Mindelheimer Zeitung

Damit der Drahtesel nicht bockt

Angebot Der Türkheimer Helferkrei­s und die Freiwillig­enagentur „Schaffensl­ust“zeigen immer samstags, wie das eigene Fahrrad mit wenigen Handgriffe­n repariert werden kann. Wer weiß denn schon (noch), wie man einen Reifen flickt?

- VON MARIA SCHMID Fotos (3): Maria Schmid

Türkheim Radfahren ist eine Kunst. Bei einer Panne das eigene Fahrrad reparieren – das erfordert Können. Dass das erlernbar ist, zeigen der Türkheimer Helferkrei­s mit Friederike Maurer in Zusammenar­beit mit Birgit Lux, ebenfalls vom Helferkrei­s und von der Freiwillli­genagentur Schaffensl­ust.

So gibt es seit einigen Wochen die Fahrradwer­kstatt „Do it yourself“. Zu finden ist sie in der Kirchenstr­aße 8 in Türkheim, in einer Garage im Hinterhof.

Dahin kann jeder samstags in der Zeit von 11 bis 12 Uhr kommen. Mit „jeder“sind alle Türkheimer und Flüchtling­e gemeint. Beim ersten und offenen „Reparaturk­urs“erschienen nach und nach Interessie­rte, mal mit einem Rad, das zwar keiner Reparatur bedurfte, der Halter sich jedoch darüber informiere­n wollte, wie und was am Rad funktionie­rt.

Einem anderen war die Kette herunterge­sprungen und somit kein Weiterfahr­en möglich. Markus Reinschmid­t leitete den Kurs ebenfalls auf ehrenamtli­cher Basis. Er ist zwar in der Versicheru­ngsbranche tätig, kennt sich mit Fahrrädern allerdings bestens aus, schließlic­h ist er Mountainbi­ke-Trainer. Er hörte von einer Kollegin von Birgit Lux, dass für die Werkstatt eine helfende Hand für den Kurs gesucht wurde. Er macht es gerne und kompetent. Yahaya Alsaleh aus Syrien ist inzwischen nach nun zwei Jahren als Flüchtling anerkannt und fühlt sich als Türkheimer, ganz besonders jetzt, da seit rund drei Wochen seine Familie bei ihm ist.

Da ist natürlich der sechsjähri­ge Adam, er hat noch zwei weitere Kinder, bei seinem Vater mit dabei schaut ebenfalls aufmerksam zu. Auch einige deutsche Wörter sind ihm bereits geläufig. Schließlic­h spricht und versteht der Vater fließend Deutsch. Er ist Maler und hat sich vorgenomme­n, die Garage der Reparaturw­erkstatt zu streichen.

Der 20-jährige Rigi Jamshid kam aus Irsingen angeradelt. Seit einem Jahr und sieben Monaten berichtet er, ist er hier. Sein Rad ist zwar in Ordnung, doch er möchte es bei einer Panne selbst reparieren können. Für die Sicherheit füllt er eine Fahrradbes­chreibung oder einen Fahrradpas­s aus. Das Rad bekommt eine Nummer, kann so bei einem evenund tuellen Diebstahl schneller als seines identifizi­ert werden. Karin Leinsle ist aus Wiedergelt­ingen gekommen. Auch sie möchte wissen, wie was gemacht werden kann. Markus Reinschmid­t bockt ein Fahrrad auf, nimmt den Vorderreif­en heraus und zeigt, was zu tun ist, wenn der Schlauch ein Loch hat.

Passt überhaupt jedes Ersatzrad auf das alte Fahrgestel­l? Was ist, wenn das Rad 26 Zoll hat, das neue aber 28 Zoll? Und wozu ist ein Schlauchba­nd wichtig? Welcher Schlüssel wird wofür gebraucht? Was ist ein Schnellspa­nner? Was ist ein Reifenhebe­r? In dieser Werkstatt „Do it yourself“werden die Fahrräder nicht von Fachkräfte­n repariert. Hier wird lediglich Hilfestell­ung geleistet.

Die Radfahrer müssen alles selbst machen, sich eventuell ein Ersatzteil kaufen, können aber immer mit der angebotene­n Hilfe rechnen, damit nachher auch wirklich alles passt. Ersatzteil­e gibt es beim „Radl Augustin“von Helmut Augustin in Türkheim, bei dem schnell das richtige Teil eingekauft werden kann. Bei diesem Einführung­skurs kommen nach und nach Interessie­rte und sind begeistert von der unkomplizi­erten Art und Weise, wie miteinande­r gesprochen, ausprobier­t und erläutert wird.

Es ist eine Gelegenhei­t miteinande­r ins Gespräch zu kommen und sich kennenzule­rnen. Und das immer wieder samstags.

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Ein Angebot für jedermann: Immer samstags von 11 bis 12 Uhr kann in der Fahrradwer­kstatt „Do it yourself“das eigene Radl re pariert werden. Da ist der Name Programm.
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Gemeinsam macht das Reparieren der Fahrräder noch mehr Spaß. Auf dem Foto (von links): Markus Reinschmid­t, Rigi Jamshid, Birgit Lux von Helferkrei­s und von der Schaffensl­ust, Karin Leinsle, Yahya Alsaleh und Friederike Maurer vom Helferkrei­s.
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Karin Leinsle und Markus Reinschmid­t packen selbst mit an, wenn es gilt, die Draht esel wieder flott zu bekommen.

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