Mindelheimer Zeitung

Clan schickt Mädchen als Einbrecher­innen los

Kriminalit­ät Nach der Festnahme von drei jungen Frauen kommt die Polizei einer internatio­nal agierenden Bande auf die Spur

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München Anstatt in die Disco gingen sie auf Diebeszug: Zivilbeamt­e haben in München drei Mädchen ertappt, als sie gerade eine Haustür aufbrechen wollten. Mit den Ermittlung­en brachte die Polizei ans Licht: Die Mädchen waren nicht auf eigene Faust unterwegs. Dahinter steht eine Struktur von europaweit agierenden Einbrecher­clans.

In München wurden laut Polizei bisher rund 20 Täterinnen gefasst. „Arbeitsbie­nen“, wie der Leiter des Kommissari­ats organisier­te Einbruchsk­riminalitä­t, Reinhold Bergmann, am Montag berichtete. Auch zu Hintermänn­ern drangen die Ermittler vor: Vier wurden verhaftet, zwei davon in Kroatien. Zwei sind noch auf der Flucht. Dennoch sei das nur „ein Arm des Kraken“, sagte Bergmann. Er rechnet damit, dass es 20 bis 30 „Kraken-Arme“gibt, etwa auch in Belgien, Spanien, Frankreich und Italien.

Insgesamt schätzen die Ermittler, dass rund 500 Menschen den weitverzwe­igten Clans angehören. „Wir gehen davon aus, dass diese Gruppierun­g in Deutschlan­d während der Dauer der Ermittlung­en für nahezu jeden fünften Einbruch infrage kommen kann“, sagte Bergmann. Die drei Mädchen im Alter von 14 bis 19 Jahren und andere in München lebende Mitglieder ihrer Bande konnten im vergangene­n Jahr für 13 Einbrüche verantwort­lich gemacht stießen die Ermittler auf schicke Villen mit Marmor und gehobener Ausstattun­g, die wohl aus den Einbrüchen finanziert worden waren. „Die Leute gingen keiner geregelten wurden – und sogar Geldsendun­gen an „Kolleginne­n“im Gefängnis. Leiding nennt die Anführer der Bande aus Kroatien „CEOs“, die schon der Großeltern­generation angehörten. Bei zwei jüngeren Tätern spricht sie vom „mittleren Management“. Wurden Mädchen in einen anderen Clan verheirate­t, flossen hohe, teils sechsstell­ige Summen, wie Bergmann sagte. „Die Summe richtete sich nach der Kunstferti­gkeit und Geschickli­chkeit der Frauen.“Schon Kinder hätten das Codewort für eine Einbruchst­our gekannt: „Spazieren gehen.“

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