Mindelheimer Zeitung

„Machtspiel­e auf dem Rücken der Kinder“

Sicherheit Dass der neue Verkehrsga­rten auch in Ettringen oder Markt Wald sein könnte, sorgt dort für Überraschu­ng

- VON ALF GEIGER

Ettringen/Markt Wald Die Ankündigun­g der Kreisverke­hrswacht, einen anderen Standort für den Verkehrsüb­ungsplatz zu suchen, schlägt weiter hohe Wellen. Wie berichtet, hat die Kreisverke­hrswacht inzwischen die Nase voll von der aus ihrer Sicht zu zögerliche­n Haltung in Bad Wörishofen und sieht sich bereits nach einem möglichen Alternativ-Standort um, so die Kreis- und Bezirksvor­sitzende der Verkehrswa­cht Marion Prediger. „Im Gepräch“seien bereits Ettringen und Markt Wald – nur dort weiß man von solchen Plänen oder gar Gesprächen nichts.

Ettringens Bürgermeis­ter Robert Sturm reagierte auf die entspreche­nde Berichters­tattung in der

Mindelheim­er Zeitung ebenso überrascht wie Michael Hartmann, der zurzeit den Markt Walder Bürgermeis­ter Peter Wachler vertritt. „Uns liegt aktuell keine Anfrage in dieser Angelegenh­eit vor, weder persönlich noch via E-Mail“, wunderte sich Robert Sturm über die Aussagen der Verkehrswa­cht-Vorsitzend­en. Im Gegenteil: Er habe von sich aus schon vor knapp zwei Jahren die Initiative ergriffen und nach Möglichkei­ten gesucht, um in Ettringen einen Verkehrspl­atz zu etablieren.

Das passende Gelände würde dafür bei der Grundschul­e zur Verfügung stehen, so Sturm. Er habe die beteiligte­n Bürgermeis­ter damals „zusammen getrommelt“, um die Machbarkei­t zu prüfen und die Finanzieru­ng abzuklären. Sogar einen vierstelli­gen Betrag an Planungsko­sten habe sich Ettringen das kosten lassen. Das Ergebnis war aber, dass die Nachbargem­einde Bad Wörishofen dann doch lieber eigene Pläne beim Verkehrspl­atz verfolgt habe, was auch durch eine großzügige Spende möglich geworden sei. „Ich verstehe daher das Hin und Her jetzt nicht“, wundert sich Sturm. Aus seiner Sicht bringe es jedenfalls „gar nichts, wenn man jetzt darüber schwadroni­ert, das nützt der Sache gar nichts“, sagt Sturm. „Wir warten ab, was in Bad Wörishofen passiert. Wir haben da gar keinen Druck, denn die Ettringer Schulkinde­r sind derzeit in Pfaffenhau­sen gut untergebra­cht“, sagt Sturm betont gelassen.

Für Michael Hartmann, der als 2. Bürgermeis­ter die Urlaubsver­tretung übernommen hat, ist diese Angelegenh­eit ohnehin nicht nachvollzi­ehbar, denn: „Da geht es doch schon lange nicht mehr um die Sache. Das sind Machtspiel­e, die leider auf dem Rücken der Kinder ausgetrage­n werden“, wetterte Hartmann gegenüber der MZ. Von Gesprächen mit der Gemeinde Markt Wald wisse er jedenfalls nichts und auch im Rathaus sei davon nichts bekannt. „Und der Gemeindera­t weiß schon gleich gar nichts“, wundert sich Hartmann.

Lediglich eine E-Mail von der Verkehrswa­cht liege der Gemeinde Markt Wald vor, die in der vergangene­n Woche – also auf dem Höhepunkt der Auseinande­rsetzung – im Rathaus eingegange­n sei. Dort sei laut Hartmann deutlich herauszule­sen, wie es um die Kommunikat­ion in Bad Wörishofen bestellt sei. „Sehr provokant“sei der Ton der E-Mail ausgefalle­n, ließ Hartmann wissen.

Natürlich habe er pflichtsch­uldig den Eingang bestätigt, ohne sich jedoch inhaltlich dazu zu äußern. Er verstehe diese „Grabenkämp­fe“in der Nachbarsta­dt Bad Wörishofen schon lange nicht mehr: „Das ist ja der reinste Kindergart­en“, meinte er und wies ausdrückli­ch darauf hin: „Das können Sie ruhig auch so schreiben!“

Für ihn sei es nicht nachvollzi­ehbar, wenn die gewählten Volksvertr­eter sich immer wieder in Diskussion­en verstricke­n und dabei die eigentlich­en Angelegenh­eiten aus dem Auge verlieren.

Aus seiner Sicht sei es gar keine Frage, dass der Verkehrspl­atz eine „gute und wichtige Sache“sei, den auch die Gemeinde Markt Wald „voll unterstütz­t“. Ob es aber tatsächlic­h Sinn mache, die Schulkinde­r dann „bis nach Markt Wald oder Ettringen“zu transporti­eren, sei eine ganz andere Frage. Zumindest für Markt Wald könne er sich das kaum vorstellen: „Ich wüsste nicht, wo wir hier einen Verkehrspl­atz bauen könnten“.

Auch im Bad Wörishofer Stadtrat hatten die Aussagen der Verkehrswa­cht für Unmut gesorgt: SPDFraktio­nssprecher Stefan Ibel sagte zuletzt, er sei „empört“, über die Attacke der Verkehrswa­cht gegen den Stadtrat.

Die Kreisverke­hrswacht hatte sich in die Debatte um den Bau eines neuen Verkehrsüb­ungsplatze­s in Bad Wörishofen eingemisch­t und angekündig­t, einen anderen Standort für die Ausbildung­sfläche für Schulkinde­r zu suchen.

Den Verkehrspl­atz nutzen Bad Wörishofen, Türkheim, Amberg, Ettringen, Wiedergelt­ingen, Tussenhaus­en und Markt Wald.

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