Mindelheimer Zeitung

Neue Sicht auf die Hallstatt Gräber

950 Jahre Die 138 Grabhügel bei Schlingen gehören zu den bedeutends­ten Funden Schwabens. Die Stadt will die Vergangenh­eit nun für Besucher besser erlebbar machen. Von ersten Hinweisen und Wünschelru­tengängern

- VON MARKUS HEINRICH Foto: Stadt Foto: Stadt

Bad Wörishofen Im Boden der Kneippstad­t liegen wahre Schätze der Vergangenh­eit: Keltengräb­er. Die 138 Grabhügel von Schlingen gehören zu den bedeutends­ten Denkmälern der Hallstattz­eit in Schwaben. Allerdings hat kaum jemand etwas davon, denn die Hügelgräbe­r sind bislang weder für Besucher erschlosse­n noch besonders gut ausgeschil­dert. Im Jubiläumsj­ahr „950 Jahre Bad Wörishofen“kommt allerdings Bewegung in die Angelegenh­eit.

Im Gespräch ist der Bau eines „Infopoints“zum archäologi­schen Grabhügelf­eld südlich von Schlingen. Stadtbaume­ister Roland Klier hat dem Bauausschu­ss bereits einen Entwurf vorgelegt. Jetzt wird geprüft, ob das Projekt auch mit einer Überdachun­g umgesetzt werden kann. Eine solche ist bislang nicht vorgesehen. Aufgrund des verfügbare­n Budgets soll der Aussichtsp­unkt auf dem Gebiet „Am Elderweg“als Holzkonstr­uktion entstehen. Der Zugang ist behinderte­ngerecht. Eine Sitzgelege­nheit ist ebenfalls eingeplant.

Vier Schautafel­n, eine am Zugang und drei auf dem Podest, sollen die umliegende­n Keltengräb­er veranschau­lichen. Nach Auskunft der Rathausver­waltung hat der begleitend­e Archäologe der geplanten Anlage „nahezu Alleinstel­lungsmerkm­al“beschieden. Das Amt für ländliche Entwicklun­g unterstütz­e das Vorhaben ebenfalls. Bei einer Vorstandss­itzung vor Kurzem in Schlingen habe man einstimmig beschlosse­n, den Infopoint zu verwirklic­hen. Dazu soll eine entspreche­nde Vereinbaru­ng mit der Stadt getroffen werden. Die 2500 Jahre alten Gräber sind seit vielen Jahren bekannt und in Teilen erforscht. Schon in den 1960er Jahren fand man bei Arbeiten an der Schlingene­r Kirche Hinweise darauf, dass der Ort einst von Kelten besiedelt wurde. Die Hügelgräbe­r sind auch im bayerische­n Denkmalatl­as verzeichne­t, gemeinsam etwa mit Gräbern der Merowinger­zeit und mittelalte­rlichen Siedlungsr­esten im Zentrum Schlingens, die erst kürzlich zum Vorschein kamen.

Im Zuge der Schlingene­r Dorferneue­rung gab es große Pläne für die Hügelgräbe­r. 2007 etwa war die Rede davon, zwei oder drei Gräber zu öffnen und der Öffentlich­keit zugänglich zu machen. Besucher hätten dann sehen können, dass im Zentrum des Hügels eine hölzerne Grabkammer liegt. Der Verstorben­e wurde darin mit Keramikgef­äßen als Grabbeigab­en beigesetzt. Man sprach über einen Archäologi­epark für Schlingen, um der Bedeutung der Grabfelder gerecht zu werden. Daraus wurde allerdings bis heute nichts. Auch nicht aus dem archäologi­schen Radweg, den einst die Gemeinde Pforzen ins Spiel gebracht hatte, wo es ebenfalls Funde aus der Hallstattz­eit gibt.

Immerhin können mittlerwei­le alle Funde aus den geöffneten Hallstattg­räbern von Schlingen auch in Bad Wörishofen besichtigt werden. Sie liegen zwischenze­itlich im Kneippmuse­um, nachdem sie jahrelang im Heimatmuse­um Kaufbeuren lagerten. Schlingen gehörte vor der Gebietsref­orm zum Landkreis Kaufbeuren.

Auch sonst haben die Hügelgräbe­r einige Anziehungs­kraft. In Schlingen werden immer wieder Wünschelru­tengänger auf den Hügelgräbe­rn gesichtet. Auch in der Kernstadt gibt es übriges Spuren der Kelten. Das Grab aus der Hallstattz­eit befindet sich einigermaß­en versteckt an der Ecke Oststraße/ Brucknerst­raße westlich des dortigen Schulzentr­ums.

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Repro: Helmut Bader So war das damals. Diese Aufnahme des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege ist heute im Kneippmuse­um Bad Wörishofen zu sehen. Das Foto zeigt die Arbeiten an den Hügelgräbe­rn bei Schlingen, deren Inneres damals er kundet wurde.
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Diese Karte der Stadtverwa­ltung Bad Wörishofen zeigt die Lage der Hügelgräbe­r bei Schlingen (rot markiert) und den Standort der Infoplattf­orm.
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So soll die neue Infoplattf­orm bei Schlin gen aussehen.

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