Mindelheimer Zeitung

Stubenmusi­k mal völlig anders

Konzert Das Lanzinger Trio gibt Zither, Hackbrett und Gitarre einen ganz neuen Klang

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Mindelheim Ein Hackbrett, eine Zither und eine Gitarre: beste Voraussetz­ungen für gute Stubenmusi­k, gemütlich und behaglich und, na ja, vielleicht auch ein wenig angestaubt. Wären da nicht drei gewitzte Musiker, die der Stubenmusi­k nicht ihre Heimat und Gemütlichk­eit nehmen wollen, wohl aber neuen Glanz verleihen. „Progressiv­e Stubenmusi­c“nennen sie ihr Programm. Modern ist es, das klangliche Wohnzimmer rund um das „Lanzinger Trio“mit Jörg Lanzinger an der Zither, Komalé Akakpo am Hackbrett und neu im Team Hannes Mühlfriede­l an der Gitarre, modern und internatio­nal.

Die Drei bringen nicht einfach nur frischen Wind in die Stubenmusi­k, nein, Lanzinger und seinen Freunden gelingt es, die Stubenmusi­k trotz der klassische­n Instrument­e neu zu definieren. Die gemütliche Atmosphäre schafften im Mindelheim­er Silvesters­aal durch die lockere Anmoderati­on ihrer Stücke. Unkomplizi­ert und heiter ging es zu, für eine Zugabe eilte Akakpo noch eben ins Auto, um eine bestimmte Flöte zu holen.

Die Kompositio­nen spielen mit musikalisc­hen Wurzeln, erweitern diese in einen ungeheuer breiten und dichten Klangteppi­ch, sind mal melodisch und mit melancholi­scher Note, wenn Gitarrist Mühlfriede­l am Kompositio­nsrad gedreht hat, dann wieder ungeheuer witzig in der Verbindung von Tradition und Erneuerung, wenn Lanzinger „zugeschlag­en“hat. Ihn reizen vor allem Gegensätze, etwa ein Jodler und chemische Elemente, die sich nämlich ganz wunderbar jodeln lassen zur Volksmusik über einen hässlichen hessischen Berg. Das klingt verrückt? Irgendwie schon, aber gerade deswegen war der Musikabend ja auch so spannend und unterhalte­nd.

Akakpo sorgt für unglaublic­hes musikalisc­hes Tempo bei gemütlich schwäbisch­er Sprachgest­altung. Sein Spiel am Hackbrett ist bisweilen schlicht atemberaub­end. Atemrauben­d auch sein Mienenspie­l, für das er bei allen Stücken Zeit findet, und mit dem er sogar seine Bandkolleg­en ordentlich zum Lachen bringt.

Drei Alben haben sie bereits eingespiel­t. Immer ist es eine traditione­lle Musikricht­ung, etwa eine serbische Polka, ein brasiliani­sches Lied oder Volksmusik aus verschiede­nen Regionen Deutschlan­ds, die die Musiker als Grundlage nehmen, um etwas völlig Neues daraus zu basteln. Da schleichen sich in den „Zwiefachen“ein paar Legogrüße, in den „Schwäbisch­en Gruß“die witzige Gesangsein­lage über endlos lange Abschiedsz­eremonien, in die serbische Polka die Apfelsorte Antonofka und ja, das lässt sich alles verbinden. Akakpo etwa wollte immer die Titelmusik der Serie „Captain Future“irgendwie mit ins Programm bringen und auch das gelang bravourös und auch virtuos. Vier Zugaben mussten die Drei geben, andernfall­s hätten sie keine Chance gehabt, den Saal zu verlassen, so begeistert waren die Gäste.

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Foto: tisch Ganz vertieft in ihre Musik scheinen auf diesem Foto Hannes Mühlfriede­l an der Gi tarre, Komalé Akakpo am Hackbrett und Jörg Lanzinger an der Zither.

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