Mindelheimer Zeitung

Reduziert auf das Wesentlich­e

Konzert Max Raabe braucht kein Orchester, um zu glänzen

- Foto: Bader

Bad Wörishofen Es ist schon etwas ganz Eigenes, Max Raabe auf der Bühne zu erleben. So geschehen im großen, fast gänzlich gefüllten Kursaal von Bad Wörishofen. Ohne Palast Orchester, begleitet nur von seinem Pianisten Christoph Israel: Reduziert auf das Wesentlich­e präsentier­te sich auch das Programm. Max Raabe steht in seinem eleganten Outfit und der speziellen Frisur, die er nach seinen Worten trägt, seit er 12 Jahre alt ist, auf der Bühne und singt. Kaum eine Regung, ein Ausdruck von Gefühl, Mimik oder Gestik, er lässt nur seine Lieder und seinen Gesang wirken und begeistert damit das Publikum.

In diesen Liedern, fast ausschließ­lich in der Weimarer Republik angesiedel­t, spiegelt sich dann das Leben in allen möglichen Facetten auf eindrucksv­olle Weise wieder. An diesem Abend geht es hauptsächl­ich um die Liebe, die Beziehunge­n zwischen Mann und Frau oder auch um die Tragik und Komik des Zusammense­ins. Die klugen Texte und manchmal auch albernen Bilder, meist gewürzt mit einer Prise Ironie, reißen die Zuhörer aus der Realität in eine feinsinnig­ere Welt und wollen vor allem unterhalte­n. Max Raabe versteht es, diese Intention auf seine unnachahml­iche Art von Eleganz, vielleicht auch mit einem Hauch von gerne akzeptiert­er Arroganz auf die Bühne zu bringen.

Es sind viele unbekannte Titel, die den hintersinn­igen Humor der damaligen Zeit aufscheine­n lassen, aber auch bekannte Lieder wie das „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück“oder „Ein Lied geht um die Welt“. Texte und Musik stammen hauptsächl­ich aus den Federn von Robert Gilbert, Walter Jurmann, Fritz Rotter, Max Hansen oder Friedrich Holländer. Zwischendu­rch zelebriert Raabe seine Melodien auch mit Pfeifen oder Summen, wofür er Sonderappl­aus erhält.

Etwas anders präsentier­te sich Max Raabe dann nach der Pause mit der recht derben russischen Geschichte vom Stroganoff und Schmutzkin­off, um dann aber rasch wieder zum sanften Teil mit „Die Liebe kommt, die Liebe geht“und damit zum eigentlich­en Thema zurückzuke­hren. Leicht zu singen sind seine Lieder zweifellos nicht und Max Raabe macht es sich auch selbst nicht leicht, wenn er sie mit seinen ganz speziellen Effekten unterlegt und dabei stets hoch konzentrie­rt wirkt. Von Christoph Israel am Klavier wird er dabei optimal begleitet. Zu seinem trockenen Humor passte dann auch die Ankündigun­g seiner Zugabe als „selbstvers­tändlich“. Drei Stücke erklatscht­en sich die Zuhörer und am Ende huschte Raabe tatsächlic­h noch ein Lächeln über das Gesicht.

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Max Raabe bei seinem Soloauftri­tt im Kursaal Bad Wörishofen.

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