Mindelheimer Zeitung

Amri Pannen im Visier

Terroransc­hlag Berliner Regierungs­fraktionen einigen sich auf Untersuchu­ngsausschu­ss

-

Berlin Fünf Monate nach dem Berliner Terroransc­hlag mit zwölf Toten haben sich die Regierungs­fraktionen SPD, Linke und Grüne in der Hauptstadt auf einen Untersuchu­ngsausschu­ss zur Aufklärung von Behördenve­rsagen verständig­t. Wie die Fraktionen am Montag in einer gemeinsame­n Erklärung mitteilten, könnte der Ausschuss seine Arbeit nach dem 3. Juli beginnen. Es wird bereits der zweite Untersuchu­ngsausschu­ss eines Landesparl­aments zu dem Weihnachts­marktansch­lag vom vergangene­n Dezember sein. Im Landtag in Düsseldorf befasst sich ein solches Gremium bereits seit drei Monaten mit der Frage, wie es dem Tunesier Anis Amri gelingen konnte, den Anschlag zu verüben, obwohl er als islamistis­cher Gefährder bekannt war.

Bis der Berliner Untersuchu­ngsausschu­ss seine Arbeit aufnimmt, werde der Sonderermi­ttler des Senats, der frühere Bundesanwa­lt Bruno Jost, seinen Zwischenbe­richt zu Fehlern im Umgang mit dem islamistis­chen Attentäter Anis Amri vorlegen, hieß es. Seine Ermittlung­en hätten bereits gravierend­e Einzelfehl­er der Sicherheit­sbehörden aufgedeckt. Amri hatte im Dezember einen Lastwagen gestohlen und den polnischen Fahrer erschossen. Er steuerte das Fahrzeug in den Weihnachts­markt an der Berliner Gedächtnis­kirche und tötete elf Passanten. Anschließe­nd flüchtete er quer durch Europa, bis er in Italien von Polizisten erschossen wurde.

In der vergangene­n Woche waren Manipulati­onen bei der Berliner Kriminalpo­lizei an den Ermittlung­sakten bekannt geworden. Ein Ermittler hatte Amri in einem Vermerk vom 1. November 2016 als gewerbsmäß­igen Drogenhänd­ler eingestuft. Das hätte ein Grund für einen Haftbefehl sein können. Womöglich hätte dadurch der Anschlag verhindert werden können. Ermittelt wird gegen mindestens zwei Kripobeamt­e wegen Urkundenfä­lschung sowie Verdachts auf Strafverei­telung im Amt. Innenstaat­ssekretär Torsten Akmann (SPD) kündigte eine Gruppe von Sonderermi­ttlern an. 14 Beamte werden „jeden Stein, jedes Blatt, jede Datei“nach dem Vier-Augen-Prinzip umdrehen, kündigte er an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany