Druck kann er ausüben, wenn sein Verbleib im Amt inzwischen offen infrage gestellt wird? Für Frieden in Nahost möchte er den „ultimativen“, in der Hauptsache aber überhaupt irgendeinen Deal erreichen. Dafür müssten Israelis und Palästinenser in einem festgefahrenen und derzeit von vielen für aussichtslos gehaltenen Konflikt wieder an einen Tisch.
Unterstützt von Fürsprechern wie Ronald Lauder, dem Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, gibt Trump sich entschlossen: „Wir kriegen das hin.“Ob Trump als gewiefter Geschäftsmann bessere Karten als seine Vorgänger hat, bezweifelt der ehemalige israelische Botschafter in Washington, Zalman Schoval. „Es geht hier um zwei Völker, die dasselbe kleine Stück Land für sich beanspruchen.“Es handele sich um einen Konflikt mit hochkomplexen historischen und psychologischen Aspekten, ein Vermittler brauche großes FingerspitTrumps zengefühl. Anthony Cordesman vom Think Tank CSIS sagt, die Dynamik habe sich erheblich geändert: „Trump selbst ist für Israel der entscheidende Faktor der Veränderung.“Die Stationen im Heiligen Land sind einer der unumstrittenen Höhepunkte von Trumps Reise.
Der frühere israelische US-Botschafter Dan Shapiro schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Israel gleich beim ersten Versuch zu besuchen, ist ein hohes Risiko. Jedes Wort, jeder Schritt, jede Geste werden mit Argusaugen verfolgt. Vermintes Terrain.“