Männermund tut Vieles kund
Reden ist manchmal wichtig, Schweigen kann oft sehr belastend, aber auch wohltuend sein. Und angeblich sind Frauen diejenigen, die sich gerne mitteilen und stundenlang über Kochrezepte, den letzten Zumbaabend oder die Geheimnisse der Rosendüngung verbreiten. Weit gefehlt! Da sitzt man müde in einem Regionalzug, wegen Platzmangels im Abteil für sportliche Radler mit entsprechenden Hochleistungsfahrzeugen. Gegenüber zwei Herren mittleren Alters, gekleidet in wurstartiges Outfit mit entsprechenden Schriftzügen der Sponsoren, einer Pizzeria und einem Radlgeschäft. Eine Dame ist auch dabei, die hat den beiden und sich gerade ein Eis spendiert und darf jetzt zuhören. Die Rede beginnt: Es geht um die vorletzte Tour in den Bergen, eine Meisterleistung des Durchhaltevermögens bei Sauwetter und steiler Abfahrt, aber dank der guten Stimmung ein beeindruckendes Erlebnis. Die nächste Tour ist in Planung, Frauen werden gerne mitgenommen, weil sie sich als zäh und und kameradschaftlich erweisen und nicht nur ein Eis, sondern auch mal ein Bier oder heißen Tee spendieren. Es geht um den Gruppengeist insgesamt, um den Ismael, der jetzt flott mitradelt und sich ansonsten als Hausmeister in einem größeren Wohnblock bewährt, um den Hausbesitzer, der den Mietern das Streichen des Treppenhauses als Renovierung aufs Auge drücken will – und so weiter und so fort. Das pralle Leben zieht an mir vorbei, und ich wollte doch nur in die Landschaft schauen ...
Die Radlerdame schweigt wie ich, überwältigt von so viel Text aus Männermund.