Mindelheimer Zeitung

Augsburgs Landrat reagiert auf harte Kritik aus Ettringen

Schulpolit­ik Martin Sailer sieht sich persönlich getroffen. Es geht um das Mittelschu­lmodell „9 + 2“und um einen „Fehdehands­chuh“

- VON ANJA RINGEL UND ALF GEIGER Foto: Weizenegge­r

Landkreis Von einer „Kampfansag­e“war die Rede und davon, dass man in Ettringen „den Fehdehands­chuh“aus Augsburg aufnehmen werde. Was Bürgermeis­ter Robert Sturm so in Rage brachte: Das Mittelschu­l-Modell 9+2 wird es ab dem kommenden Schuljahr auch in Untermeiti­ngen geben(wir berichtete­n). Bisher gab es dieses Angebot in der Region nur in Ettringen. Schüler aus dem südlichen Landkreis Augsburg fuhren deshalb nach Ettringen. Mit dem Modell können Schüler nach dem qualifizie­rten Abschluss innerhalb von zwei Jahren die Mittlere Reife erreichen. Sie haben somit ein Jahr länger Zeit, um den Lernstoff zu wiederhole­n und zu vertiefen.

Sturm ist auch deshalb sauer, weil das Modell 9+2 an der Ettringer Mittelschu­le nicht zuletzt auch auf seine Initiative zurückgeht. In einer Presseerkl­ärung teilte Sturm mit, dass seine Gemeinde diese Schulform in enger Abstimmung mit Schulamt, Regierung und Ministeriu­m mitentwick­elt hat. Dass es bald in dem nur wenige Kilometer entfernten Untermeiti­ngen auch das 9+2-Modell gibt, stößt Sturm sauer auf: „Denen ist selbst nichts anderes eingefalle­n, als unsere Idee zu kopieren“, sagte er vor wenigen Tagen.

Augsburgs Landrat Martin Sailer sieht den Sachverhal­t dagegen anders. „Diese Aussage trifft mich persönlich sehr“, sagte er auf Nachfrage. Die Gemeinden und damit die Schüler seines Landkreise­s hätten in den vergangene­n Jahren dazu beigetrage­n, den Schulstand­ort Ettringen zu erhalten. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass es zu Veränderun­gen kommen kann, wenn sich die Schülerzah­len im Augsburger Land und damit das Interesse an dem Schulmodel­l verändern würden.

Hans-Joachim Weirather, Landrat im Unterallgä­u, kritisiert­e außerdem die Entscheidu­ngsfindung. Er warf dem Landkreis Augsburg vor, keinerlei Gesprächsb­ereitschaf­t gezeigt zu haben. Das Angebot eines Runden Tisches hatte Sailer im März ausgeschla­gen. Es sei schon alles diskutiert worden, sagte er damals. Sailer erklärte dazu, dass es der ausdrückli­che Wunsch der Gemeinden Untermeiti­ngen, Graben und der Stadt Schwabmünc­hen gewesen sei, das Modell in Untermeiti­ngen anzubieten. Auch Eltern und Schüler hätten sich so geäußert. Er sah deshalb keinen Sinn, einen Runden Tisch zu diesem Thema abzuhalten. Ein weiterer Streitpunk­t ist die Verkehrsan­bindung nach Ettringen. Landrat Sailer sagte, die Gemeinde sei verkehrste­chnisch nicht gut angebunden. Für Sturm ist dies „ein Affront“, denn das Gegenteil sei der Fall. Man habe mit viel Mühe einen passgenaue­n Schülerver­kehr gestrickt, kritisiert­e Sturm.

Es sei eine Verdrehung der Tatsachen, dass Ettringen für die Schülerbef­örderung verkehrste­chnisch nicht gut angebunden sei: „Wer so etwas behauptet, der lügt“, sagte Sturm unlängst vor dem Schulverba­nd. Lediglich in einem Punkt gab Sturm Sailer aber Recht: Der ÖPNV sei „über beide Landkreise betrachtet wirklich miserabel“. Sailer sagte dazu lediglich, dass die Verkehrsan­bindung nur ein Argument neben vielen sei.

Weirather und Sturm erwarten zudem, dass beide Mittelschu­len kämpfen müssen, um genügend Schüler für dieses Modell zu bekommen. Für die Mittelschu­le Untermeiti­ngen scheint dies nicht zuzutreffe­n: „Die Schulleite­r haben mir gesagt, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagte Renate HaaseHeinf­eldner, fachliche Leiterin des Staatliche­n Schulamtes im Landkreis Augsburg.

Aus Schwabmünc­hen gebe es bereits neun Interessen­ten, aus Untermeiti­ngen sechs. An den Schulen in Großaiting­en, Bobingen und Königsbrun­n sind die Jugendlich­en gerade erst über das neue Angebot an der Mittelschu­le Untermeiti­ngen informiert worden, erklärte HaaseHeinf­eldner.

In Ettringen liegen für das nächste Schuljahr bereits 14 feste Anmeldunge­n vor. Zwei davon kommen aus Schwabmünc­hen, berichtete Anna Neumayer, Schulleite­rin an der Mittelschu­le Ettringen. Die Schule hat zudem die Zusage, dass das Modell dort weitergefü­hrt wird. Auch wenn sich weniger als der benötigten 15 Schüler anmelden sollten. Die Zukunft des Modells ist an beiden Schulen somit vorerst gesichert.

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Im Knatsch zwischen Ettringen und Augsburg geht es um Schule, genauer gesagt das Modell „9+2“für die Mittelschu­le. Ettringens Bürgermeis­ter hat deutliche Worte für das Vorhaben im Nachbarlan­dkreis gefunden, das Ettringen wohl Schüler kosten könnte.

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